DAX bleibt unter Rekordhoch Rally-Pause an der Börse
Ohne die feiertagsbedingt geschlossene Wall Street kam der DAX zum Wochenstart kaum von der Stelle. Einen großen Aufreger aber gab es, der es in sich hatte.
Nach einem fulminanten August mit viel Bewegung begann der neue Monat an der Frankfurter Aktienbörse eher schleppend. Der DAX konnte anfängliche Verluste aus dem frühen Geschäft zwar wieder aufholen, stagnierte aber danach nahe seines Schlusskurses vom Freitag bei 18.906 Punkten. Der Schlussstand lag bei 18.930 Punkten um 0,13 Prozent höher und damit nahe am Tageshoch. Die Handelsspanne lag zwischen 18.778 und 18.937 Punkten oder rund 0,8 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen gab moderat um 0,24 Prozent nach.
Laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets könnte es für den DAX "schwer werden, die Marke von 19.000 Punkten bereits in dieser Woche nachhaltig zu knacken" - auch da der September saisonal ein schwieriger Monat sei. Doch "der Aufwärtstrend bleibt intakt und investierte Anleger weiter bei der Stange", so seine Prognose.
Anlageexperte Robert Halver von der Baader Bank zufolge geht unter Anlegern derzeit ohnehin eher die Sorge um, etwas zu verpassen. "Aus Angst, der Rally hinterherzulaufen, geben sie ihre defensive Haltung auf."
Schließlich stehen im September gleich zwei Zinssenkungen an: in den USA durch die Federal Reserve (Fed) am 18. September und durch die Europäische Zentralbank (EZB) am 12. September. In beiden großen Wirtschaftsräumen sind die Inflationsraten zuletzt gesunken, in Deutschland sogar unter die Zielgröße beider Notenbanken von 2,00 Prozent.
Zum Wochenschluss werden in den USA die traditionell wichtigen Daten vom Arbeitsmarkt des Vormonats erwartet, der zuletzt zwar schwächelte, aber in robuster Verfassung bleibt. Genau dies ist von der Fed gewollt. Für die Bären (Verkäufer) dürfte es daher ein ziemliches Risiko sein, gegen die Notenbanken zu spekulieren.
Wer nach den Landtagswahlen am Vorabend in Thüringen und Sachsen mit Schockwellen an der Börse gerechnet hatte, sah sich nicht bestätigt. Zwar gibt es weiterhin Warnungen aus der Wirtschaft vor den Populisten, dramatische Reaktionen waren aber heute nicht zu beobachten. Der Wahlausgang sei "schwierig, aber nicht dramatisch", kommentierte Experte Greg Fuzesi von der US-Bank JPMorgan.
Aufreger des Tages war am Nachmittag der Paukenschlag bei Volkswagen: Der Konzern schließt im Rahmen des Sparprogramms bei der Kernmarke VW Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus. Aus Sicht des Vorstands müssen die Marken innerhalb der Volkswagen AG umfassend restrukturiert werden, hieß es. Die Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte massiven Widerstand an.
"Die Standortfaktoren in Deutschland verschlechtern sich seit Jahren. Da wundert es nicht, dass Unternehmen und Branchen in Schwierigkeiten geraten, vor allem, wenn sie international operieren. Dass nun auch Schwergewichte betroffen sind, zeigt die Dimension der Standortproblematik. Klar ist aber auch, dass mancher Trend zu spät erkannt wurde", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe.
Der zuvor fast unveränderte Aktienkurs zog auf die Nachrichten hin an. Zuletzt waren die Vorzugsaktien von Volkswagen mit einem Plus von rund 1,4 Prozent weit vorne im deutschen Leitindex DAX, der nur leicht zulegte.
Am späten Nachmittag behauptet sich die Gemeinschaftswährung gegen den Dollar bei 1,1067 Dollar im Plus. Der Euro zeigte damit im europäischen Handel eine leichte Gegenbewegung, nachdem er in der vergangenen Woche deutlich gefallen war. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1061 (Freitag: 1,1087) Dollar fest.
"Marktteilnehmer spekulieren auf eine weitere Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB). Der disinflationäre Trend ist intakt und die konjunkturelle Entwicklung lässt zu wünschen übrig", kommentierten Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. Daher werde sich der EZB-Rat auf der Sitzung in der kommenden Woche "wohl zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik hinreißen lassen".
Unter den Einzelwerten im DAX fiel erneut die T-Aktie positiv auf. Die Papiere setzten ihre jüngste Klettertour fort. Mit 25,97 Euro erreichten sie im Verlauf einen weiteren Höchststand seit dem Jahr 2001. Zum Schluss standen sie bei 25,87 Euro leicht darunter, ein Plus von gut 0,6 Prozent.
Das Jahresplus liegt nach einem zähen Start mittlerweile bei gut 19 Prozent. Die Papiere der Bonner seien inzwischen zum "Frontrunner" avanciert, schreibt Analyst Ottavio Adorisio von der Investmentbank Bernstein. Die Risiken nähmen ab, und die Aussichten blieben gut.
BMW ruft Elektroautos des Typs Mini Cooper SE wegen möglicher Batterie-Probleme zurück. Weltweit könnten mehr als 140.000 Fahrzeuge betroffen sein, sagte ein Unternehmenssprecher heute der Nachrichtenagentur Reuters. In Deutschland könnte es BMW zufolge um rund 39.000 Wagen gehen.
Probleme im Batteriesystem können zu einer Überhitzung führen. Ein Fahrzeugbrand könne nicht ausgeschlossen werden, auch im geparkten Zustand nicht, hieß es. Die Software habe eine Diagnosefunktion, die eine Fehlfunktion der Batterie erkenne und den Fahrer warne. Kunden, die eine solche Nachricht erhielten, sollten einen Mini-Partner aufsuchen.
Die deutschen Fluggesellschaften Lufthansa und Condor sehen sich einem zunehmend unfairen Wettbewerb ausgesetzt. Die Unternehmen hätten besonders unter der "unfassbaren Verteuerung" staatlich veranlasster Steuern und Gebühren in Deutschland zu leiden, sagt Condor-Chef Peter Gerber bei einer Unternehmer-Veranstaltung am Frankfurter Flughafen. In den vergangenen vier Jahren habe sich das Kostenvolumen aus Flugsicherung, Luftsicherheitskontrollen und Luftverkehrssteuer von 3,5 auf 7 Milliarden Euro pro Jahr verdoppelt.
Nicht zufällig machten internationale Airlines inzwischen einen Bogen um deutsche Flughäfen, die immer mehr Verbindungen in die Welt verlieren. "Wir sind abgehängt in Europa", sagt Gerber mit Blick auf eine deutsche Erholungsquote von 82 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. In den meisten anderen Ländern Europas gebe es längst Wachstum des Luftverkehrs über das damalige Niveau hinaus. Auch Ryanair hatte zuletzt die hohen Gebühren kritisiert und zwei Flugzeuge vom Flughafen Berlin abgezogen.
lufthansa zeigt sich derweil nach dem sechstägigen Pilotenstreik Tochter Discover unbeeindruckt. Im Schnitt konnten vier von fünf Flügen mit eigenem Personal an den Start gebracht werden. Der Streik war am Sonntagabend zu Ende gegangen.
Das Bundeskartellamt hat Pläne für ein Rüstungs-Joint-Venture zum Fregatten-Bau von Thyssenkrupp Marine Systems und der Lürssen-Tochter NVL (Naval Vessels Lürssen) genehmigt. Ziel der Projektgesellschaft sei die gemeinsame Bewerbung und Umsetzung des Rüstungsprojekts Fregatte 127 (F127) der Deutschen Marine. Aktien der Konzernmutter Thyssenkrupp standen im MDAX an der Indexspitze.
Der französische Pharmakonzern Sanofi hat bei der Entwicklung eines neuen Medikaments gegen Multiple Sklerose einen Rückschlag erlitten. Das Mittel Tolebrutinib habe das Hauptziel von zwei klinischen Studien in der entscheidenden Phase 3 zur Behandlung schubförmiger Formen der Krankheit verfehlt, teilte Sanofi heute mit.
Obwohl die endgültige Zusage der Milliardenförderungen für die Intel-Fabriken in Magdeburg noch nicht vorliegt, wurde jetzt eine erste Baugenehmigung für die zwei Chip-Fabriken erteilt. Wie das Landesverwaltungsamt mitteilte, wurde die Errichtung aller beantragten Haupt- und Nebengebäude der Halbleiterfabrik genehmigt.
Das Oberste Bundesgericht in Brasilien hat die Sperrung der Online-Plattform X, ehemals Twitter, bestätigt. Die erste Kammer des Gerichtshofes schloss sich damit der Entscheidung von Bundesrichter Alexandre de Moraes mehrheitlich an, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete. Der Jurist hatte am Freitag die Stilllegung von X in dem südamerikanischen Land angeordnet.
Er wirft dem Twitter-Nachfolgedienst vor, nicht entschlossen genug gegen die Verbreitung von Hassrede und Fake News vorzugehen. X-Eigentümer Elon Musk, der auch Großaktionär beim E-Autobauer Tesla ist, verweist auf die Redefreiheit und bezeichnete den Richter als "bösen Diktator".
Die Sperre gilt so lange, bis X die Geldstrafe in Höhe von mehr als 18 Millionen Reais (rund 2,88 Millionen Euro) gezahlt und einen Rechtsvertreter ernannt hat. Wegen Behinderung der Justiz und Anstiftung zu Straftaten hatte Moraes im April bereits ein Ermittlungsverfahren gegen Musk selbst eingeleitet.