Drei Frauen sitzen in einem Großraumbüro.

Equal Pay Day Warum Frauen immer noch weniger als Männer verdienen

Stand: 07.03.2025 15:39 Uhr

Heute ist Equal Pay Day: Rein rechnerisch fehlt Frauen im bundesweiten Durchschnitt in ihrem Jahreseinkommen der Betrag, den Männer vom 1. Januar bis zum 7. März verdienen. Und das hat Folgen.

"Ich bin sehr gerne für die Kinder da, das macht Spaß", sagt Stefanie Stoll. Seit sie ihren Job aufgegeben hat, dreht sich alles um ihre beiden kleinen Töchter Frida und Lilly, ums Waschen, Einkaufen und Kochen. Klar sei aber auch: "Nach ein paar Jahren merkt man, man braucht mal wieder etwas Anderes."

Es werde aber so weitergehen müssen. "Mein Mann verdient einfach viel mehr Geld. Dann blieb nichts Anderes übrig." Miete, Versicherungen, Einkäufe: Selbst diese laufenden Kosten hätte die Familie alleine von Stefanie Stolls Einkommen nicht bezahlen können.

Teilzeit und schlecht bezahlte "Frauen-Berufe"

Vielen Familien geht es ähnlich wie den Stolls. Im Schnitt verdienen Frauen 16 Prozent weniger als Männer. Einer der Gründe ist, dass sie oft in schlechter bezahlten Berufen oder in Teilzeit arbeiten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich dieser sogenannte Gender Pay Gap um zwei Prozentpunkte verringert. Wenn man Männer und Frauen in ähnlichen Jobs vergleicht, ist der Einkommensunterschied sechs Prozent.

Ziel müsse es aber sein, die Entgeltlücke ganz zu schließen, sagt zum Beispiel Heike Fiestas Cueto vom Landesfrauenrat Baden-Württemberg. Dazu müssten die strukturellen Ursachen beseitigt werden. "Frauendominierte Berufe dürfen nicht unterbezahlt sein. Und Frauen muss eine Vollzeitberufstätigkeit ermöglicht werden", fordert sie.

Familie und Beruf noch immer zu schwer zu vereinbaren

Stefanie Stoll hat nicht wirklich schlecht verdient, sie war Abteilungsleiterin in der Stadtverwaltung Baden-Baden. Mit Ehemann Tim konnte sie dennoch nicht mithalten, er ist Führungskraft im VW-Konzern. Stefanie Stoll hatte ursprünglich einen Vollzeit-Job.

Nach der Geburt ihrer ersten Tochter wechselte sie zunächst in Teilzeit. Aber auch das war schwierig, weil selbst die verlängerte Öffnungszeit der Kita um 14.30 Uhr endete. "Ohne die Großeltern wäre es nicht möglich gewesen", sagt Stoll. Inzwischen hat sie den Job ganz aufgegeben.

Mehr Familienzeit für Männer?

Das Hauptargument seien aber die Finanzen gewesen. Für ihn habe das bedeutet, dass er nicht in Elternzeit gehen kann, sagt Tim Stoll. Dabei würde er eigentlich gerne mehr Zeit mit seinen Töchtern verbringen. Doch gemeinsame Zeit ist knapp.

"Morgens muss ich meist so früh los, dass ich sie gar nicht sehe, oder es gibt nur schnell einen Kuss auf die Stirn", berichtet Tim Stoll. Abends gebe es das gemeinsame Abendessen und das Zu-Bett-Bringen. "Ich rede mir sicherlich irgendwie ein, die Wochenenden und Urlaube reichen aus. Aber wenn man es hochrechnet, sind das 18 Sommerurlaube - je nachdem wie die Pubertät so verläuft."

Nicht als Letzter das Büro verlassen

Laura Fröhlich bietet als "Mental Load Coach" Beratung für Familien in ähnlichen Situationen an. Sie empfiehlt, sich als Familie die Zeit zu nehmen, über die Verteilung der Aufgaben der kommenden Woche zu sprechen. Zum Beispiel 15 Minuten jeden Sonntag. "Das klingt erstmal banal", sagt sie. "Aber oft kommen wir auf die banalen und einfachen Sachen gar nicht, weil wir im Alltagstrott oft so vor uns hinarbeiten."

Tim Stoll hat eine Online-Väterplattform gegründet, auf der sich Väter über die Zerrissenheit zwischen Karriere und Familie austauschen. Er hat sich vorgenommen, die Arbeit künftig nicht immer an erste Stelle zu setzen. "Vielleicht nicht immer der Chef zu sein, der als Letzter das Büro verlässt", erklärt er. "Sondern der, der auch mal sagt: Es ist 15.30 Uhr oder 16 Uhr - die Familie braucht mich."

Tim Stoll hofft, dass er bald in eine Vier-Tage-Woche wechseln kann. Vorübergehend, so lange die Kinder noch klein sind. In seine Vorgesetzten habe er das Vertrauen, dass das keinen Karriereknick bedeuten würde.