Ein Soldat der 17. ukrainischen Panzerbrigade nahe der Stadt Tschassiw Jar im Februar 2024.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine dementiert russischen Durchbruch im Osten ++

Stand: 07.04.2024 00:04 Uhr

Die Ukraine hat russische Darstellungen über einen Durchbruch an einem wichtig Frontabschnitt im Osten des Landes zurückgewiesen. Bei Angriffen auf Charkiw und Saporischschja gab es mehrere Tote. Der Liveblog zum Nachlesen.

07.04.2024 • 00:04 Uhr

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Im ukrainisch kontrollierten Teil des Gebiets Donezk sind durch russischen Artilleriebeschuss offiziellen Angaben zufolge mindestens fünf Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern im Landkreis Pokrowsk sei auch eine Minderjährige, teilte die ukrainische Staatsanwaltschaft des Gebiets mit. Zudem seien zwei Menschen verletzt worden. Getroffen worden seien Wohnhäuser in mehreren Ortschaften.

Der Landkreis Pokrowsk liegt nur wenige Kilometer von der Front entfernt westlich von Donezk. Auf der anderen Seite meldeten die Behörden der von russischen Truppen besetzten Gebietshauptstadt Donezk elf Verletzte durch ukrainischen Beschuss. Unter den Verletzten seien zwei Kinder, schrieb der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, auf seinem Telegram-Kanal. Neun Wohnhäuser seien in verschiedenen Stadtteilen beschädigt worden.

Neben der Stadt Donezk sind nach Angaben Puschilins auch die ebenfalls vom russischen Militär kontrollierten Städte Makijiwka und Horliwka angegriffen worden. Es habe 29 Mal Beschuss unter anderem durch Artillerie und Drohnen gegeben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich offen für das Angebot einer US-Waffenhilfe auf Kredit gezeigt. "Wir werden jede Option akzeptieren", sagte Selenskyj in einem TV-Interview dazu. Die USA sind mit Waffenhilfen über umgerechnet 40 Milliarden Euro militärisch der wichtigste Verbündete der Ukraine bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs. Allerdings liegt weitere Rüstungshilfe derzeit wegen eines innenpolitischen Streits zwischen Demokraten und Republikanern in den USA auf Eis.

Die Ukraine ist deswegen die Defensive geraten und verliert derzeit an Boden gegen die russischen Besatzungstruppen. Nach Angaben Selenskyjs gibt es für die Ukraine keine Wahl. Sie müsse jedes Angebot akzeptieren, um siegen und überleben zu können. Wenn er entscheiden müsse, ob er das Paket jetzt auf Kredit oder in einem Jahr gratis bekomme, würde er es sofort auf Kredit nehmen, sagte der ukrainische Staatschef.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts der Gerüchte um eine bevorstehende russische Offensive auf die Millionenstadt Charkiw eine Eroberung der Metropole ausgeschlossen. "Charkiw ist heute geschützt", sagte Selenskyj in einem Fernsehinterview. Er räumte ein, dass die Stadt weiter anfällig gegen Luftangriffe sei, doch für die Verteidigung des Gebiets am Boden sei er absolut zuversichtlich.

Seinen Angaben nach sind die von der Ukraine gebauten Befestigungsanlagen nicht nur in Charkiw, sondern auch in weiten Teilen des Front- und Grenzgebiets weitgehend fertig. Selenskyj behauptete zudem unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, dass Russland zum 1. Juni eine weitere Mobilmachung von 300.000 Mann plane, um seine im Herbst begonnene Offensive fortsetzen zu können.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert von den Verbündeten erneut mehr militärisches Material zur Verteidigung des Landes. Wenn Russland die Ukraine weiterhin jeden Tag so angreife, wie es das im März getan habe, "könnten uns die Raketen ausgehen, und die Partner wissen das", sagte Selenskyj im ukrainischen Fernsehen. Für den Moment sei sein Land ausreichend für die Luftverteidigung ausgerüstet, müsse aber auswählen, was zu schützen sei. Für einen vollständigen Schutz seien hingegen 25 Raketenabwehr-System vom Typ Patriot erforderlich. Selenskyj sagte zudem, er glaube immer noch, dass der US-Kongress ein dringend benötigtes Hilfspaket für die Ukraine verabschieden werde.

Eine Chance auf Frieden in der Ukraine gibt es nach Ansicht von Bundeskanzler Olaf Scholz nur, wenn der Westen das Land entschlossen mit Militärhilfe gegen Russland unterstützt.

"Der Krieg in der Ukraine ist in dem Moment zu Ende, in dem Präsident Putin beschließt, seine Truppen zurückzuziehen", sagte der SPD-Politiker auf einer Wahlkampfveranstaltung der europäischen Sozialisten (SPE) für die Europawahl in Bukarest.

"Putin wird diese Entscheidung jedoch nur treffen, wenn er erkennt, dass er den Krieg auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen kann, dass er keinen ungerechten Frieden diktieren kann, (dass) die Zeit nicht zu seinen Gunsten spielt", sagte der Kanzler.

Nach dem Einschlag einer Drohne in einer militärischen Einrichtung in der pro-russischen Separatisten-Region Transnistrien in Moldau fordert Russland eine Untersuchung. "Wir betrachten diesen Vorfall als eine weitere Provokation, die darauf abzielt, die bereits angespannte Situation um Transnistrien zu verschärfen", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. "Wir erwarten eine gründliche Untersuchung aller Umstände, die zu diesem Vorfall geführt haben."

Nach Angaben der Separatisten vom Freitag wurde eine Radaranlage sechs Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt getroffen. Es habe geringen Schaden und keine Verletzten gegeben.

Die Ukraine hat russische Darstellungen über einen Durchbruch an einem wichtig Frontabschnitt im Osten des Landes zurückgewiesen. Die Stadt Tschassiw Jar werde gehalten, erklärte ihr Oberbefehlshaber Olexandr Syrskyj im Kurznachrichtendienst Telegram. "Alle feindlichen Versuche, in die Stadt einzudringen, sind gescheitert."

Russische Regierungsvertreter hatten dagegen am Freitag nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur RIA mitgeteilt, russische Soldaten seien bereits in die Randbezirke der zu einer Festung ausgebauten Stadt eingedrungen.

Der Fall von Tschassiw Jar, wo in Vorkriegszeiten 12.200 Menschen lebten, wäre ein schwerer Verlust für die ukrainische Armee. Es wäre ein weiterer Erfolg für die russischen Truppen, die seit Wochen in der Ostukraine langsam, aber stetig vorrücken konnten.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Insgesamt hat Russland nach Angaben aus Kiew bei den Angriffen auf die Stadt Charkiw in der Nacht 32 Kampfdrohnen und 6 Raketen verschiedenen Typs auf die Ukraine abgeschossen. 28 Drohnen und die Hälfte der Raketen sei abgefangen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Neben Charkiw wurden aber auch Einschläge in den Gebieten Cherson und Saporischschja gemeldet.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ukrainische Fußballspieler vom englischen Verein FC Arsenal ist im Falle einer Einberufung bereit, in seinem Heimatland zu kämpfen. "Ich denke, es ist eine klare Antwort: Ich würde gehen", sagte Oleksandr Sintschenko in der Sendung "Newsnight" des britischen Senders BBC auf die Frage nach einer möglichen Einberufung zur Front. "Ich hoffe wirklich, dass dieser Krieg bald endet", fügte der 27-Jährige hinzu. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Dienstag ein Gesetz unterzeichnet, welches das Alter für die Einberufung zum Kampfeinsatz von 27 auf 25 Jahre senkt. 

Bei einem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Saporischschja sind nach ukrainischen Angaben mindestens vier Menschen getötet worden. Weitere 20 Menschen seien verletzt, teilte der Regionalgouverneur Iwan Fedorow mit.

Es habe sich um einen doppelten Angriff gehandelt: "Zuerst wurden zwei Raketen abgefeuert, und 40 Minuten später, als Rettungshelfer und Polizisten vor Ort waren, schlug eine zweite Rakete am selben Ort ein", sagte Fedorow in einer Videobotschaft.  Zu den Verletzten zählten auch zwei Journalisten. Die US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, verurteilte im Onlinedienst X die "abscheuliche" Vorgehensweise. "Das Ziel ist es offensichtlich, die Ersthelfer und Journalisten vor Ort zu töten", erklärte sie. 

Bei einem nächtlichen russischen Drohnenangriff auf die Millionenstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine sind sechs Menschen getötet worden. Zehn weitere Menschen hätten Verletzungen erlitten, teilte Charkiws Bürgermeister Igor Terechow im Onlinedienst Telegram mit. Der Angriff ereignete sich demnach im nördlich gelegenen Stadtbezirk Schewtschenkiwskyi. Der staatliche Notfalldienst der Ukraine bestätigte die sechs Todesopfer und "mindestens zehn" Verletzte. 

Durch den Beschuss mit umfunktionierten Flugabwehrraketen vom Typ "S-300" seien neun Wohnhäuser, Wohnheime, ein Verwaltungsgebäude, ein Kindergarten, ein Café, eine Autowaschanlage und ein Tankstellengeschäft sowie mehrere Fahrzeuge beschädigt worden. 

Zuvor hatte Charkiws Gouverneuer Oleh Synegubow von zwei getöteten Männern in dem Stadtbezirk gesprochen. Die Polizei bestätigte die zwei Todesopfer und führte aus, zehn Menschen seien mit "Explosionsverletzungen und Schrapnellwunden" ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja ist laut russisch kontrollierter Kraftwerksleitung mit Drohnen angegriffen worden. Die Ukraine meldet die Zerstörung von sechs Militärflugzeugen auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 06. April 2024 um 09:00 Uhr in den Nachrichten.