Streaming-Dienst wächst stark Mehr als 300 Millionen Menschen nutzen Netflix
Live-Sportübertragungen und die neue Staffel der Serie "Squid Game" sorgen bei Netflix für das größte Kundenplus der Firmengeschichte. Es ist das letzte Mal, dass der Streaming-Anbieter Zahlen veröffentlicht.
Nach einem Rekord-Zuwachs im vergangenen Quartal hat die Streaming-Plattform Netflix die Marke von 300 Millionen Nutzerinnen und Nutzern geknackt. Allein in den Monaten Oktober bis Dezember kamen unter anderem dank der zweiten Staffel der südkoreanischen Erfolgsserie "Squid Game" knapp 19 Millionen Kundinnen und Kunden hinzu.
Das waren etwa doppelt so viele wie von Analysten erwartet - der Videostreaming-Marktführer übertraf damit auch die Prognosen der Wall Street bei Umsatz und Gewinn. Zuletzt hatte es in mehreren Quartalen ein eher schwaches Wachstum gegeben.
An der Börse kommen die Ergebnisse gut an
Mittlerweile hat Netflix 301,6 Millionen Haushalte als Kunden. Mit dem aktuellen Rekord verabschiedet sich der Konzern nun allerdings davon, Angaben zu den Zahlen zu machen. Das hatte er bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Den bisher größten Zuwachs in einem Quartal hatte es zuvor mit rund 15 Millionen zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 gegeben.
"Wir gehen mit viel Schwung in das Jahr 2025", teilte der Streaming-Anbieter mit und hob seine Umsatzziele für das laufende Jahr an. Außerdem kündigte er Preiserhöhungen für die US-Abonnements an.
Der Umsatz von Netflix im vergangenen Quartal stieg derweil im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 10,2 Milliarden Dollar. Unter dem Strich sprang der Gewinn von 938 Millionen Dollar ein Jahr zuvor auf 1,87 Milliarden Dollar. An der Börse kamen die Resultate dementsprechend sehr gut an. Die Aktie stieg im nachbörslichen Handel um mehr als 14 Prozent auf 994,90 Dollar. Sollte das Papier auch im regulären Handel so stark zulegen, wäre es so teuer wie noch nie.
Die Netflix-Aktie gehört zu den stärksten Titeln im Technologieindex Nasdaq 100 in den vergangenen zwei Jahren. Seit einem Zwischentief im Frühjahr 2022 hat sich die Marktkapitalisierung bis zum gestrigen Handelsende mehr als verfünffacht und lag zuletzt bei etwas mehr als 370 Milliarden Dollar. Heute könnte der Börsenwert über die Marke von 400 Milliarden Dollar klettern. In den vergangenen zehn Jahren stieg der Kurs um fast 1.400 Prozent.
Live ist gut fürs Werbegeschäft
Zum Rekord-Plus im vergangenen Quartal beigetragem hat vor allem die zweite Staffel von "Squid Game". Sie ist schon jetzt die dritterfolgreichste Netflix-Serie - hinter Staffel eins sowie der amerikanischen Comedy-Horror-Serie "Wednesday". Zugleich gab es im Vierteljahr zwei Live-Events, die viele Nutzerinnen und Nutzer interessierten: Einen Boxkampf zwischen Altstar Mike Tyson und dem Influencer Jake Paul, den 60 Millionen Zuschauer sahen, sowie die erste Netflix-Übertragung von zwei Spielen der Football-Liga NFL.
Co-Chef Ted Sarandos ließ nun durchblicken, dass Netflix eher darauf aus ist, potenzielle neue Langzeit-Kunden mit einzelnen Sport-Übertragungen wie Wrestling-Kämpfen anzulocken, statt sich teuer die Rechte für eine ganze Saison der großen Ligen zu kaufen. Der Streaming-Anbieter wird die Fußball-Weltmeisterschaften der Frauen 2027 und 2031 zeigen. "Sportübertragungen bringen mehr Stabilität in die Werbeeinnahmen und die Nutzerzahlen", sagte Analyst Ross Benes vom Marktforschungsunternehmen eMarketer. Es halte die Kunden länger am Bildschirm.
Das Live-Programm spielt eine wichtige Rolle für das Anzeigengeschäft von Netflix. Der Dienst, der einst komplett frei von Werbung war, setzt inzwischen verstärkt auf ein günstigeres Abo mit Anzeigen. Damit zieht Netflix auch Werbeausgaben an, die bisher ins klassische lineare TV gingen. In den zwölf Märkten, in denen das Abo mit Werbung verfügbar ist, entscheidet sich die Mehrheit der Neukunden dem Unternehmen zufolge dafür. Von werbefinanzierten Abos verspricht sich Netflix langfristig steigende Gewinne, weil die Einnahmen pro Nutzer höher sind als durch Abo-Gebühren allein.