Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

Deutliche Gewinne Weichenstellung voraus

Stand: 13.02.2023 22:16 Uhr

Kurz vor dem wichtigsten Börsenereignis der Woche haben die Anleger wieder Mut gefasst. Bei den US-Inflationsdaten am Dienstag könnte es aber auch Überraschungen geben.

Wie so oft an der Börse konzentriert sich fast das gesamte Wochengeschehen auf einen Termin. Dieses Mal sind es die amerikanischen Inflationsdaten für den Januar, die am Dienstag um 14:30 Uhr veröffentlicht werden. Die Daten sind maßgeblich für den geldpolitischen Spielraum der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).

Sie dürften die Einschätzung der Fed bestätigen, dass eine Phase sinkender Inflationsraten begonnen hat. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten gehen von einem Rückgang der Teuerungsrate auf 6,2 nach 6,5 Prozent im Dezember aus. "Allerdings ist die Prognoseunsicherheit diesmal etwas größer als sonst", warnte Commerzbank-Analyst Christoph Balz vor möglichen Überraschungen. Er verwies dabei auf den neu zusammengesetzten Warenkorb, an dem die Teuerung gemessen wird. Zudem passten viele Anbieter ihre Preise besonders gerne zu Jahresbeginn an. Das Ereignis könnte also sehr wohl über den Börsenverlauf der nächsten Tage und Wochen entscheiden.

Kurz davor fassten die Anleger wieder Mut, nachdem wieder aufgeflammte Zinssorgen in der vergangenen Woche für Kursturbulenzen gesorgt hatten. Der Dow Jones ging 1,1 Prozent höher aus dem Handel.

Die wegen ihrer tendenziell höheren Schuldenquote zinssensitiveren Technologietitel des Nasdaq 100 konnten sogar um 1,6 Prozent vorrücken.

Auch der deutsche Aktienmarkt konnte sich nach der etwas turbulenten Vorwoche stabilisieren und arbeitete sich stetig nach oben. Der DAX gewann 0,58 Prozent. "Noch ist die Börsenwelt in Ordnung: Die Inflation kommt zurück und die Wirtschaft zeigt weder Anzeichen einer Überhitzung noch einer Rezession", kommentierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. "Es ist das berühmte Goldlöckchen-Szenario für den Aktienmarkt und damit auch die Erklärung dafür, warum der Aufwärtstrend intakt ist."

Rückenwind für den DAX kam von der Winterprognose der EU-Kommission. Danach kann Deutschland angesichts der bislang gut gemeisterten Energiekrise in diesem Jahr eine Rezession knapp vermeiden. Die Brüsseler Behörde erwartet beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein kleines Plus von 0,2 Prozent, nachdem sie im November noch ein Minus von 0,6 Prozent veranschlagt hatte.

Der Euro hat sich am Nachmittag wieder über die Marke von 1,07 Dollar erholt. In der Nacht auf Montag hatte die Gemeinschaftswährung mit 1,0656 Dollar den tiefsten Stand seit gut einem Monat markiert. Die Feinunze Gold gab am Abend 0,6 Prozent auf 1852 Dollar nach.

Die Ölpreise zogen im Verlauf wieder an. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 86,50 Dollar, ein leichter Aufschlag gegenüber Freitag. In der vergangenen Woche hatten die Ölnotierungen spürbar zugelegt. Ein Grund war die Ankündigung Russlands, ab März 500.000 Barrel oder rund fünf Prozent weniger Rohöl pro Tag zu produzieren. Am späten Abend gab die US-Regierung den Verkauf von 26 Millionen Barrel aus der strategischen Reserve (SPR) bekannt. Die Veräußerung werde die Reserve vorübergehend unter das derzeitige Niveau von rund 372 Millionen Barrel drücken, den niedrigsten Stand seit 1983, teilte die Regierung mit. Im vergangenen Jahr hatten die USA 180 Millionen Barrel Öl aus der Reserve verkauft. Das sollte den Ölpreis in den USA stabilisieren, der in Folge des Ukraine-Krieges gestiegen war.

Klaus-Rainer Jackisch, HR, mit Informationen zur Börse

tagesschau 12:00 Uhr

Am Abend legte Pfeiffer Vacuum vorläufige Jahreszahlen vor. Der Vakuumpumpen-Spezialist hat im vergangenen Jahr ein geringeres operatives Ergebnis erzielt als erwartet. Das Betriebsergebnis stieg 2022 zwar um gut 28 Prozent auf 119,4 Millionen Euro. Die operative Ergebnismarge (Ebit) lag mit 13 Prozent jedoch unter den als Ziel avisierten 14 Prozent. Der Konzernumsatz stieg um 18,8 Prozent auf 916,7 Milliarden Euro und erreichte einen Rekordwert. Pfeiffer Vacuum hatte erst im Dezember die Umsatzprognose erneut erhöht und 900 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Ebenfalls auf Rekordniveau lag der Auftragseingang, der um 14,4 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro zulegte. Weitere Einzelheiten will das Unternehmen am 21. März veröffentlichen.

BMW-Großaktionärin Susanne Klatten tritt im Mai als Aufsichtsratschefin des Graphitspezialisten SGL Group ab. Die 60-Jährige wolle ihr Mandat im Aufsichtsrat nach der Hauptversammlung am 9. Mai aus persönlichen Gründen vorzeitig abgeben, teilte SGL am Abend mit. Klatten war eigentlich noch bis 2025 gewählt. Mit 28,5 Prozent ist die Milliardärin über ihre Beteiligungsgesellschaft SKion größte Anteilseignerin von SGL, der Autobauer BMW hält 18,4 Prozent. "Ihr Engagement als Hauptanteilseignerin der SGL Carbon bleibt von ihrer persönlichen Entscheidung, aus dem Aufsichtsrat auszuscheiden, unberührt", erklärte das Unternehmen. Klatten gilt als reichste Frau Deutschlands. Sie sitzt auch in den Aufsichtsräten des Chemiekonzerns Altana, wo sie stellvertretende Vorsitzende ist, und von BMW.

Die Lufthansa will ihren Kunden bereits im Buchungsprozess umweltschonendere Tickets anbieten. Mit den sogenannten Green Fares sollen Flugpassagiere für einen Ausgleich der CO2-Emissionen des jeweiligen Fluges sorgen können. Nach Unternehmensangaben werden 20 Prozent über den Einsatz nachhaltig produzierter Flugkraftstoffe (SAF) erreicht. Die übrigen 80 Prozent des Mehrpreises gegenüber den herkömmlichen Tickets fließen in zertifizierte Klimaschutzprojekte. Der Konzern will die neuen Tarife ab Mittwoch anbieten. Nicht enthalten ist die Punkt-Zu-Punkt-Gesellschaft Eurowings. Für den Fernverkehr arbeite man noch an Angeboten.

Die Adidas-Aktie konnte sich leicht erholen, nachdem sie am Freitag um bis zu 12,6 Prozent abgestürzt war. Adidas hatte die Anleger mit einer weiteren Umsatz- und Gewinnwarnung wegen der abrupten Trennung von Skandal-Rapper Kanye West und dessen Modemarke "Yeezy" geschockt.

Die Deutsche Bank lässt sich in Sachen Nachhaltigkeit ab sofort von der Naturschutzorganisation WWF beraten. Die Privatkundenbank des größten deutschen Geldinstituts und WWF vereinbarten eine zunächst auf zwei Jahre angelegte Zusammenarbeit. Ziel sei es, Finanzierungen voranzutreiben, die mit Augenmerk auf Umwelt- und Klimaschutz sowie den ökologischen Umbau der Wirtschaft getätigt werden.

Die Commerzbank strebt nach fast viereinhalb Jahren zurück in die erste deutsche Börsenliga. Am kommenden Donnerstag (16.2.) legt das Institut die detaillierte Bilanz für 2022 vor, am Abend des folgenden Tages will die Deutsche Börse bekanntgeben, wer für Linde in den Deutschen Aktienindex nachrückt. Die Zahlen sprechen für die Commerzbank.

Einzelne Teile des insgesamt verzögerten eigenen Auto-Betriebssystems von Volkswagen sind in manchen neuen Konzernmodellen inzwischen im Einsatz. "Wir haben schon einige Elemente des späteren VW.OS in den aktuellen Fahrzeuganläufen für die neue Generation von Audi- und Porsche-Modellen", sagte Thomas Fleischmann, Leiter eines Software-Teams für das so bezeichnete System.

Der Autobauer BMW blickt zufrieden auf die Gewinnentwicklung im abgelaufenen Jahr. Auf die Frage von "Focus Money", ob die versprochenen Ergebnisziele für 2022 geschafft und der Rekordgewinn eingefahren worden sei, antwortete Finanzchef Nicolas Peter: "Sonst würden wir hier nicht so entspannt sitzen." BMW habe keinen Grund gehabt, seine Prognosen zu korrigieren.

Die Aktien der Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Hensoldt waren gefragt. Bei Rheinmetall reichte es mit einem Kursanstieg bis auf 238,90 Euro sogar für ein neues Rekordhoch. Die Rüstungsindustrie macht der Bundesregierung angesichts ausbleibender Aufträge aus dem 100 Milliarden Euro umfassenden Sondervermögen für die Bundeswehr Druck.

Die Aktie von Siltronic verlor knapp sechs Prozent. Zuvor hatte die Privatbank Berenberg den MDAX- und TecDAX-Titel von "Buy" auf "Hold" abgestuft und das Kursziel von 95 auf 91 Euro gesenkt. Analyst Gustav Froberg sieht angesichts einer schwächeren Nachfrage nach Verbraucherelektronik steigende Risiken für die kurzfristigen Ergebnisse von Siltronic.

Ein Jahr nach dem zweiten Corona-Winter hat das Passagiergeschäft am Frankfurter Flughafen im Januar kräftig zugelegt. Der Flughafenbetreiber Fraport zählte knapp 3,7 Millionen Fluggäste und damit 65,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum Niveau von Januar 2019 vor der Corona-Pandemie belief sich der Rückstand auf 21,3 Prozent.

Der Wind- und Solarparkentwickler PNE hat das vergangene Jahr überraschend gut abgeschlossen. 2022 habe das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nach vorläufigen Zahlen bei 34 bis 36 Millionen Euro gelegen, teilte das SDAX-Unternehmen am Nachmittag mit. Zuletzt hatte der Vorstand lediglich 20 bis 30 Millionen in Aussicht gestellt, nachdem das Ergebnis im Vorjahr knapp 33 Millionen erreicht hatte. Das Unternehmen begründete das überraschend gute Abschneiden mit positiven Ergebnissen bei Dienstleistungen und Projektentwicklungen sowie guten Ergebnissen in der Stromerzeugung. Die kompletten Jahreszahlen will PNE am 29. März veröffentlichen.

Der hoch verschuldete Automobilzulieferer Leoni rechnet angesichts seiner nötigen Refinanzierung mit erheblichen Belastungen. Der Wertberichtigungsbedarf lasse sich nicht konkret beziffern, es sei aber "nicht auszuschließen, dass es sich um einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich handelt", teilte Leoni mit.

Der Reisekonzern TUI will seine Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase reduzieren und hat verbindliche Ziele bis 2030 für die Bereiche Airlines, Hotels und Kreuzfahrtschiffe festgelegt. Bei den TUI-Fluggesellschaften, die für rund 80 Prozent der konzerneigenen Emissionen stehen, soll es bis dahin um 24 Prozent verglichen mit dem Wert von 2019 nach unten gehen. Auf der Online-Hauptversammlung am Dienstag sollen die Aktionäre eine weitere Kapitalerhöhung für den größten deutschen Reisekonzern genehmigen. Damit soll auch die Rückzahlung von Staatshilfen während der Corona-Krise zu finanziert werden. Geschäftlich lief es bei den Hannoveranern nach dem existenzbedrohenden Pandemie-Tief jüngst wieder besser, die Buchungen der Kunden nahmen zu.

Der Internet-Riese Google will künftig auch in Deutschland Fehlinformationen im Netz vorbeugend bekämpfen. Dazu weitet das Google-Tochterunternehmen Jigsaw eine entsprechende Video-Aufklärungskampagne auf das deutschsprachige Internet aus. Bislang hatten sich die vorbeugenden Aktivitäten auf Polen, die Tschechische Republik und die Slowakei konzentriert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 13. Februar 2023 um 09:00 Uhr in Update Wirtschaft.