Macrons Rede in Dresden Große Visionen, große Zweifel
Macron hat die Menschen bei seiner Rede in Dresden mitgerissen. Doch es ist fraglich, ob er seine teuren Visionen angesichts der massiven Staatsverschuldung seines Landes überhaupt einlösen könnte.
Emmanuel Macron ist ein Visionär, jemand, der die Zukunft gestalten will, der nach vorne blickt. Davon gibt es in Europa viel zu wenige. Bei so viel Gegenwind, der momentan gegenüber der europäischen Idee zu spüren ist, tut es regelrecht gut, sich von Macrons Ideen von einem starken, wachsenden und eigenständigen Europa mitreißen zu lassen.
Der Rückhalt für Macron bröckelt
Dass der französische Präsident so glänzt, wenn es um Europa geht, überstrahlt allerdings etwas, wie er im eigenen Land dasteht: In Paris oder Marseille hätte er vermutlich nicht so viel Applaus bekommen wie in Dresden. Der Rückhalt des einstigen Hoffnungsträgers in der französischen Bevölkerung bröckelt.
Die Europawahl entwickelt sich zunehmend zu einer Abstimmung gegen seine Politik. EU-kritische Kräfte könnten auch in Frankreich die großen Gewinner dieser Wahl werden. Und das schwächt den pro-europäischen Präsidenten Macron.
Kann die EU sich auf Frankreich verlassen?
Der wünscht sich, wie er heute in Dresden sagte, einen Investitionsschock für die Europäische Union, eine Verdopplung des Budgets, massive öffentliche Ausgaben - auch in eine gemeinsame Verteidigung. Dabei steht sein eigenes Land finanziell mit dem Rücken zur Wand.
Die Staatsverschuldung erreicht schwindelerregende Höhen. Das lässt doch etwas Zweifel aufkommen, ob man sich wirklich so auf Frankreich verlassen kann, wie Macron es heute mehrfach betont hat. Ein bisschen deutscher Realismus kann da sicher nicht schaden.
Im Gegenzug würde man sich von der deutschen Politik ein bisschen mehr von dieser Begeisterung für Europa wünschen, die bei Macrons Rede heute in Dresden zu spüren war.