DAX und Dow unter Druck Zinssorgen nehmen überhand
Noch immer warten die Marktteilnehmer vergeblich auf eine klare Zinsperspektive. Angesichts der hartnäckigen Inflation in Deutschland verlieren viele die Geduld. DAX und Dow Jones gaben deutlich nach.
Inmitten einer Woche voller Inflationsdaten gaben die internationalen Aktienmärkte kein gutes Bild ab. Die Zinswende bleibt ein fernes Ziel, was zu Verkäufen rund um den Globus führte. Der Dow Jones stand den ganzen Tag unter Druck und schloss 1,06 Prozent tiefer bei 38.441 Punkten. Zu den verdüsterten Zinserwartungen trug auch US-Notenbankgouverneur Neel Kashkari bei, der erklärte, dass weitere Zinserhöhungen nicht völlig ausgeschlossen seien.
Anders als am Dienstag konnte sich der Nasdaq 100 nicht gegen den Trend stemmen. Der Technologieindex büßte 0,7 Prozent auf 18.736 Punkte ein.
Der am Abend veröffentlichte Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed (Beige Book) stellte eine leichte Verbesserung der ökonomischen Lage in den USA fest. Doch die US-Firmen schauten wegen der hohen Inflation pessimistischer in die Zukunft, so der Bericht. Die Unsicherheiten nähmen zu. Insgesamt gehen die meisten Marktteilnehmer dennoch weiter davon aus, dass die Fed frühestens im September eine erste Zinssenkung beschließen wird.
Schon vor Veröffentlichung der deutschen Inflationsdaten für den Mai um 14.00 Uhr hatte der DAX unter Druck gestanden, und weitete danach seinen Tagesverlust aus. Zum Handelsende notierte der deutsche Leitindex 1,1 Prozent tiefer bei 18.473 Punkten.
Seine bisherige Seitwärtszone zwischen 18.600 und knapp 18.900 Punkten hat der DAX damit verlassen, was aus technischer Sicht nicht gerade ein Kaufsignal darstellt. Am morgigen Feiertag wird an den deutschen Börsen gehandelt.
Mit einem Anstieg auf 2,4 Prozent enttäuschte die deutsche Inflationsrate die Anlegerinnen und Anleger. Allerdings war ein Anziehen der Teuerung nach einer Rate von 2,2 Prozent im April von Ökonomen erwartet worden. Sie verwiesen auf höhere Löhne und auch auf einen Basiseffekt nach dem Inflationsrückgang vor Jahresfrist. Auch die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag nächster Woche erstmals den Leitzins wieder senkt, bleibt den Märkten erhalten - auch wenn der weitere Kurs unsicherer geworden sein mag.
Weitere Inflationsdaten folgen am Freitag mit den Verbraucherpreisen in der Eurozone und Daten zur Kerninflation in den USA. Der sogenannte PCE-Index ist das von der US-Notenbank Federal Reserve bevorzugte Inflationsmaß.
Die Kauflaune der Deutschen wird wieder besser. Die Einkommenserwartung steigt und die Sparneigung nimmt deutlich ab, wie aus der neuen Studie zum Konsumklima in Deutschland der Nürnberger Forschungsinstitute GfK und NIM hervorgeht. Die Konsumstimmung habe sich damit zum vierten Mal in Folge verbessert.
"Die Verbraucher lugen etwas mehr aus der Deckung. Der private Verbrauch wird im laufenden Quartal wieder wachsen. Bis zu einer echten Konsumwende ist der Weg noch weit", kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe. Auch in anderen europäischen Ländern, etwa in Italien, legte die Verbraucherstimmung zu.
Die Teuerung in Deutschland setzte auch dem Euro zu. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0804 Dollar und damit rund 0,43 Prozent weniger als gestern. Gold verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 2.338 Dollar je Feinunze.
Die Ölpreise gaben ebenfalls nach. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 83,24 Dollar. Belastet wurden die Preise auch vom gestiegenen Dollar. Dieser macht Rohöl für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer. Am Sonntag treffen sich die Vertreter der großen Förderländer, um ihre Ausrichtung zu besprechen. Die Opec+ werde ihre Angebotsbeschränkungen zumindest im dritten Quartal fortführen, erwarten die Rohstoffanalysten der ING. Damit sollen die Ölpreise auf erhöhtem Niveau gehalten werden. Das Ölkartell wird von den besonders großen Produzenten Saudi-Arabien und Russland angeführt.
In New York sorgte eine weitere milliardenschwere Übernahme im Ölsektor für Aufsehen. Der Branchenriese ConocoPhillips will den Wettbewerber Marathon Oil in einem 22,5 Milliarden Dollar schweren Aktientausch übernehmen. Die Conoco-Aktie geriet unter Druck, während die Marathon-Titel zulegten.
Nach einer Gewinnwarnung von American Airlines für das wichtige Sommerquartal standen in New York die Aktien von Fluggesellschaften wie Southwest, United und Delta unter Druck. American Airlines verloren zeitweise fast 16 Prozent an Wert.
Auch die Lufthansa-Aktie geriet in den Branchensog. Der MDAX-Titel büßte 2,75 Prozent ein.
Volkswagen will ein rein elektrisches Auto entwickeln, das 2027 für 20.000 Euro auf den Markt kommen soll. Die Weltpremiere sei für 2027 geplant, gab Europas größter Autobauer nach einer Vorstandssitzung in Wolfsburg bekannt. Hergestellt werden solle das Fahrzeug in Europa.
Darüber hinaus kamen die Aktionäre heute zur Hauptversammlung zusammen. Anders als im vergangenen Jahr fand das Treffen wieder rein digital statt. Auf dem Aktionärstreffen kündigte VW-Konzernchef Oliver Blume an, noch in diesem Jahr seine Strategie für das nächste Jahrzehnt vorzulegen.
VW-Chef Blume kündigte außerdem an, zusätzliche Aktien der Nutzfahrzeugtochter Traton auf den Markt zu bringen und dem Unternehmen so den Weg in den MDAX freizumachen. Der geringe Streubesitz bei Traton bleibe für viele Anleger weiterhin ein Hindernis, sagte Blume auf der VW-Hauptversammlung. Mittelfristig plane VW weiterhin mit einem Anteil von 75 Prozent und einer Aktie bei Traton. Derzeit liegt der Streubesitz bei Traton nur bei gut zehn Prozent, fast 90 Prozent der Aktien gehören Volkswagen.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall wird neuer Werbepartner des Fußball-Bundesligisten und SDAX-Mitgliedes Borussia Dortmund. Der Vertrag habe eine Laufzeit von drei Jahren, teilte das DAX-Unternehmen mit.
Die "Champion Partnerschaft" beinhalte unter anderem Bandenwerbung, Hintergründe bei Pressekonferenzen und Displays an der Stadionfassade. Rheinmetall solle durch die Partnerschaft als Marke im In- und Ausland noch bekannter werden. Das Rheinmetall-Logo werde erstmals während der Vorbereitung des BVB auf das Champions-League-Finale gegen Real Madrid am 1. Juni in London zu sehen sein. Über das finanzielle Volumen sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte ein Rheinmetall-Sprecher. Laut Handelsblatt geht es um einen einstelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr.
Nach einem milliardenschweren Verlust im Vorjahr hat der Gewerbeimmobilien-Investor Aroundtown zum Jahresauftakt wieder schwarze Zahlen geschrieben. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 102,3 Millionen Euro nach einem Verlust von 21,6 Millionen Euro im Vorjahr, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte.
Der Börsenrückkehrer Douglas ist mit deutlichen Zuwächsen bei Umsatz und operativem Ergebnis ins Jahr 2024 gestartet. Der Konzernumsatz sei im Ende März abgeschlossenen zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 um 11,5 Prozent auf 958 Millionen Euro gestiegen, teilte die Parfümeriekette mit. Der bereinigte operative Ertrag (Ebitda) legte mit 16,2 Prozent auf 145,9 Millionen Euro sogar noch deutlicher zu. Unter dem Strich verbuchte Douglas indes einen Verlust von 41,3 Millionen Euro - hier schlugen auch die Kosten für den Börsengang im März zu Buche.