Was ist faul bei Cobracrest? Was ist faul bei Cobracrest?
Unter dem Motto "Fuel for the people" ist das Unternehmen Cobracrest angetreten, den Weltmarkt zu erobern. Und "Fuel" gibt es derzeit reichlich für die Börsianer - in Form von zweifelhaften Informationen.
Allein in dieser Woche gab es drei Pressemitteilungen, die besonders seit Dienstag für eine Kursexplosion der im Freiverkehr notierten Aktie der "Cobracrest AG & Co. KGaA" sorgten. Von unter drei Euro schoss das Papier auf zeitweise mehr als fünf Euro. Im Juni war die Aktie sogar bis auf knapp 12 Euro katapultiert worden, bevor sie jäh wieder abstürzte.
Ein volatiler Titel also, der zweifellos noch weitere Überraschungen bereit hält.
Alarmglocken an!
Stutzig sollte spätestens die Pressemitteilung des Unternehmens vom 16. Juni gemacht haben: Darin hieß es, der Aufsichtsrat habe den Vorstand ermächtigt, Gespräche zur "mehrheitlichen Übernahme von drei deutschen Konzernen" aufzunehmen. Damit wolle sich Cobracrest "kurzfristig einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro zukaufen".
"Cobracrest, übernehmen Sie" - so einfach ist das also. Nur: Wo ist das Geld für einen solchen Milliarden-Deal? Kein Problem: "Mit einem Grundkapital in Höhe von über 100 Millionen Euro" werde das "genehmigte Kapital von derzeit über 49 Millionen Euro" für Übernahmen eingesetzt. Hoppla! Ein noch gar nicht durch eine Kapitalerhöhung eingeholtes Kapital von 49 Millionen Euro, um mal eben drei Konzerne mit 1,2 Milliarden Euro Umsatz zu übernehmen?
Aber auch das "Grundkapital in Höhe von über 100 Millionen Euro" wirft Fragen auf. Mitte Mai hat Cobracrest nach eigenen Angaben eine Kapitalerhöhung in Höhe von 99.542.929 Euro durchgeführt. Diese sei durch Sacheinlage von 50.000 Aktien der derzeitigen persönlich haftenden Gesellschafterin, der GICG Europäische Beteiligungs AG erfolgt.
Folglich wurden die Aktien der GICG Europäische Beteiligungs AG, die bis Februar unter "GICG Deutsche Beteiligungs AG" firmierte, mit einem Wert von 1.990,86 Euro pro Stück angesetzt. Eine Marktbewertung fand nicht statt - an der Börse wurde die GICG-Aktie jedenfalls nicht gehandelt.
Um den Wert der Sacheinlage der zu prüfen, beauftragte das Charlottenburger Amtsgericht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young mit einem Plausibilitätsgutachten.
Fehlerhafte Angaben
Der vorläufige Höhepunkt des Cobracrest-Hypes war die auf den 7. Juli datierte Pressemitteilung, die aber erst am Mittwoch, also am 13.07., über dpa verbreitet wurde. Darin hieß es, Ernst & Young habe die "Wertbandbreite des Konzerns" ermittelt. "Bei der fortschreitenden Entwicklung" sei der Firmenwert "bis hin zum Jahre 2008 auf über Euro 500,0 Mio. (indiziert) beziffert" worden.
Gleich dahinter setzte das Management noch einen drauf: Der Vorstand gebe bekannt, dass "direkte Verhandlungen mit europaweit vernetzten Zentralhändlern noch im August zur Unterschrift gebracht" würden. "Mit der Umsetzung dieser Verträge muss von einem Firmenwert von über einer Milliarde Euro ausgegangen werden." Daher sei die Cobracrest-Aktie "zurzeit völlig unterbewertet". Wie schon in den beiden vorangegangenen Mitteilungen wurde dann ein "mittelfristiges" Kursziel für die Aktie von 16 bis 21 Euro ausgegeben.
Abgesehen davon, dass konkrete Kursziele des Managements für die eigene Aktie eine zweifelhafte Spezialität von im Freiverkehr notierten Firmen sind, enthielt die Mitteilung zumindest einen, nicht ganz unwesentlichen Fehler.
Denn einen Wertansatz von Ernst & Young von über 500 Millionen Euro bis ins Jahr 2008 hat es nie gegeben. Auf Nachfrage von boerse.ARD.de vom Dienstag reagierte Cobracrest mit einer "Präzisierung" der Pressemitteilung, die an diesem Mittwoch verbreitet wurde.
Kleine, aber feine Unterschiede
Darin heißt es nun: "Bei der von Ernst & Young AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft durchgeführten Bewertung der Sacheinlage wurden nur die Länder Deutschland und die Vereinigten Staaten und ausschließlich das Produkt Clubber Energy berücksichtigt. Dabei wurde ein Wert von Euro Mio. 100,00 bestätigt. Internen Berechnungen der Cobracrest AG & Co. KGaA zufolge wurde bei der fortschreitenden Entwicklung der Firmenwert auf über Euro Mio. 500,00 indiziert beziffert."
Mit dem Wörtchen "indiziert" soll nach Angaben des Unternehmens der Projektionscharakter der Zahl hervorgehoben werden.
Die weitere Projektion eines Firmenwerts von über einer Milliarde Euro sowie das Kursziel werden erneut wiederholt. Dagegen wurde auf den merkwürdigen Satz "Free Float soll mit Einleitung des Segmentwechsels auf über 30 Prozent steigen", mit dem auch erfahrene Börsianer nichts anfangen konnten, in der neuen Mitteilung verzichtet.
Lesen Sie in Teil 2 über Produkte und globale Visionen des Unternehmens.