Sachsen-Anhalt Wernigerode: Rathaus erstrahlt in ungewöhnlicher Farbe
Das Rathaus in Wernigerode hat am Sonntag violett geleuchtet. So sollte auf die Herausforderungen und Bedürfnisse frühgeborener Kinder aufmerksam gemacht werden. Auch das Universitätsklinikum Magdeburg beteiligt sich an der Aktion.
In Wernigerode im Landkreis Harz ist am Sonntag das Rathaus in ungewöhnlicher Farbe angestrahlt worden. Mit der Lichtinstallation sollte auf die Herausforderungen und Bedürfnisse frühgeborener Kinder aufmerksam gemacht werden, teilte das Harzklinikum mit. Deshalb war das Rathaus in Aubergine (dunkles Violett) beleuchtet.
Von einer Frühgeburt spricht man, wenn ein Baby vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt. Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Wegen der nicht abgeschlossenen Entwicklung drohen vor allem extremen Frühchen gesundheitliche Probleme, die bis zu schweren Behinderungen reichen können. Häufigste Spätfolgen sind Entwicklungsverzögerungen, Atemwegserkrankungen, motorische Störungen, Aufmerksamkeitsprobleme und Essstörungen.
Auch das Universitätsklinikum Magdeburg beteiligt sich nach eigenen Angaben an der Aktion. So war dort ab 15 Uhr die gesamte Frontseite des Gebäudes der Uniklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Stadtteil Stadtfeld in purpurnes Licht getaucht.
Überlebenschancen von Frühchen
Die Neugeborenen-Medizin hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. So lag die Überlebenschancen von Frühchen die nach 28 Schwangerschaftswochen in Deutschland zur Welt kamen in den 1980er Jahren gerade einmal bei zehn Prozent. Mittlerweile sind es 97 Prozent.
Die Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) verweist auf eine Studie aus 27 OECD-Ländern in den Jahren 2000 bis 2017: Wer mit 22 Wochen geboren wurde, hat eine Überlebenschance von 24 Prozent. Bei 23 Wochen liegt sie bei 38 Prozent, bei 24 Wochen bei 60 Prozent und bei 25 Wochen bei 76 Prozent. Frühchen aus der 22. Wochen haben zu 61 Prozent schwere Erkrankungen danach. In der 23. Woche liegt diese Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent.
Anlass für die Lichtinstallation in Wernigerode und Magdeburg ist der Welt-Frühgeborenen-Tag am 17. November. Weltweit leuchten Bauwerke in Purpur, Lila oder Aubergine, um auf die besondere Startsituation der Allerkleinsten hinzuweisen. Etwa jedes zehnte Neugeborene kommt zu früh auf die Welt. Allein in Deutschland entspricht das einer Zahl von rund 60.000 Kindern jährlich. Der Aktionstag soll den Blick auf die speziellen medizinischen und emotionalen Anforderungen lenken, die mit einer Frühgeburt einhergehen.
MDR (Norma Düsekow, Hannes Leonard), dpa