Afrika-Strategie Wie China seinen Einfluss ausbaut
Immer mehr Staaten in Afrika begeben sich für Geld und Investitionen in Chinas Hand. Die Volksrepublik steigert so ihren politischen Einfluss. Die Abrechnung könnte schmerzhaft werden. Von Antje Diekhans.
Immer mehr Staaten in Afrika begeben sich für Geld und Investitionen in Chinas Hand. Die Volksrepublik steigert so ihren politischen Einfluss. Die Abrechnung könnte schmerzhaft werden.
Paletten mit medizinischen Hilfsgütern werden aus einem Flugzeug geladen. Eine großzügige Spende. Das ist das Bild, das China verbreiten will: die Volksrepublik als enger Partner Afrikas, auf den man sich in der Not verlassen kann. Dabei sind die Interessen Chinas auf dem Kontinent keinesfalls selbstlos.
Seit Jahren schon baut das bevölkerungsreichste Land der Welt in Afrika die Infrastruktur aus. Vor allem in Ländern wie dem Kongo, in dessen Minen unter anderem das für die Mobilfunkindustrie so wichtige Coltan lagert. "Straßen gegen Rohstoffe lautet der Deal", sagt der kenianische Ökonom Aly Khan Satchu.
China werde damit "zum Zentrum eines neuen Zeitalters", in dem es darum gehe, eine globale Infrastruktur zu schaffen. "Afrikanische Staatschefs glauben ja manchmal, China sei so eine Art Weihnachtsmann. Das stimmt nicht: China will Gewinne für seine Investitionen."
Dschibuti ist das Einfallstor auf den Kontinent
Das jüngste Megaprojekt ist eine Freihandelszone im kleinen Dschibuti am Horn von Afrika. Sie soll zwar erst in ein paar Jahren endgültig fertig sein, aber schon jetzt haben sich rund 700 Unternehmen dort niedergelassen. Auch einen großen Hafen gibt es bereits. Es ist das Einfallstor Chinas auf den Kontinent und ein Teil der neuen Seidenstraße.
Hafenchef Aboubaker Omar Hadi sieht kein Problem im chinesischen Engagement: "Das ist doch nichts Neues. Schon seit sechs Jahrhunderten hat China Handelsbeziehungen mit dem Kontinent - vor allem mit Ostafrika. An diese Beziehungen knüpft China an. Und letztendlich ist es eine Investition für den Welthandel."
Tatsächlich hat China eigenes Geld in die Freihandelszone und den Hafen gesteckt. Aber vor allem hat es Dschibuti riesige Summen geliehen.
"Wachstum auf Pump kann gefährlich werden"
Der Internationale Währungsfonds warnte zur Eröffnung des ersten Teilbereichs der Wirtschaftszone, dass die Verschuldung des kleinen Landes jetzt bei 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt. Zwei Drittel davon müssen China zurückgezahlt werden.
"Das Wachstum auf Pump kann gefährlich werden", meint Wirtschaftsexperte James Shikwati aus Kenia. In dieser Phase sei es noch zu früh, um von Abhängigkeit zu sprechen. Aber man solle sich die Verträge, die China mit afrikanischen Staaten abgeschlossen hat, genauer angucken. Shikwati befürchtet: "Wenn wir nicht zurückzahlen können, besteht die Möglichkeit, dass China kontrollieren will, was in den Ländern passiert."
Auch Ganesh Rasagam von der Weltbank sagt: "Die Chinesen sehen Afrika als den neuen Wachstumsmarkt. In den wollen sie rein, und alle anderen wollen sie draußen halten." Das Motto sei: Wir sind hier, um Geschäfte zu machen und stellen keine Fragen über Korruption und Menschenrechte.
Wunsch nach schnellem Wachstum
Afrikanische Staaten wollen Wachstum und Infrastruktur - jetzt. Selbst, wenn sie dafür in der Zukunft vielleicht einen hohen Preis bezahlen.
Aber könnten die Interessen Chinas auf dem Kontinent auch als neues Kolonialherrentum bezeichnet werden?
Hafenchef Aboubaker Omar Hadi aus Dschibuti reagiert auf eine solche Frage verärgert: "Überhaupt nicht. Die so etwas behauptet, sind dieselben Nationen, die uns einst versklavt haben. Und auf die sollen wir jetzt hören?"