Weltweite ILO-Studie Jeder fünfte junge Mensch ohne Arbeit oder Ausbildung
Viele junge Menschen haben noch immer schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt. Vor allem in den arabischen Ländern und Teilen Asiens ist die Zahl der Arbeitslosen laut einer Studie gestiegen. Deutlich besser ist die Lage in Europa.
Laut einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) haben sich die globalen Arbeitsmarktaussichten für junge Menschen in den letzten vier Jahren nur leicht verbessert. Weltweit ist demnach jeder fünfte junge Mensch (20,4 Prozent) weder in Beschäftigung noch in Aus- oder Weiterbildung.
Untersucht wurde von der ILO die Beschäftigung der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen im Jahr 2023. Der Wert verbesserte sich laut der UN-Sonderorganisation seit Beginn der Erhebungen 2005 damit nur um drei Prozentpunkte.
Besonders oft junge Frauen ohne Job und Ausbildung
Vor allem Frauen und einige Regionen hätten nicht von der positiven Entwicklung profitiert, schreibt die ILO. Insgesamt seien zwei Drittel der jungen Menschen, die sich weder einer Arbeit noch Berufsausbildung befänden, Frauen.
Etwas positiver fällt das Bild bei der Zahl der jungen Arbeitslosen aus. Hier ist der Anteil laut ILO auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2005 gesunken. Demnach waren im vergangenen Jahr 13 Prozent der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos. Der Wert sei auch niedriger als 2019, dem Jahr, bevor die Pandemie weltweit ökonomische Unsicherheiten mit sich brachte, berichtet die ILO.
Arabische Länder und Teile Asiens mit mehr Arbeitslosen
Diese positiven Daten treffen aber nur auf einige Regionen zu. Während junge Leute in den USA und Teilen Europas fast keine Probleme hatten, Arbeit zu finden, stieg in den arabischen Ländern sowie in Ost- und Südostasien und dem Pazifik nach Angaben der ILO der Anteil arbeitsloser junger Menschen. In diesen Regionen habe sich ihre Lage im Vergleich zum Jahr vor dem Pandemieausbruch verschlechtert.
Umgerechnet waren 2023 laut ILO weltweit 64,9 Millionen junge Menschen arbeitslos. Berücksichtigt wurden in der Statistik nur junge Leute, die aktiv Arbeit suchen.
Viele junge Menschen in informellen Jobs
Kritik übt die ILO vor allem daran, dass es in vielen Ländern zu wenig Fortschritte gebe, angemessene Arbeitsplätze für junge Menschen zu schaffen. Weltweit sei mehr als die Hälfte der jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer informell beschäftigt, kritisiert die Organisation. Nur in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen habe die Mehrheit der jungen Arbeitnehmer heute einen regulären, sicheren Job.
Viele junge Leute seien zudem besorgt um ihren Job, heißt es in dem Bericht. Zwei Drittel fürchteten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Junge Leute seien oft mit befristeten Verträgen beschäftigt, und sie würden in Krisenzeiten als Erste gekündigt.
ILO: Mehr Ausbildungsplätze schaffen
"Das zeigt, dass mit unseren Arbeitsmärkten etwas nicht stimmt", sagte Gilbert Houngbo, Generaldirektor der UN-Organisation. Die ILO rief ihre 187 Mitgliedsländer auf, mehr Ausbildungsplätze anzubieten und dafür zu sorgen, dass die jungen Leute das lernen, was im Arbeitsmarkt gebraucht wird.
"Friedliche Gesellschaften beruhen auf drei Kernbestandteilen: Stabilität, Einbeziehung aller und soziale Gerechtigkeit", sagte Houngbo. "Menschenwürdige Arbeit für die Jugend ist das Herzstück für alle drei."