Thüringen Erfurter Architekt haucht Defensionskaserne auf dem Petersberg neues Leben ein
Mit 167 Metern ist die Defensionskaserne auf dem Erfurter Petersberg Thüringens längstes Gebäude und es ist eines der markantesten Bauwerke der Landeshauptstadt. Seit 2021 gehört es dem Thüringer Architekten Frank Sonnabend. Der baut es für eine zweistellige Millionensumme seit 14 Monaten zu einem Büro- und Kreativort um. Inzwischen ist der Rohbau auf der Zielgeraden. Ende 2025 soll das Haus fertig sein.
Es wird gehämmert, gefräst, gebohrt, gemaltert. Tonnenschweres Sicherheitsglas wird durch die langen Gänge geschoben. Die künftigen Brandschutzwände sollen im Ernstfall 90 Minuten lang Feuer aus- und abhalten.
Der Ausbau geht gut voran, freut sich Investor Frank Sonnabend. Das Gebäude ist mittlerweile an die Fernwärme angeschlossen. "In Rekordzeit haben wir das mit den Stadtwerken hingekriegt, nachdem klar war, dass das mit Gas wie es mal geplant war, nicht funktionieren wird."
Allein diese meterdicken Wände sind eine Herausforderung. Frank Sonnabend | Architekt
In einigen Abschnitten des 167 Meter langen Flures ist es bereits kuschlig warm. Überall ist Fußbodenheizung verlegt. Die Struktur des historischen Baus mit seinen unendlich vielen Räumen bleibt erhalten, doch Durchbrüche, vier Fahrstühle, vier neue Stahltreppen bringen die Moderne in den fast 200 Jahre alten Bau.
Die Defensionskaserne auf dem Erfurter Petersberg erhält Stück für Stück ein neues Innenleben.
Defensionskaserne: Viele Mietanfragen
10.000 Quadratmeter Fläche sind zu vermieten. Und, so sagt Sonnabend, es gebe genug Interessenten. "Geht es nach den Anfragen, könnte ich dreimal so viel Fläche vermieten." Mit der exklusiven "Winebank" ist vor ein paar Wochen der erste Mieter eingezogen. Der nächste folgt im Dezember.
Das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie will ab Januar hier Akten lagern. Die Stadt Erfurt hat 500 Quadratmeter für ein Pop-up-Museum angemietet. Was dort passieren und ausgestellt werden soll, hat Kulturdirektor Christian Horn mit Kulturakteuren in dieser Woche hinter verschlossenen Türen vor Ort diskutiert.
Bauen auf der Krone Erfurts
Frank Sonnabend und sein Architekt Thomas Schmidt sanieren das Gebäude mit Respekt vor dessen Vergangenheit. "Wir sind hier auf der auf der Krone von Erfurt, dem Petersberg, unterwegs. Da schauen alle noch mal mehr hin. Allein diese meterdicken Wände sind eine Herausforderung. Um die Haustechnik zu verlegen, muss man durch 1,60 bis 1,80 Meter dicke Wände durch", beschreibt Schmidt.
Die alten Spuren soll man sehen. Frank Sonnabend | Architekt
Das ist inzwischen geschafft. Moderne Büros für rund 30 Mieter unterschiedlichster Coleur entstehen. Weil mit den potenziellen Mietern gerade noch verhandelt wird, will der Investor keine Namen nennen. "Das reicht von Künstlern, die kleine Flächen anmieten wollen, bis zu Behörden und Unternehmen." Die Kaserne wird zum Campus für gestandene Firmen, für Start-ups, Wissenschaft und Kultur.
Seit 2021 gehört die Defensionskaserne dem Thüringer Architekten Frank Sonnabend.
Die ehemaligen Mannschaftszimmer, in denen die Soldaten in Doppelstockbetten geschlafen haben, sind in ihrer Kubatur nicht verändert worden. Zeitweise waren in der Kaserne 700 Soldaten untergebracht.
Wer es weiß, entdeckt auch die ehemaligen Pulver- und Kanonenlöcher, die aber verputzt wurden. Auf den Wänden sind bis zu zehn Farbschichten. "Die alten Spuren soll man sehen. Das Haus ist 1828 bis 1831 erbaut worden und an diesen Wänden waren schon Generationen. Wir versuchen das jetzt mit einem weißen Probeanstrich und einer Lasur. Das Haus hat seinen Charme und den wollen wir erhalten", sagt Sonnabend.
Zahlreiche potenzielle Mieter haben bereits Interesse an den Räumlichkeiten bekundet.
Neues Leben in altem Bau
Mehr als 20 Jahre stand der mächtige Bau leer. Die Stadt und die Landesentwicklungsgesellschaft entwarfen Ideen für die Nutzung und verwarfen sie wieder. Hotel, Jugendherberge, Verwaltungsgebäude. Potenzielle Investoren kamen und gingen. Frank Sonnabend, aufgewachsen in Lengenfeld unterm Stein und seit Jahrzehnten Wahl-Erfurter, blieb und kaufte.
2021, im Jahr der Bundesgartenschau, hat er den Kaufvertrag unterschrieben. "Ob ich verrückt bin, müssen andere beurteilen. Ich bin ja von Haus aus Architekt und ich habe Spaß an solchen Objekten."
Momentan, sagt er, gehe die Rechnung auf. Mieter stehen Schlange und die Kosten galoppieren nicht davon. "Es wird sicher teurer, aber im vertretbaren Rahmen", schätzt der Investor ohne Summen zu nennen.
Alles wird neu - aber die Spuren der Geschichte der Defensionskaserne sollen erhalten bleiben.
Die Bauzeit hat sich leicht um etwa ein halbes Jahr nach hinten verschoben. Das lag hauptsächlich daran, dass man vom Gas weg zur Fernwärme wechseln musste und wollte.
Neben dem Pop-up-Museum der Stadt Erfurt wird es auch andere Bereiche geben, die öffentlich sein werden. "Im Haus wird es im Erdgeschosse über drei Achsen hinweg Gastronomie geben. Die Ostterrasse mit dem herrlichen Blick über Erfurt bis hin nach Weimar wird bewirtschaftet und auf der Nordseite wird es eine Außenbestuhlung mit diversen kulturellen Events geben", kündigt Architekt Thomas Schmidt an.
In das lange Zeit als Problembau und Klotz am Bein betrachteten Gebäude kehrt wieder Leben ein. Ende 2025 soll es fertig sein.
MDR (cfr)