US-Notenbankchef Jerome Powell
marktbericht

Moderate Gewinne an den Börsen Vorsichtiger Optimismus vor Powell-Aussagen

Stand: 19.03.2024 21:27 Uhr

Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed herrscht Zuversicht an den Märkten. Die US-Börsen schlossen höher. Verluste der schwer gewichteten Siemens-Aktien verhinderten höhere Gewinne im DAX.

Am Tag vor der Zinssitzung der US-Notenbank Fed haben sich die Anlegerinnen und Anleger an den Aktienmärkten vorsichtig optimistisch gezeigt. Mit Blick auf die geldpolitisch wichtigen Termine in dieser Woche hielten sie sich zunächst zurück, ehe sie doch zugriffen. So bauten die Standardwerte an der Wall Street ihre moderaten Anfangsgewinne merklich aus und die zunächst klar schwächeren Technologiewerte drehten ebenfalls ins Plus.

Am Ende schloss der Leitindex Dow Jones 0,83 Prozent höher bei 39.111 Punkten. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,56 Prozent auf 5.178 Zähler und auch beim technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 stand ein Gewinn von 0,26 Prozent auf 18.032 Punkte zu Buche. In erster Linie warten die Investoren derzeit gespannt auf die morgigen Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell zum Zeitpunkt künftiger Zinssenkungen.

"Kaum jemand geht noch davon aus, dass die US-Zentralbank bereits morgen ihre Geldpolitik lockert", sagte Mike Reynolds, Stratege beim Vermögensverwalter Glenmede. Dafür werde erwartet, dass Powell etwas zur US-Inflation sagt, "die sich in den ersten Monaten des Jahres als ziemlich zäh erwiesen hat." Die Marktteilnehmer rechnen aktuell noch mit einer knappen Mehrheit mit einer ersten Lockerung im Juni.

Im Zuge der steigenden Wall Street konnte auch der DAX seine zwischenzeitlichen Verluste abschütteln. Nach einem zähen Handelstag schloss der deutsche Leitindex knapp im Plus und rückte um 0,31 Prozent auf 17.987 Punkte vor. Damit setzt sich die Hängepartie unter der Grenze von 18.000 Punkten fort.

Auch das Rekordhoch vom Donnerstag bei 18.039 Punkten bleibt nah. Ob der DAX aber vor den Zinsentscheidungen der Notenbanken in den USA, Großbritannien und der Schweiz im Verlauf der Woche über seine Bestmarke klettern kann, bleibt abzuwarten.

"Die Märkte werden am Mittwoch viel zu verdauen haben, und alle Augen werden auf die britischen Verbraucherpreise, die Reden von EZB-Beamten, einschließlich der EZB-Präsidentin Christine Lagarde, sowie die Zinsentscheidung der Fed samt anschließende Pressekonferenz gerichtet sein", erklärte Pierre Veyret Analyst beim Broker ActivTrades.

Update Wirtschaft vom 19.03.2024

Samir Ibrahim, HR, tagesschau24, 19.03.2024 09:00 Uhr

Als Bremse für den DAX wirkten heute die Kursverluste der Siemens-Aktien in Höhe von 5,8 Prozent. Auf einer Investorenkonferenz hatte sich Finanzchef Ralf Thomas etwas verhalten zum Geschäftsfeld Digitale Industrie (DI) geäußert, an das große Erwartungen geknüpft sind. Vor allem in China und Europa sei das wirtschaftliche Umfeld in der Fabrikautomatisierung kurzfristig schwieriger als gedacht.

Die Papiere von Airbus und Hannover Rück erklommen dagegen neue Höchststände. Die Bank RBC hatte die Aktien des Flugzeugbauers auf "Outperform" hochgestuft. Für die Titel von Hannover Rück rief unterdessen JPMorgan mit 290 Euro das höchste Kursziel am Markt aus. Für Hannover Rück ging es am Ende des XETRA-Handels als bester Wert im DAX um 4,6 Prozent aufwärts und für Airbus um 1,8 Prozent.

Von Konjunkturseite erhielt der DAX heute Unterstützung: Angesichts der absehbaren EZB-Zinswende beurteilen Börsenprofis die Konjunkturaussichten in Deutschland deutlich besser als zuletzt. Das Stimmungsbarometer für die Einschätzung in den kommenden sechs Monaten stieg gegenüber dem Vormonat um 11,8 Punkte auf 31,7 Punkte, wie das Mannheimer ZEW zu seiner Umfrage unter 166 Analysten und Anlegern mitteilte. Dies ist der höchste Stand seit Februar 2022, als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann.

Eine weitere der großen Notenbanken hat derweil bereits einen Kurswechsel vollzogen: Erstmals seit 17 Jahren hob die japanische Notenbank ihren Leitzins an. Die Währungshüter legten den Tagesgeldsatz als neuen Leitzins fest und beschloss, ihn in einer Spanne von 0 bis 0,1 Prozent zu halten.  

"Die neue Ära nicht negativer Zinsen ist aber auch eine Bestätigung für die Erholung der japanischen Wirtschaft. Höhere Renditen auf Ersparnisse und Investitionen in Japan können die Kaufkraft der Verbraucher stärken und sprechen für eine Fortsetzung des Aufschwungs bei japanischen Aktien", sagte Charu Chanana von Saxo in Singapur.

Der Euro ist heute weiter gefallen. Im Tief kostete die Gemeinschaftswährung 1,0835 US-Dollar und damit so wenig wie seit Anfang März nicht mehr. Der Euro wurde durch den aufwertenden Dollar belastet.

Die Ölpreise haben heute erneut zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 87,21 US-Dollar. Dies waren 33 Cent mehr als am Vortag. Mit 87,67 Dollar hatte der Brent-Preis zeitweise den höchsten Stand seit November erreicht. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung stieg um 64 Cent auf 83,36 Dollar.

Die Ölpreise sind damit den vierten Handelstag in Folge gestiegen. Als ein Grund für den jüngsten Anstieg der Ölpreise gelten unter anderem jüngste Drohnenangriffe der Ukraine auf Anlagen der russischen Ölindustrie.

Der Bitcoin hat heute deutlich an Wert verloren. Auf der Handelsplattform Bitstamp fiel der Kurs zeitweise unter 64.000 US-Dollar. Im Tief wurde der Bitcoin bei 63.471 Dollar gehandelt und damit auf dem tiefsten Stand seit fast zwei Wochen. Der Kurs entfernte sich deutlich vom Rekordhoch, das am Donnerstag bei knapp 73.800 Dollar erreicht worden war.

Am Markt wurde der Kursrückgang mit einem starken Abfluss aus einem der neuen Bitcoin-Fonds in den USA erklärt. Wie aus Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg hervorgeht, hat der 25 Milliarden Dollar schwere Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) gestern einen Abfluss von 643 Millionen Dollar verzeichnet, den höchsten seit seiner Umwandlung in einen speziellen Indexfonds (ETF) im Januar.

Pensionskassen, Versicherer, Hedgefonds: Die deutsche Finanzagentur sieht bei Investoren eine wachsende Nachfrage nach Bundeswertpapieren. In den bisherigen 29 Auktionen habe das gebotene Volumen den zugeteilten Betrag um das 1,77-Fache übertroffen, wie Geschäftsführer Tammo Diemer sagte. 2023 habe diese Kennziffer nur bei 1,5 gelegen. Grund für die wachsende Nachfrage seien höhere Renditen. "Das ermöglicht vielen Investoren, die sich über viele Jahre zurückgehalten haben, wieder in den Markt für Bundeswertpapiere einzusteigen", sagte Diemer.

Der Strahlen- und Medizintechnikkonzern Eckert & Ziegler peilt 2024 weiteres Umsatzwachstum an. Nach einem Erlösanstieg um 11 Prozent auf gut 246 Millionen Euro 2023 sollen im neuen Jahr 265 Millionen Euro Umsatz erzielt werden, wie das Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen überraschend mitteilte. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus fortgeführten Geschäftsbereichen soll rund 50 Millionen Euro erreichen. 2023 lag dieser Wert laut einer Sprecherin bei 46,9 Millionen Euro. Derweil streicht das Unternehmen die Dividende fast komplett zusammen, um Geld für Wachstumsprojekte zu haben.

McDonald's-Konzernchef Chris Kempczinski nimmt eine neue Rolle ein. Kempczinski trete die Nachfolge des Aufsichtsratschefs Enrique Hernandez nach dessen Rücktritt an, teilte das Unternehmen mit. Hernandez verabschiede sich nach 28 Jahren bei McDonald's zum Datum der Jahreshauptversammlung des Unternehmens im laufenden Jahr in den Ruhestand. Der Konzern gab das Datum der Versammlung nicht bekannt, aber er hält sie normalerweise im Mai ab.

Der Chef des Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, hat nach dem steilen Kursanstieg der vergangenen Monate Aktien für fast fünf Millionen Euro verkauft. Konkret veräußerte der Manager laut einer Stimmrechtsmitteilung Anteilsscheine für 4.906.492,60 Euro. Getrieben von steigenden Verteidigungsausgaben westlicher Staaten vor dem Hintergrund des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine sind die Rheinmetall-Aktien schon länger auf Höhenflug.

Microsoft verstärkt den Fokus auf Künstliche Intelligenz mit der Verpflichtung eines der renommiertesten Experten in dem Bereich. Mustafa Suleyman gibt den Chefposten beim KI-Start-up Inflection AI auf und übernimmt die Führung eines neuen Microsoft-Bereichs, wie der Software-Konzern mitteilte. Unter dem Dach von Microsoft AI sollen die auf Verbraucher ausgerichteten KI-Produkte gebündelt werden. Dazu gehören die Copilot-Assistenten sowie Funktionen mit Künstlicher Intelligenz in Microsofts Suchmaschine Bing und dem Browser Edge.

Der Maschinenbauer Dürr will trotz eines Gewinnrückgangs die Dividende stabil halten. Das Management schlage erneut eine Dividende von 70 Cent je Aktie vor, teilte das Unternehmen mit. Ende Februar hatte Dürr-Chef Jochen Weyrauch bei Vorlage der Zahlen für das vergangene Jahr bereits eine stabile Dividende in Aussicht gestellt. Die am Konzernergebnis nach Steuern gemessene Ausschüttungsquote erhöhe sich von 36 Prozent im Vorjahr auf 44 Prozent, hieß es weiter. Damit liege sie leicht über der üblichen Spanne von 30 bis 40 Prozent.

Der Motorenhersteller Deutz hat 2023 mit Höchstwerten bei Umsatz und beim operativen Ergebnis abgeschlossen. Allerdings machte dem Unternehmen inzwischen die schwächelnde Wirtschaft zu schaffen - der Auftragsbestand schrumpfte deutlich. Für das laufende Jahr zeigt sich der Konzern daher vorsichtig. Die weiter gestiegenen Zinsen hätten zu einer gewissen Zurückhaltung bei Investitionen geführt, teilte der im SDAX notierte Motorenhersteller mit.

Die Commerzbank schraubt ihre Gewinnerwartungen für 2024 weiter nach oben. Das Institut gehe davon aus, sowohl das operative Ergebnis des Vorjahres als auch den unter dem Strich stehenden Rekordgewinn von 2023 im laufenden Jahr "deutlich zu übertreffen", heißt es im Geschäftsbericht, den der Frankfurter DAX-Konzern heute veröffentlichte. Die Zuversicht erklärt das Institut vor allem damit, dass sich die zuletzt hohen Einmalbelastungen bei der polnischen Tochter mBank voraussichtlich verringern werden. Zudem erwartet das Management einen Anstieg des Provisionsüberschusses um vier Prozent.

Die Aktien von Douglas dürften beim Börsengang der Düsseldorfer Parfümeriekette zu je 26 Euro ausgegeben werden. Die begleitenden Investmentbanken nannten den Investoren heute den Preis als wahrscheinlichen Ausgabepreis. Er liegt am unteren Ende der Preisspanne, die bis 30 Euro reichte. Zum voraussichtlichen Preis - und auch zu höheren - sei die Emission vielfach überzeichnet, hieß es in der Mitteilung an die Investoren. Damit käme das Unternehmen bei seiner Rückkehr an die Börse auf eine Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro.

Als Teil eines Sparprogramms will Unilever sein Eiscreme-Geschäft in eine eigenständige Firma auslagern. Die Abspaltung des Geschäfts mit Eiscreme der Marken Langnese, Magnum und Ben & Jerry's solle bis Ende 2025 abgeschlossen sein, teilte Unilever mit. Dadurch werde der britische Konsumgüter-Konzern, der auch Axe-Deo oder Omo-Waschmittel im Angebot hat, "einfacher und fokussierter". Außerdem kündigte Unilever die Streichung von 7.500 der weltweit etwa 128.000 Stellen an. Damit sollen die Kosten in den kommenden drei Jahren um insgesamt rund 800 Millionen Euro gesenkt werden.

Der Flughafenbetreiber Fraport hat dank eines wachsenden Luftverkehrs am Airport Frankfurt und an internationalen Beteiligungsflughäfen ein Rekordergebnis erzielt. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg 2023 um 17 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Auch der Umsatz des Konzerns erreichte einen neuen Höchstwert von 4,0 Milliarden Euro nach 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr.

Thyssenkrupp prüft einen Einstieg des Finanzinvestors Carlyle bei seiner Tochter Marine Systems. Beide Unternehmen verständigten sich darauf, in eine vertiefende Prüfung und Bewertung (Due Diligence) der Marinesparte einzusteigen, teilte der Industriekonzern mit. Gegenstand dieser Bewertung sei ein möglicher Teilverkauf von Thyssenkrupp Marine Systems an Carlyle. Die Einbindung von Carlyle schließe die parallele Sondierung weiterer Möglichkeiten der Verselbstständigung am Kapitalmarkt nicht aus. Zeitgleich liefen Gespräche mit der Bundesregierung zur Beteiligung des Staates am Marinegeschäft.

Der Chipkonzern Nvidia will seine führende Rolle bei Technik für Künstliche Intelligenz ausbauen. Firmenchef Jensen Huang stellte dafür eine neue Generation von Nvidias Computerplattform vor. Nvidia sieht das System mit dem Namen Blackwell als "Antrieb einer neuen industriellen Revolution" durch KI. Das System sei beim Anlernen von Künstlicher Intelligenz vier Mal leistungsstärker als die aktuelle Generation Grace Hopper.

Der Chef des hoch verschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande soll lebenslang vom Aktienhandel ausgeschlossen werden. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde Hui Ka Yan zudem von der chinesischen Börsenaufsicht wegen verschiedener Finanzdelikte mit einer Geldstrafe von 47 Millionen Yuan (rund sechs Millionen Euro) belegt. Überdies habe die Börsenaufsicht das Unternehmen mit einer Geldstrafe von 4,2 Milliarden Yuan belegt und weitere Führungskräfte bestraft.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. März 2024 um 09:00 Uhr.