
US-Inflation geht zurück Aufatmen an den Märkten
Erfreuliche US-Inflationsdaten und die Hoffnung auf eine Feuerpause in der Ukraine haben die Talfahrt an den Aktienmärkten am Mittwoch gestoppt. Derweil geht der Zollstreit in die nächste Runde.
Zur Wochenmitte konnten sich die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks etwas stabilisieren. An der Wall Street machte der Dow Jones seine frühen Verluste wett und schloss 0,2 Prozent höher bei 41.350 Punkten.
Die Technologiewerte konnten sich deutlicher von ihren jüngsten Kursverlusten erholen. Der Nasdaq 100 gewann 1,13 Prozent auf 19.596 Punkte.
Dabei halfen insbesondere die aktuellen Inflationsdaten aus den USA: Im Februar schwächte sich die Teuerung mit 2,8 Prozent überraschend stark ab. Im Januar hatte die Jahresrate noch bei 3,0 Prozent gelegen. Die US-Notenbank wird ihren Kurs deswegen allerdings kaum lockern - die Währungshüter erwarten von der aggressiven Zollpolitik der neuen US-Regierung preistreibende Effekte.
Bereits am Dienstag hatte die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine die Verluste eingegrenzt. Der Dow Jones verabschiedete sich mit einem Minus von 1,1 Prozent bei 41.433 Punkten aus dem Handel.
Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hatte in den vergangenen Tagen für schwere Verluste an den US-Börsen gesorgt: Im marktbreiten S&P 500 wurden seit Februar mehr als vier Billionen Dollar an Marktwert vernichtet.
Nach Inkrafttreten der ersten US-Strafzölle auf Stahl und Aluminiumprodukte hat die Europäische Union direkt mit Vergeltungsmaßnahmen reagiert. So sollen in einem ersten Schritt von April an wieder EU-Zölle auf die Einfuhr amerikanischer Produkte wie Whisky, Motorräder und Boote fällig werden. Weitere Gegenmaßnahmen würden dann nach Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten Mitte April folgen, hieß es.
Der US-Präsident zeigte sich überzeugt, den Handelskonflikt zu gewinnen. "Wir werden diese finanzielle Schlacht gewinnen", sagte Trump am Mittwoch. Die USA würden "natürlich" auf die wenige Stunden zuvor angekündigten EU-Gegenmaßnahmen reagieren.
Nach drei verlustreichen Tagen konnte sich auch der deutsche Aktienmarkt erholen. Insbesondere dank der erfreulichen US-Inflationsdaten gewann der DAX 1,56 Prozent auf 22.676 Punkte, nachdem er in den vergangenen drei Sitzungen fast fünf Prozent eingebüßt hatte.
Auch die vagen Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine stützten den Markt. So akzeptiert die Ukraine nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj den Vorschlag der US-Regierung für einen ersten 30-tägigen Waffenstillstand im russischen Angriffskrieg.
"Wir sehen darin einen positiven Schritt und sind bereit, ihn zu gehen. Nun liegt es an den Vereinigten Staaten, Russland davon zu überzeugen, dasselbe zu tun. Wenn Russland zustimmt, wird der Waffenstillstand sofort in Kraft treten", schrieb Selenskyj am Dienstagabend auf der Plattform X. Bisher hatte Moskau allerdings eine Feuerpause abgelehnt.
Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie sieht nach einem schwierigen Jahr 2024 noch keine Trendwende. Die Produktion dürfte 2025 stagnieren und der Umsatz leicht um ein Prozent auf 219 Milliarden sinken, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) heute mit. Während die Produktion in der Chemie nochmals um zwei Prozent schrumpfen dürfte, läuft es in der Pharmabranche besser: Hier erwartet der Branchenverband ein Plus von zwei Prozent.
Der Euro notiert am späten Abend knapp unter 1,09 Dollar. Am Dienstag hatte eine Dollar-Schwäche der Gemeinschaftswährung noch deutlichen Auftrieb verliehen. Der Kurs war zeitweise bis auf 1,0947 Dollar gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit vergangenem Oktober. Auslöser für die jüngste Dollar-Schwäche waren Sorgen um die US-Wirtschaft als Folge der erratischen Zollpolitik der neuen US-Regierung.
Am Rohstoffmarkt zogen die Ölpreise wieder an. Die Sorte Brent steigt um 1,5 Prozent auf 70,97 Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Ölreserven sind in der vergangenen Woche unerwartet schwach gestiegen. Die Lagerbestände an Rohöl wuchsen um 1,4 Millionen Barrel auf 435,2 Millionen Barrel. Am Markt war ein Zuwachs um 2,0 Millionen Barrel erwartet worden.
Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) hat unterdessen einen deutlichen Anstieg der Fördermenge in den Staaten des Ölkartells OPEC+ gemeldet. Wie aus Monatsbericht der OPEC hervorgeht, ist die Produktion in den Staaten der OPEC+ im Februar um durchschnittlich 363.000 Barrel pro Tag auf etwas mehr als 41 Millionen Barrel gestiegen. Demnach soll das Mitgliedsland Kasachstan die vereinbarte Förderbeschränkung missachtet haben. Damit ist die Fördermenge der OPEC+ bereits zwei Monate vor der jüngst beschlossenen Anhebung gestiegen.
Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall profitiert von steigenden Rüstungsbudgets und erwartet nach einem Rekordjahr die Fortsetzung des Nachfragebooms. Der Umsatz soll um 25 bis 30 Prozent steigen, im militärischen Geschäft sogar um 35 bis 40 Prozent. Zugleich rechnet Rheinmetall mit einer Verbesserung des operativen Ergebnisses und einer operativen Ergebnisrendite von rund 15,5 Prozent, nach 15,2 Prozent im Vorjahr. Diese Prognose berücksichtige "noch nicht die Verbesserung des Marktpotenzials, die sich (...) aufgrund der geopolitischen Entwicklungen in den zurückliegenden Wochen voraussichtlich ergeben wird".
Der DAX-Konzern hatte 2024 einen Umsatzanstieg von 36 Prozent auf rund 9,7 Milliarden Euro verbucht. Das operative Ergebnis (Ebit vor Sondereffekten) stieg um 61 Prozent auf 1,478 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand erreichte den neuen Rekordwert von 55 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen für 2024 eine kräftig erhöhte Dividende von 8,10 Euro je Anteilsschein erhalten.
Zweitbester DAX-Titel hinter Rheinmetall war die Aktie von Siemens Energy. Eine milliardenschwere Order aus Saudi-Arabien ließ den Kurs des Energietechnikkonzerns um 8,9 Prozent steigen. Für insgesamt 1,6 Milliarden Dollar soll Siemens Energy zusammen mit der chinesischen Harbin Electric zwei gasbetriebene Kraftwerke in Saudi-Arabien ausrüsten. Der Auftrag umfasst auch die langfristige Wartung, um einen Betrieb in den kommenden 25 Jahren zu gewährleisten, hieß es in einer Mitteilung. Das Volumen des Auftrags entspricht knapp elf Prozent des gesamten Auftragseingangs von Siemens Energy.
Der Autobauer Porsche hat wegen hoher Kosten und des starken Absatzrückgangs in China im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch verzeichnet. Das operative Ergebnis sank um 22,6 Prozent auf 5,64 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern mitteilte. Das Ergebnis je Aktie schrumpfte noch stärker um gut 30 Prozent auf 3,95 Euro je Vorzugsaktie. Dennoch soll die Dividende nicht gekürzt werden - der Hauptversammlung werde wie im Vorjahr 2,31 Euro je stimmrechtsloser Vorzugsaktie vorgeschlagen. Pro Stammaktie sind es erneut 2,30 Euro.
Die vor der Abspaltung stehende Autozuliefersparte von Continental soll voraussichtlich im September an die Börse gehen. Die Conti-Aktionäre sollen dann für je zwei ihrer Papiere zusätzlich eine Aktie des noch namenlosen neuen Unternehmens ins Depot gebucht bekommen. Als "Mitgift" bekommt die künftige Conti-Schwestergesellschaft 1,5 Milliarden Euro und Kreditlinien über weitere 2,5 Milliarden Euro, wie es in der Mitteilung von Continental hieß.
Der Konzern aus Hannover wird mit der Abspaltung in zwei fast gleichgroße Teile aufgespalten. Der Aufsichtsrat habe dem einstimmig zugestimmt. "Das ist ein wichtiger Schritt für die Neuaufstellung von Continental", sagte Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle. "Denn fokussierte Unternehmen sind gerade in einem herausfordernden Umfeld deutlich agiler und können mehr Wert schaffen." Unter dem Conti-Dach bleiben die lukrative Reifen-Sparte und das damit technisch verwandte Kunststoff-Geschäft. Die Autozuliefersparte, in der Unternehmen wie VDO oder Teves aufgegangen waren, leidet unter der Krise in der Autobranche und liefert derzeit schwache Margen.
Die Konjunkturschwäche und Kostensteigerungen haben dem Chemikalienhändler Brenntag zugesetzt. Bei einem Umsatzrückgang um 3,4 Prozent auf 16,23 Milliarden Euro sank das operative Ergebnis (Ebita) um 12,9 Prozent auf 1,1 Milliarden und lag damit am unteren Rand der Prognosespanne, wie der DAX-Konzern mitteilte. Nach Steuern ging der Gewinn um knapp ein Viertel auf 543,7 Millionen Euro zurück. Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 2,10 Euro je Aktie erhalten. Für 2025 kündigte Vorstandschef Christian Kohlpaintner ein Ebita zwischen 1,1 und 1,3 Milliarden Euro an.
Nach verhaltenen Prognose von Puma fiel die Aktie des Sportartikelkonzerns auf den tiefsten Stand seit 2016. Auch im laufenden Jahr erwartet Puma wegen der politischen Rahmenbedingungen und Währungsunsicherheiten nur noch mäßigen Aufwind. Der Umsatz dürfte 2025 währungsbereinigt im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, teilte der MDAX-Konzern mit. Im Zuge des angekündigten Sparprogramms fallen zudem rund 500 der 21.000 Arbeitsplätze weg.
Im vergangenen Jahr hatte der fränkische Sportartikelhersteller einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Unter dem Strich blieb ein Überschuss von 282 Millionen Euro übrig, ein Rückgang um 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Umsätze stiegen um 2,5 Prozent auf rund 8,8 Milliarden Euro.
Der Gewinn bei Energiekontor ist im vergangenen Jahr wegen Entschädigungszahlungen nicht so stark eingebrochen wie befürchtet. Der Vorsteuergewinn dürfte im vergangenen Jahr zwischen 34 und 37 Millionen Euro gelegen haben, teilte der Bremer Entwickler und Betreiber von Wind- sowie Solarparks am Abend mit. Anfang Dezember hatte der Vorstand noch sein 2024er-Gewinnziel auf 23 bis 27 Millionen Euro zusammengestrichen. Die etwas optimistischere Prognose gehe überwiegend auf Forderungen zur Kompensation von Ertragsausfällen in verschiedenen Windparks im Inland zurück, hieß es.
Der Onlinehändler About You verlässt im Zuge der Übernahme durch Zalando den Nebenwerte-Index SDAX. Weil der Streubesitz bei den Hamburgern nun unter zehn Prozent liege, solle das Unternehmen durch den T-Sicherheitsdienstleister Secunet ersetzt werden, teilte die Deutsche-Börse-Tochter Stoxx Ltd. am Dienstagabend mit. Die Umsetzung tritt am Montag, 24. März, in Kraft.
Am Abend kam Bewegung in die Aktie von Gerresheimer. Laut einem Bericht der Finanzagentur Bloomberg führen die Investoren Warburg Pincus und KKR intensive Gespräche über einen Kauf des Verpackungsherstellers. Die Gespräche seien weit fortgeschritten, berichtete die Agentur unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine endgültige Einigung könnte jedoch noch Wochen dauern, auch sei es möglich, dass der Deal scheitere. Andere potenzielle Interessenten, darunter Bain Capital, seien ausgestiegen. Anfang Februar hatte das MDAX-Unternehmen bestätigt, dass es eine Übernahme durch Finanzinvestoren prüft. Gerresheimer gilt schon seit Jahren als Übernahmekandidat - unter anderem, weil der Konzern zwei unterschiedliche Sparten hat. Dies biete bei einer Aufspaltung gute Chancen für Wertsteigerungen.