Joyce Msuya spricht in ein Mikrofon.
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Krieg in Nahost ++ UN-Nothilfekoordinatorin wirft Israel Blockade vor ++

Stand: 16.10.2024 23:13 Uhr

UN-Nothilfekoordinatorin Msuya hat Israel vorgeworfen, die Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter in den Gazastreifen zu blockieren. Der libanesische Apothekerverband warnt vor einem Medikamentenmangel. Der Liveblog zum Nachlesen.

16.10.2024 • 23:13 Uhr

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In den vergangenen drei bis vier Wochen hat es laut Katars Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani keine Gespräche mehr über eine Feuerpause im Gazastreifen gegeben. Man "dreht sich nur im Kreis mit einem Schweigen aller Parteien", sagte er nach dem Treffen der EU und des Golf-Kooperationsrates in Brüssel.

Die israelischen Angriffe im Libanon haben den UN zufolge immer "schwerwiegendere Auswirkungen auf zivile Infrastrukturen und die Zivilbevölkerung". Gesundheitseinrichtungen, Moscheen, historische Märkte, Wohnkomplexe und auch Regierungsgebäude würden in Schutt und Asche gelegt, hieß es in einer Erklärung des UN-Nothilfebüros Ocha. Familien fühlten sich weiter gefährdet, auch wenn sie bereits in vermeintlich sichere Gebiete geflohen seien.

Nach wiederholter Gewalt gegen Soldaten der UN-Friedensmission im Libanon (Unifil) wollen 16 europäische Länder "größtmöglichen Druck auf politischer und diplomatischer Ebene auf Israel ausüben". Ziel sei es, "weitere Zwischenfälle zu vermeiden", teilte das italienische Außenministerium mit.

Ein israelischer Panzer hat nach Angaben der Vereinten Nationen auf einen Beobachterturm der UN-Friedensmission Unifil im Südlibanon geschossen. Zwei Kameras seien zerstört und der Turm beschädigt worden. "Wieder einmal sehen wir direktes und offenbar absichtliches Feuer auf eine Unifil-Stellung", hieß es in der Erklärung. Die UN-Beobachter forderten das israelische Militär und "weitere Akteure" auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und die Sicherheit von UN-Personal und -Eigentum zu gewährleisten.

UN-Nothilfekoordinatorin Joyce Msuya hat Israel auf einer Sitzung des Sicherheitsrats beschuldigt, die Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter in den Gazastreifen zu blockieren. Im Norden von Gaza, wo eine israelische Offensive im Gange ist, seien kaum noch Nahrungsmittel vorhanden. Das Ausmaß des Leidens sei brutal und verschlimmere sich jeden Tag. Msuya forderte alle Mitglieder des Sicherheitsrates auf, dafür zu sorgen, dass das humanitäre Völkerrecht eingehalten wird.

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat ein Ende von Angriffen auf Blauhelmsoldaten der UN-Truppe im Südlibanon gefordert. "Derartige Dinge müssen unterbleiben. Wir sind auf allen Ebenen in Kontakt mit unseren israelischen Partnern und machen das sehr, sehr deutlich", sagte der SPD-Politiker.

Pistorius sagte, dies gelte ganz gleich, ob es absichtliche Angriffe seien, "dann haben die unmittelbar und direkt aufzuhören. Oder ob es versehentlich Fehler sind von einzelnen Kräften, auch die müssen abgestellt werden durch mehr Sensibilität". Es könne nicht sein, dass dafür als Entschuldigung herangezogen werde, dass Tunnels der Terrormiliz Hisbollah in der Nähe seien.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen weiteren Hisbollah-Kommandeur im Südlibanon getötet.Die Armee teilte am Mittwoch mit, dass Dschalal Mustafa Hariri, der Hisbollah-Befehlshaber in der Region Kana, bei einem Angriff zusammen mit anderen Hisbollah-Kämpfern getötet worden sei.

Von der schiitischen Hisbollah-Miliz gab es keine unmittelbare Bestätigung. Libanesische Behörden gaben an, dass mindestens 15 Zivilisten bei israelischen Angriffen in der Stadt getötet worden seien. Nach Angaben des israelischen Militärs war Hariri für die Planung und Ausführung zahlreicher Angriffe auf Israel verantwortlich.

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Gebäude im Bekaa-Tal im Osten des Libanon sind den Staatsmedien zufolge zwei Menschen getötet worden. Bei den Toten handele es sich um eine Ortsansässige und eine vertriebene Person, hieß es in dem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur NNA.

Demnach trafen israelische Kampfflugzeuge ein zweistöckiges Gebäude in Jammuneh. Bei einem separaten Luftangriff auf die Rajak-Baalbek-Autobahn seien zwei weitere Menschen umgekommen und neun weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Nach einem NNA-Bericht wurden zudem mehrere libanesische Soldaten verwundet, als ein Geschoss in der Nähe ihres Militärfahrzeugs einschlug.

Ein weiterer israelischer Luftangriff auf Duair im Süden des Libanon habe Geschäfte und Wohnungen zerstört, meldete NNA. Ob es dort Tote oder Verletzte gab, war zunächst unklar.

Kanada hat am Mittwoch israelische Angriffe auf zivile Infrastruktur im nördlichen Gazastreifen und auf Friedenstruppen der Vereinten Nationen im Libanon verurteilt. Kanada forderte laut Nachrichtenagentur Reuters ein sofortiges Ende der Angriffe. In einer Erklärung sagte die Regierung, die immer schlimmer werdende humanitäre Lage in Gaza sei inakzeptabel.

Mehr als 150.000 Kinder im Gazastreifen haben nach UN-Angaben die zweite Polio-Impfdosis erhalten. Nach zwei Tagen einer zweiten Impfrunde seien 156.943 Kinder geimpft worden, erklärte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Mittwoch im Onlinedienst X.

. Die Impfungen sollten am Mittwoch fortgesetzt werden. Mehr als 128.000 Kinder hätten zudem Vitamin-A-Präparate erhalten. "Wir fordern, dass die humanitären Pausen weiterhin eingehalten werden", erklärte der WHO-Generaldirektor weiter. Er forderte zudem eine Waffenruhe und Frieden.

Frankreich schließt Insidern zufolge israelische Firmen von einer militärischen Marinemesse aus, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Unternehmen aus Israel dürften an der Messe des Veranstalters Euronaval vom 4. bis 7. November nicht teilnehmen, sagten demnach zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Das Verteidigungsministerium, das Außenministerium, die israelische Botschaft und Euronaval reagierten nicht auf Bitten um Stellungnahmen. Frankreich hatte israelischen Firmen in diesem Jahr bereits die Teilnahme an einer Militärmesse verwehrt.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant nannte die Entscheidung über den Ausschluss "eine Schande". "Wir werden unsere Nation weiterhin an sieben verschiedenen Fronten gegen Feinde verteidigen und für unsere Zukunft kämpfen – mit oder ohne Frankreich", schrieb Gallant auf X.

Dem Libanon droht nach Angaben des libanesischen Apothekerverbands aufgrund des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah ein Mangel an Medikamenten. "Unser Restbestand an Medikamenten ist gefährdet", sagte der Verbandsvorsitzende, Joe Salloum, der Nachrichtenagentur dpa. Schon jetzt herrsche bei einigen Arzneimitteln ein Mangel.

Ein Problem sei, dass aufgrund des Krieges derzeit nur noch die landeseigene Fluggesellschaft Middle East Airlines den einzigen internationalen Flughafen im Land anfliege. Viele Apotheken seien zudem aufgrund der weitflächigen israelischen Angriffe im Land derzeit geschlossen. "Wir versuchen, die Bestände aus den bombardierten oder zerstörten Apotheken auf sicherem Wege zu beschaffen", so Salloum.

Bei einem Raketenangriff aus dem Libanon auf die israelische Stadt Karmiel sind nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom vier Menschen leicht verletzt worden. Sie seien von Raketensplittern getroffen und in ein Krankenhaus gebracht worden. 

Die Zeitung "Times of Israel" berichtete, ein Wohnhaus in einem überwiegend von israelischen Arabern bewohnten Ort bei Karmiel habe einen Volltreffer erlitten. In sozialen Medien waren Fotos und Videos eines zerstörten Hauses zu sehen.  Nach Angaben der israelischen Armee war die Gegend um die Stadt und andere Orte in Galiläa im Norden Israels von etwa 30 Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Die meisten der Geschosse seien abgefangen worden. Einige seien jedoch auch eingeschlagen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Israel im Kampf gegen die Terrormilizen Hamas und Hisbollah weitere Waffenlieferungen zugesagt. "Es gibt Lieferungen und wird auch immer weitere Lieferungen geben. Darauf kann sich Israel verlassen", sagte Scholz im Bundestag bei einer Regierungserklärung zum bevorstehenden EU-Gipfel.

Gleichzeitig erklärte der Kanzler, dass es auch weiterhin der humanitären Hilfe für die Menschen in Gaza bedürfe und dass die Regeln des Völkerrechts im Nahost-Krieg eingehalten werden müssten. Es brauche außerdem auch eine Perspektive für eine Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern, sagte Scholz. Es seien auch Zivilisten in dem Krieg gestorben. Die Humanität gebiete es, mit allen Opfern zu fühlen, sagte Scholz.

Nach Warnungen vor einer Aushungerung des nördlichen Abschnitts des Gazastreifens hat Israel den Transport von Hilfsgütern in 50 Lastwagen in das Gebiet gemeldet. Es handele sich unter anderem um Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente, teilte die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde Cogat mit. 

In mehreren Gemeinden im Norden Israels ist erneut Luftalarm ausgelöst worden. Die Sirenen heulten am Mittwoch in den Orten Kfar Giladi und Misgaw Am, wie die Armee mitteilte. Sie liegen unmittelbar an der faktischen Grenze zum Libanon. In der Nacht zuvor sei eine weiter südlich gelegene Region, in der auch die Stadt Safed liegt, mit etwa 50 Raketen aus dem Libanon angegriffen worden, teilte die Armee weiter mit. 

Einige der Geschosse seien abgefangen worden, andere in offenem Gelände eingeschlagen. Die Hisbollah teilte mit, sie habe Raketen auf Safed und drei weitere Orte in der Nähe abgefeuert. Über Opfer oder größere Schäden wurde nichts mitgeteilt.

Der Bürgermeister der Stadt Nabatije im Süden des Libanon ist nach Angaben der dortigen Provinzgouverneurin bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Bürgermeister Ahmad Kahil zähle zu den Opfern des Angriffs vom Mittwoch, sagte die Gouverneurin der gleichnamigen Provinz, Howaida Turk, der Nachrichtenagentur AP.

Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums kamen in der Provinzhauptstadt Nabatije fünf Menschen ums Leben. Nach israelischer Darstellung wurden dort Stellungen der Hisbollah in zivilen Gebieten angegriffen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Generalkommissar des UN-Flüchtlingshilfswerks UNWRA ist bei einer Pressekonferenz auch auf Vorwürfe gegen Mitarbeiter des Hilfswerks und mögliche Verstrickungen in den Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 eingegangen. Hierzu habe es eine gründliche Untersuchung gegeben, die betreffenden UNWRA-Mitarbeiter seien gemeldet, teils bei den Angriffen getötet oder inhaftiert worden, sagte er laut Nachrichtenagentur KNA.

"Mit Blick auf das Hamas-Massaker vom 7. Oktober ist keine Untersuchung mehr offen", betonte Lazzarini. Er hatte direkt nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe erklärt, dass jeder, der möglicherweise in den Terrorakt verwickelt sei, zur Rechenschaft gezogen werde. Deutschland und andere Geberländer hatten temporär ihre Mittel für das Hilfswerk eingestellt.

Philippe Lazzarini

Philippe Lazzarini

Ein 35-jähriger Israeli soll im Auftrag des Irans einen geplanten Mord an einem israelischen Wissenschaftler vorbereitet haben. Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet teilte mit, der Einwohner einer Vorstadt von Tel Aviv sei den Sicherheitskräften ins Netz gegangen. Der Mann soll sich im Kontakt mit einem iranischen Spionagenetzwerk bereiterklärt haben, den Wissenschaftler für 100.000 US-Dollar (knapp 92.000 Euro) zu töten. 

Der Tatverdächtige habe bereits eine Waffe und Munition gekauft, teilte Schin Bet mit. Die iranischen Kontaktleute hätten ihm versprochen, ihm direkt nach der Tat zur Flucht nach Russland zu verhelfen. Es sei ein weiterer Fall in einer Serie iranischer Versuche, israelische Bürger für Spionagezwecke zu rekrutieren. 

Im Streit über israelische Angriffe auf UN-Friedenstruppen im Libanon verschärft sich der Ton zwischen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. In einem Telefonat hatte Macron nach Angaben des Élysée-Palasts seine Empörung über die Angriffe vorgebracht. Israel müsse sofort aufhören, die Blauhelmsoldaten zum Ziel zu nehmen, habe er gesagt. Israel betont, es nehme keinesfalls UN-Truppen zum Ziel und wirft wiederum der libanesischen Hisbollah vor, diese als Schutzschilde zu missbrauchen. 

Französische Medien berichteten zudem von einer Mahnung Macrons in Richtung Netanyahu: Dieser solle nicht vergessen, dass Israel durch eine Entscheidung der UN gegründet worden sei, sagte Macron den Berichten zufolge bei einer Kabinettssitzung. Es sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, sich von den Entscheidungen der Vereinten Nationen zu distanzieren. Französische Medien bezogen sich bei der Aussage auf Teilnehmer der Sitzung. Der Élysée-Palast äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht. 

Netanyahu hielt öffentlich dagegen, Israel sei keinesfalls durch einen UN-Beschluss gegründet worden, sondern durch den Sieg im arabisch-israelischen Krieg, der 1948 begann. 

Der Chef des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, warnt angesichts des bevorstehenden Winters vor einer Hungersnot im umkämpften Gazastreifen. "Hunger und Unterernährung sind leider sehr wahrscheinlich", sagte Lazzarini bei einer Pressekonferenz in Berlin.

Die Lage in Gaza sei dramatisch, das Leid enorm. Rund eine Million Minderjähriger seien traumatisiert, mehr als 600.000 Schulkinder erhielten keine Bildung, berichtete Lazzarini. Das Hilfswerk sei ihm zufolge kurz vor dem Punkt, an dem es nicht mehr helfen könne.

Falls es der israelischen Regierung gelinge, die Arbeit des Hilfswerks in Gaza zu verbieten, wie es derzeit versucht werde, drohe nicht nur die letzte mögliche Versorgung der Menschen wegzubrechen - es könne auch die Arbeit von anderen UN-Organisationen weltweit bedrohen, so Lazzarini.

Dabei sei der Hunger in dem palästinensischen Küstenstreifen "menschengemacht", sagte Lazzarini und forderte, die Lastwagen-Konvois mit Nahrungsmitteln über die Grenzposten in den Gazastreifen passieren zu lassen. Vor allem Kinder seien in einer hoffnungslosen Lage, sie lebten zwischen Abwässern und Müll.

Kinder im Gazastreifen stehen mit leeren Töpfen in einer Schlange an.

Die Hungerkrise in Gaza könnte sich verschärfen, warnen die UN.

Die USA haben von Israel laut Medienberichten gefordert, die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern, sonst hätte das Konsequenzen - auch für Waffenlieferungen. In dem Brief, der an israelische Journalisten geleaked wurde, finden die USA ungewöhnlich deutliche Worte, berichtet ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann.

Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zu den israelischen Luftangriffen in Beirut und zur aktuellen Lage in Israel

tagesschau24, 16.10.2024 09:00 Uhr

Die israelische Luftwaffe hat nach Behördenangaben zahlreiche Angriffe auf die Stadt Nabatijeh im Süden des Libanon geflogen. Es habe am Morgen mindestens elf Angriffe auf die Stadt und ihre Umgebung gegeben, sagte Gouverneurin Howaida Turk der Nachrichtenagentur AFP. Durch die Angriffe habe sich ein "Feuer-Ring" rund um Nabatijeh gebildet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters meldete das libanesische Gesundheitsministerium, dass bei den Angriffen fünf Menschen getötet wurden.

Bereits am Wochenende war das Geschäftszentrum von Nabatijeh bei einem israelischen Luftangriff zerstört worden.

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi hat mit einer "entschiedenen" Antwort Teherans gedroht, falls Israel den Iran als Vergeltung für einen iranischen Raketenangriff angreifen sollte. "Der Iran tut zwar alles, um den Frieden und die Sicherheit in der Region zu wahren, ist aber auch auf eine entschiedene und zu bedauernde Reaktion auf jegliche Abenteuer Israels vorbereitet", sagte Araghchi in einem Telefonat mit UN-Generalsekretär António Guterres, wie Araghchis Büro mitteilte. 

16.10.2024 • 07:20 Uhr

EU-Gipfeltreffen mit Golfstaaten

Vertreter der Europäischen Union und der Golfstaaten beraten bei einem Gipfeltreffen am Nachmittag in Brüssel über die Lage im Nahen Osten. Ziel sind nach Angaben hochrangiger EU-Beamter gemeinsame Bemühungen, eine weitere Eskalation der Konflikte in der Region zu verhindern. "Beide Seiten sind deswegen besorgt", sagte ein EU-Beamter. An dem Treffen nehmen Staats- und Regierungschefs der sechs Staaten des Golf-Kooperationsrates teil, zu dem Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören. Die EU wird unter anderen durch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und ihren Außenbeauftragten Josep Borrell vertreten.

Neben dem Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen sowie dem Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz soll es in den Beratungen auch um die Handelsbeziehungen, die Energieversorgung und die Klimakrise gehen.

Nachdem die Gegend tagelang von Angriffen verschont geblieben war, hat ein israelischer Luftangriff am frühen Morgen die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut getroffen. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Augenzeugen. Diese hörten demnach eine Explosion und sahen eine Rauchwolke. Man habe ein Waffendepot der Hisbollah angegriffen, teilte das israelische Militär mit. Zuvor hatte Israel die Bewohner eines Gebäudes in dem Viertel im Kurznachrichtendienst X aufgefordert, es sofort zu verlassen. Es würden in Kürze Ziele der Hisbollah angegriffen werden.

Israel hat seine Luftangriffe im Süden des Libanons und auf die Bekaa-Ebene intensiviert. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur berichtete, bei einem Luftangriff auf den Ort Kana in der Provinz Tyrus sei am Dienstag mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Mindestens 30 weitere seien verletzt worden. Es wurde vermutet, dass sich noch viele Menschen unter Trümmern befanden.

In derselben Provinz gab es dem Bericht zufolge unter anderem auch Angriffe auf die Dörfer Al-Kasimija, Ain Baal, Aita al-Dschabal, Madschalson und Al-Mansuri. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, bei einem israelischen Luftangriff auf den Ort Rijak in der Bekaa-Ebene seien fünf Menschen getötet worden, darunter drei Kinder. 16 weitere Menschen seien verletzt worden.

Die israelische Armee hat rund 50 Geschosse gemeldet, die in der Nacht auf Mittwoch aus dem Libanon auf Nordisrael abgeschossen worden seien. "Einige Geschosse wurden abgefangen und heruntergefallene Geschosse wurden in der Gegend identifiziert", erklärte das Militär. Opfer meldete die Armee nicht. Die Hisbollah-Miliz im Libanon erklärte ihrerseits, sie habe "eine große Raketensalve" auf die nordisraelische Stadt Safed abgefeuert. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ein Brief hochrangiger US-Beamter, in dem sie Israel aufforderten, die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern, werde von Israel geprüft, sagte ein israelischer Beamter in Washington der Nachrichtenagentur Reuters. "Israel nimmt diese Angelegenheit ernst und beabsichtigt, die in diesem Brief geäußerten Bedenken mit unseren amerikanischen Kollegen zu besprechen", sagte er demzufolge.

Die Vereinigten Staaten hätten Israel mitgeteilt, dass sie im nächsten Monat Maßnahmen ergreifen müssen, um die humanitäre Lage in Gaza zu verbessern, andernfalls drohten mögliche Beschränkungen der US-Militärhilfe, heißt es in dem Brief.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Der israelische Oppositionsführer Yair Lapid spricht sich dafür aus, bei dem geplanten Vergeltungsschlag gegen den Iran die Ölfelder des Landes ins Visier zu nehmen. "Wir sollten mit den Ölfeldern beginnen", sagte er der Jerusalem Post. Das würde der Wirtschaft der Islamischen Republik schaden, begründete er seine Forderung. 

Am Dienstag hatte die Washington Post berichtet, dass sich Israel bei einem Schlag gegen den Iran auf militärische Einrichtungen konzentrieren und Atom- und Ölanlagen verschonen will. Vor zwei Wochen hatten Irans Revolutionsgarden rund 200 ballistische Raketen auf den jüdischen Staat gefeuert. Israel kündigte daraufhin Vergeltung an.

Der Präsident der Weltbank, Ajay Banga, hat die Kriegsschäden durch die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen auf 14 bis 20 Milliarden Dollar beziffert. Die Zerstörungen durch Israels Bombardierung des Südlibanon dürften diese regionale Summe noch erhöhen, sagte Banga auf einer Veranstaltung in Washington. Der Krieg habe bisher nur relativ geringe Auswirkungen auf die Weltwirtschaft gehabt, aber eine erhebliche Ausweitung des Konflikts würde andere Länder, die einen größeren Beitrag zum globalen Wachstum leisten, einschließlich Rohstoffexporteure, mit hineinziehen.

Im Libanon stehen laut UN-Flüchtlingshilfswerk etwa ein Viertel des Landes unter israelischem Evakuierungsaufruf. Bei einem Anschlag in Israel wurde nach Behördenangaben ein Polizist getötet. Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. Oktober 2024 um 11:00 Uhr.