Palästinenser warten auf die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen.
liveblog

Krieg in Nahost ++ Israel weist Bericht über drohende Hungersnot zurück ++

Stand: 10.11.2024 00:02 Uhr

Israel hat Warnungen vor einer drohenden Hungersnot im Norden des Gazastreifens zurückgewiesen. Bei israelischen Angriffen sind im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben mindestens 13 Menschen gestorben. Der Liveblog zum Nachlesen.

10.11.2024 • 00:02 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir schließen den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Militärbehörde Cogat hat Warnungen unabhängiger Experten vor einer drohenden Hungersnot im Norden des Gazastreifens zurückgewiesen. Der Bericht beruhe auf "unvollkommenen, einseitigen Daten und oberflächlichen Quellen mit eigennützigen Interessen", hieß es in einer Mitteilung.

Ein vierköpfiges Expertengremium hatte in dem Bericht vor einer sich rapide verschlechternden humanitären Lage in der Region gewarnt. Die Schwelle zur Hungersnot sei möglicherweise bereits überschritten worden oder man sei kurz davor, hieß es in dem Bericht. Alle Konfliktparteien wurden aufgerufen, binnen Tagen und nicht Wochen zu einer Verbesserung beizutragen.

Die für den Bericht verantwortlichen Experten sind Teil der sogenannten IPC-Initiative. In dieser überwachen 15 internationale Organisationen, unter anderem von den UN, weltweit Hunger und Nahrungsmittelsicherheit.

Katar zieht sich als Vermittler aus den Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas über eine Waffenruhe und die Geiselfreilassung zurück. Die Katarer hätten "sowohl die Israelis als auch die Hamas informiert, dass sie nicht weiter vermitteln können, solange es eine Weigerung gibt, in gutem Glauben über eine Vereinbarung zu verhandeln", hieß es aus Diplomatenkreisen. "In der Folge hat das Hamas-Büro keine Daseinsberechtigung mehr", hieß es weiter ohne nähere Angaben dazu, ob das Büro in Doha geschlossen wird.

Bei neuen israelischen Bombardements im Norden des Gazastreifens hat es palästinensischen Angaben zufolge elf Tote und mehrere Verletzte gegeben. Sechs Menschen seien bei einem Angriff in der Stadt Beit Hanun, fünf weitere im Stadtteil Schedschaija in der Stadt Gaza ums Leben gekommen, hieß es aus medizinischen Kreisen im Küstengebiet.

Demnach soll in Schedschaija eine Gruppe getroffen worden sein, die auf Hilfsgüter wartete. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Berichten.

Zuvor war von mindestens 13 Toten in Gaza-Stadt sowie in Chan Yunis berichtet worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach den Angriffen propalästinensischer Randalierer in Amsterdam haben viele israelische Fußballfans mit Sonderflügen die Heimreise angetreten. Israelische Gesellschaften hätten zunächst vier Flüge ermöglicht, obwohl sie sich normalerweise an die traditionelle jüdische Sabbatruhe von Freitag- bis Samstagabend halten, meldete die niederländische Nachrichtenagentur ANP unter Berufung auf die israelische Botschaft in Den Haag. 

Insgesamt könnten demnach rund 3.000 Anhänger des Klubs Maccabi Tel Aviv vom Amsterdamer Flughafen Schiphol aus heimkehren. Auch für morgen sind Flüge geplant. 

Die Zahl der Toten nach den gestrigen israelischen Luftangriffen auf die libanesische Küstenstadt Tyros hat sich nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums auf mindestens sieben erhöht. 46 Menschen seien verletzt worden.

Einsatzkräfte in Hausruine in Tyros, Libanon

Mindestens sieben Menschen starben nach israelischen Angriffen auf die Stadt Tyros im Libanon.

Israels Außenminister hat eine Gerichtsentscheidung in Berlin, die umstrittene propalästinensische Parole "From the river to the sea, Palestine will be free" als Terror-Kennzeichen einzustufen, gelobt. "Ich begrüße die Entscheidung des Berliner Landgericht", schrieb Gideon Saar auf der Plattform X. "Der neue Antisemitismus, der auf der Leugnung des Existenzrechts des jüdischen Staates beruht, muss entwurzelt werden!".

Die umstrittene Parole hatte am gestern in einem Berliner Prozess erstmals zu einem Schuldspruch wegen Verwendens von Kennzeichen terroristischer Organisationen geführt. Die Parole stelle ein Kennzeichen der Hamas dar, argumentierte die Vorsitzende Richterin. Das Landgericht verhängte eine Geldstrafe von 130 Tagessätzen zu je zehn Euro (1.300 Euro) gegen die angeklagte 42-Jährige. Der Verteidiger kündigte Revision an.

Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer - dort, wo sich jetzt Israel befindet.

Bei einem israelischen Militäreinsatz im besetzten Westjordanland wird ein Palästinenser erschossen. Das teilt die palästinensische Gesundheitsbehörde mit. Palästinensische Medien berichten, israelische Soldaten hätten das Haus des Mannes in der Stadt Akaba umstellt, kurz bevor sie ihn töteten. Das israelische Militär erklärt, es prüfe die Darstellungen.

Bei zwei israelischen Luftangriffen sollen nach Darstellung palästinensischer Mediziner mindestens 13 Menschen im Gazastreifen getötet worden sein.

Ein Angriff richtete sich demnach gegen eine Schule im Osten der Stadt Gaza, in der inzwischen Geflüchtete untergebracht sind. Dabei seien sechs Menschen getötet worden. Unter den Todesopfern seien Kinder, sagten Mitarbeiter des palästinensischen Gesundheitswesens. Laut der israelischen Armee zielte der Angriff auf ein Mitglied der Terrorgruppe Islamischer Dschihad.

Weitere sieben Menschen wurden laut Angaben einer Klinik getötet, als ein israelischer Angriff ein Zelt in der Stadt Chan Yunis traf.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

09.11.2024 • 11:10 Uhr

Ziele im Gazastreifen bombardiert

Israel hat Ziele im Gazastreifen bombardiert. Nach Darstellung der Armee wurden in Dschabaliya und Rafah militärische Einrichtungen, Waffenlager und Raketenabschussanlagen attackiert. Bei den Angriffen auf die Hamas-Ziele seien auch mehrere Terroristen getötet worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht Kommandozentralen und eine Waffenproduktionsstätte sowie weitere "terroristische Infrastruktur" der Hisbollah im Großraum der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen.

Vor den Angriffen seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um das Risiko für die Zivilbevölkerung zu mindern. Man habe die Einwohner vor den Angriffen gewarnt.

Die Terrororganisation habe ihre militärische Infrastruktur systematisch in zivilen Gebieten angelegt, so die Armee. Damit gefährde die Hisbollah das Leben libanesischer Zivilisten.

Nach Warnungen internationaler Experten vor einer unmittelbar bevorstehenden Hungersnot im umkämpften Norden des Gazastreifens fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sofortige Hilfe. Die jüngste Einschätzung einer Initiative für die Analyse von Nahrungskrisen mit Sitz in Rom sei "zutiefst alarmierend", schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Plattform X. "Wir fordern eine sofortige Aufstockung und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe - vor allem Lebensmittel und Medikamente für schwere Unterernährung - innerhalb von Tagen, nicht Wochen."

Zuvor hatten die IPC-Experten in einem ungewöhnlich dringlichen Aufruf geschrieben: "Alle Akteure, die direkt in den Konflikt verwickelt sind oder Einfluss auf dessen Verlauf haben, müssen sofort handeln, und zwar binnen Tagen und nicht erst in einigen Wochen, um diese katastrophale Situation abzuwenden."

Mehrere syrische Soldaten wurden laut einem Bericht der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana bei israelischen Luftangriffen verletzt. Die Angriffe hätten verschiedenen Zielen außerhalb von Aleppo und Idlib gegolten, berichtete Sana unter Berufung auf das Militär.

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, dass die Attacke auf militärische Einrichtungen gezielt habe. Der Beobachtungsstelle zufolge waren in der Gegend Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden und pro-iranischer Gruppierungen stationiert.

Katar hat Vertreter der militant-islamistischen Hamas Medienberichten zufolge aufgefordert, das Land zu verlassen. Der Aufruf erging demnach bereits vor rund zehn Tagen auf dringendes Ersuchen der USA, wie unter anderem die "Times of Israel" und die "Financial Times" unter Berufung auf informierte Personen berichteten. 

Die Hamas unterhält demnach seit 2012 ein politisches Büro in der katarischen Hauptstadt Doha, da die USA darum gebeten hatten, einen Kommunikationskanal zu der Terrororganisation aufrechtzuerhalten. Zu der jüngsten US-Entscheidung beigetragen habe unter anderem die Hinrichtung des amerikanisch-israelischen Staatsbürgers Hersh Goldberg-Polin und fünf weiterer Geiseln durch die Hamas Ende August sowie die Ablehnung neuerer Vorschläge für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg, erklärte ein US-Beamter der "Times of Israel". 

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat in einem Telefonat mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump seine Hoffnung auf einen "gerechten und umfassenden Frieden" im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht. Wie sein Büro am Freitag mitteilte, habe Abbas Trump zu dessen Wahlsieg gratuliert und sich bereit erklärt, "mit Präsident Trump zusammenzuarbeiten, um einen gerechten und umfassenden Frieden auf der Grundlage internationaler Legitimität zu erreichen". 

Trump betonte demnach in dem Gespräch mit Abbas, er werde sich "für eine Beendigung des Krieges einsetzen", und sei "bereit, mit Präsident Abbas und den betroffenen Parteien in der Region und weltweit zusammenzuarbeiten, um Frieden in der Region zu schaffen".

09.11.2024 • 00:35 Uhr

Der Liveblog vom Freitag

Experten für Ernährungssicherheit rufen die Konfliktparteien auf, eine "katastrophale Situation" in Nord-Gaza abzuwenden. Laut dem UN-Menschenrechtsbüro sind viele der Opfer in Gaza Frauen und Kinder. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. November 2024 um 21:31 Uhr.