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Digitalwährungen Was den digitalen Euro von Kryptogeld unterscheidet

Stand: 21.01.2025 15:14 Uhr

Donald Trump will die USA zum "Krypto-Zentrum" der Welt machen - und virtuelle Währungen haben Rekordstände erreicht. Die Europäer treiben ihre Pläne für einen digitalen Euro voran. Wie steht es um das Projekt?

Von Detlev Landmesser, ARD-Finanzredaktion

Was ist der digitale Euro?

Der digitale Euro, auch E-Euro oder D€ genannt, ist ein von der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli 2021 beschlossenes Projekt zur möglichen Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes. Er soll eine kostenfreie Zahlungsmöglichkeit bieten, die sowohl online als auch offline funktionieren soll. Dabei soll er Bargeld nicht ersetzen, sondern als digitale Alternative mit Bargeldeigenschaften ergänzen.

Der E-Euro soll den Konsumenten in einer elektronischen Geldbörse ("Wallet") zur Verfügung stehen. Dahinter würde ein separates Zentralbankkonto stehen, das aber über die Geschäftsbanken der Verbraucher verwaltet wird. Dabei wird ein individuelles Haltelimit von bis zu 3.000 Euro diskutiert. 

Wann soll er kommen?

Dass der digitale Euro kommt, ist nach den bisherigen Bekundungen der EZB und der EU-Kommission sehr wahrscheinlich. Ein endgültiger Beschluss steht aber immer noch aus. Die EZB hat nach einer zweijährigen Untersuchungsphase im November 2023 eine zweijährige Vorbereitungsphase mit zahlreichen Abstimmungsprozessen begonnen.

"Der EZB-Rat wird erst nach Verabschiedung der einschlägigen Rechtsvorschriften über die mögliche Ausgabe eines digitalen Euro entscheiden", heißt es von der Zentralbank. Das lässt eine endgültige Entscheidung frühestens im ersten Halbjahr 2026 und eine Einführung frühestens in den Jahren 2027 oder 2028 erwarten.

Was ist der Unterschied zum klassischen bargeldlosen Bezahlen?

Im elektronischen Zahlungsverkehr, also etwa bei Überweisungen und Zahlungen mit der Girokarte, werden Euro-Beträge ebenfalls in digitaler Form übertragen. Wo liegt also der Unterschied?

Der digitale Euro verspricht noch mehr Sicherheit als die etablierten Zahlungssysteme, da er im Krisenfall weder von einer Schieflage der Geschäftsbank noch eines privaten Zahlungsdienstleisters betroffen wäre. Die EZB betont zudem, dass der E-Euro mehr Privatsphäre bieten würde, weil bei den Transaktionen keine persönlichen Daten übermittelt werden. Seine Anonymität sei vergleichbar mit der von Bargeld.

Würden Guthaben von einem zu einem anderen Zentralbankkonto übertragen, verspräche dies zudem Kostenvorteile gegenüber den bisherigen Zahlungsmodellen, die einen Dienstleister als dritte Partei einbinden.

Was ist der Unterschied zu Kryptowährungen?

Ein wesentlicher Unterschied zu Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum ist, dass der digitale Euro durch Geldschöpfung der EZB entsteht, also weiter unter der geldpolitischen Kontrolle der Zentralbank bleibt. Mit der Steuerung der Geldmenge versucht diese insbesondere, die Stabilität der Währung zu sichern.

Gerade diese Kontrolle ist für Kritiker des Währungssystems Grund, auf Kryptowährungen zu setzen, die sich dem Einfluss der Notenbanken weitestgehend entziehen.

Besonders wichtig für Verbraucher ist aber, dass die europäische Digitalwährung ebenso wie Bargeld und klassisches Buchgeld gesetzliches Zahlungsmittel wäre. Der Handel müsste den digitalen Euro also in aller Regel annehmen, ob an der Ladenkasse oder online. Für Kryptowährungen besteht eine solche Annahmepflicht nicht.

Warum wollen EU und EZB den digitalen Euro?

Neben den diskutierten Vorteilen für die Konsumenten verfolgen die EU-Institutionen mit dem digitalen Euro grundlegende Ziele. Vor allem soll er die Souveränität im europäischen Zahlungsverkehr sichern: Nicht nur Kryptowährungen, auch die geplanten virtuellen Währungen von Staaten wie Großbritannien, China und der USA bedrohen auf Dauer die Rolle des Euro als dominierendes Zahlungsmittel.

Zudem könnte ein Zahlungssystem mit E-Euro ein Gegengewicht zu den dominanten amerikanischen Zahlungsdienstleistern wie Visa, Mastercard, GooglePay, ApplePay und PayPal bilden.

"Der digitale Euro würde Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Innovation im europäischen Zahlungsverkehr fördern", heißt es von der EZB. "Er würde dafür sorgen, dass es eine europaweite Zahlungslösung für den Euroraum mit einem europäischen Ordnungsrahmen gibt."

Aber auch geldpolitische Gestaltungsmöglichkeiten werden diskutiert. Da die E-Euros auf separaten Konten geführt werden, könnten für sie andere Leitzinssätze festgelegt werden als für Bar- und Buchgeld. Im Extremfall wäre etwa denkbar, dass mit Strafzinsen für E-Euros der Konsum angetrieben und die Wirtschaft angekurbelt werden könnten.

Wie stehen die Privatbanken zum digitalen Euro?

Während die private Kreditwirtschaft eine europäische E-Währung an sich begrüßt, hat sie doch auch mehrere Probleme damit. Der Teil des Geldes, den Kundinnen und Kunden in Digitalwährung halten, wird Banken und Sparkassen voraussichtlich als Einlagen und damit für ihr klassisches Kreditgeschäft fehlen. Daher und aus Sorge vor Geldwäsche wird um Obergrenzen für die digitale Geldbörse diskutiert.

Zudem stellt der digitale Euro ein eigenes Zahlungssystem dar, mit dem die EZB direkt in Wettbewerb mit Banken und privaten Zahlungsanbietern treten würde. Auch hier läuft ein Abstimmungsprozess, in dem die endgültige Rollenverteilung noch nicht gefunden ist.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 26. Oktober 2023 um 20:00 Uhr.