Erneute Gewinne Wall Street nimmt wieder Fahrt auf
Die Wall-Street-Indizes haben heute lange keine Richtung gefunden, am Ende aber doch noch höher geschlossen. Nach den Turbulenzen zuletzt gab es auch in New York einen versöhnlichen Wochenschluss.
An der Wall Street ist wie zuvor schon an den europäischen Börsen heute wieder deutlich mehr Ruhe eingekehrt. Rezessionsängste sind spätestens seit den gestrigen Daten vom Arbeitsmarkt in den Hintergrund getreten. Nach der Erleichterungsrally vom Vortag haben sich die großen Aktienindizes heute weiter stabilisiert und dabei moderat zugelegt.
"Die Furcht vor einer Rezession in den USA war überzogen", sagte DZ Bank-Analyst Christian Reicherter. Vor dem Wochenende sei erst einmal Durchatmen angesagt, da keine weiteren Konjunkturdaten auf dem Terminplan stünden.
Der Leitindex Dow Jones ging am Ende bei 39.497 Zählern aus dem Handel, ein Tagesgewinn von 0,13 Prozent. Er schwankte heute zwischen 39.230 und 39.628 Punkten um rund ein Prozent. Der marktbreite S&P-500-Index rückte um 0,47 Prozent vor. Die Technologiebörse Nasdaq stieg um 0,51 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann am Ende 0,54 Prozent hinzu auf 18.513 Punkte. Von ihren Tiefständen am Montag haben sich die drei Indizes damit deutlich erholt.
Nach einem versöhnlichen Wochenschluss sah es zunächst nicht aus. Beruhigende Worte eines führenden US-Notenbankers haben dann aber doch noch für etwas Zuversicht bei den Anlegern gesorgt.
Dass die Fed ihre Geldpolitik im September lockert, gilt als gesetzt. Als Bestätigung hierfür werteten Börsianer die jüngsten Aussagen des US-Notenbankers Jeff Schmid. Der als Verfechter einer restriktiveren Geldpolitik geltende Chef der Federal Reserve Bank von Kansas City hatte sich positiv zur Entwicklung von Konjunktur und Inflation geäußert und eine Anpassung der Geldpolitik in Aussicht gestellt. Derzeit rechnet etwa die Hälfte der Anleger mit einer Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt. Der Rest tippt auf einen Viertelprozentpunkt.
Der Portfoliomanagerin Marie de Leyssac vom Vermögensverwalter Edmond de Rothschild zufolge werden Investoren die anstehenden Konjunkturdaten auf mögliche Signale für eine US-Rezession abklopfen und sämtliche Aussagen von Notenbankern auf Hinweise zur Geldpolitik prüfen. Daher warteten sie bereits gespannt auf das jährliche Zentralbanktreffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming Ende August.
"Anleger werden die US-Konjunkturdaten wie den Empire State-Index, den Philadelphia Fed-Index und die Erstanträge auf Arbeitslosenversicherung auf etwaige Rezessionssignale untersuchen", so die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) im Ausblick auf die kommende Woche. Das Interesse gilt auch der Inflation. Denn noch bewegt sich die Teuerung über dem Ziel der US-Notenbank von zwei Prozent, was den Spielraum bei Zinssenkungen begrenzt. Die Veröffentlichung der Erzeuger- und Verbraucherpreise für Juli am Dienstag beziehungsweise Mittwoch dürften daher erhöhte Beachtung finden.
Nachrichten aus dem Unternehmenssektor waren heute fast schon Mangelware. Gesucht waren aber die Titel von Expedia, die sich um 10,2 Prozent verteuerten. Das Online-Buchungsportal hatte zwar ein überraschend starkes Quartalsergebnis abgeliefert, aber Gesamtjahresziele unter Markterwartungen in Aussicht gestellt.
Offenbar werteten Investoren diesen Ausblick als konservativ, sagte Analyst Thomas Champion von der Investmentbank Piper Sandler. Andere Analysten verwiesen auf die niedrigen Erwartungen nach den enttäuschenden Zahlen der Rivalen AirBnB und Booking.com.
Durchatmen hieß heute die Devise an der Frankfurter Wertpapierbörse. Nachdem die abgelaufene Börsenwoche für ein Auf und Ab der Gefühle gesorgt hat, ging es heute deutlich ruhiger zu. Der DAX schloss bei ruhigem Handel bei 17.722 Zählern, ein Plus von 0,24 Prozent. Auf Wochensicht schaffte der deutsche Leitindex damit noch einen kleinen Gewinn von rund 0,3 Prozent.
MDAX und SDAX, die Indizes der zweiten Reihe, legten etwas stärker zu und wurden dabei von robusten Unternehmensergebnissen gestützt. Der MDAX legte 0,59 Prozent zu auf 24.249 Zähler.
"Die vergangene Woche startete mit Angst und endete mit Hoffnung", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. "Investoren nutzten die Kursrückgänge, um Aktienpositionen aufzustocken. Und in der Folge erholten sich die Kurse wieder etwas, wenngleich das Gesamtbild von Unsicherheit und Volatilität geprägt blieb", so Kater.
Für Erleichterung sorgten gestern vor allem die neuen Arbeitslosenzahlen aus den USA. Die wöchentlichen Erstanträge gingen so stark zurück wie seit rund elf Monaten nicht mehr. Dies deute darauf hin, dass der Arbeitsmarkt robuster sei, als es die jüngsten Daten vermuten ließen, heißt es von der Landesbank Baden-Württemberg, und dämpfte damit Rezessionssorgen an der Wall Street, die als eigentlicher Auslöser der jüngsten Börsenkapriolen gelten.
Der Entwicklung an den US-Börsen konnten und können sich die anderen Weltmärkte nicht entziehen. Auch der Fortgang der heimischen Berichtssaison änderte daran nichts. Zudem liegen die Ereignisse im Nahen Osten und in der Ukraine weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Märkten.
Unter den Einzelwerten im DAX setzte Rheinmetall an der Spitze den Aufwärtstrend fort und legte - wie schon am Vortag - deutlich um 5,2 Prozent auf 538,40 Euro zu. Die Papiere nehmen damit weiter Kurs auf ihr im April bei fast 572 Euro erreichtes Rekordhoch. Gefragt war aber auch Vonovia, der einzige Immobilienkonzern im Leitindex. Auch im MDAX gehörten LEG Immobilien nach Geschäftszahlen mit einem Plus von über fünf Prozent zu den größten Gewinnern.
LEG grenzte im ersten Halbjahr seinen Verlust deutlich ein und musste sein Portfolio nur noch um 1,6 Prozent abwerten. Branchenprimus Vonovia hatte zum Halbjahr bereits erklärt, er habe die Immobilien-Krise hinter sich gelassen. Vonovia hatte den Wert der Bestände im ersten Halbjahr um 1,7 Prozent heruntergeschrieben.
"Der Abwertungszyklus kommt absehbar zu einem Ende und wir sehen eine Belebung am Transaktionsmarkt", sagte LEG-Chef Lars von Lackum. "Wir erwarten für das zweite Halbjahr eine deutliche Stabilisierung der Werte", fügte er hinzu. Rasant gestiegene Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) und hohe Baukosten hatten den Immobilienkonzernen im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. Die Immobilienpreise brachen ein. Zahlreiche Projektentwickler schlitterten in die Pleite.
Am Ende einer turbulenten Woche hat sich der Euro kaum bewegt. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung im US-Handel bei 1,0917 Dollar gehandelt. Der Euro bewegte sich damit leicht unter dem Niveau aus dem frühen Handel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs ebenfalls auf 1,0917 (Donnerstag: 1,0930) Dollar fest.
Der Euro stabilisiert sich damit nach den Kursverlusten vom Vortag. Gestern hatten die besser als erwartet ausgefallenen wöchentlichen Daten vom US-Arbeitsmarkt dem Dollar Auftrieb gegeben, der Euro war im Gegenzug zeitweise unter 1,09 Dollar gefallen.
Inflationsdaten aus Deutschland bewegten die Märkte nicht. Im Juli war die Jahresrate von 2,2 Prozent im Vormonat auf 2,3 Prozent gestiegen. Damit wurde eine Erstschätzung wie von Volkswirten erwartet bestätigt. Ansonsten wurden in der Eurozone und in den USA keine wichtigen Daten veröffentlicht.
Bei den Rohstoffen tendieren die Rohölpreise am Abend im Plus. Sie profitierten im Wochenverlauf von Angebotsängsten inmitten des sich ausweitenden Nahostkonflikts, bei dem Israel auf einen drohenden Angriff des Irans und seiner Stellvertreter wartet. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee kostete zuletzt 0,6 Prozent mehr bei 79,52 Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Leichtölsorte WTI notierte bei 76,77 Dollar um 0,9 Prozent höher.
Der Bitcoin und andere Kryptowährungen sind nach dem schwersten Kurseinbruch seit mehr als zwei Jahren am vergangenen Montag wieder auf dem Vormarsch. In der Nacht stieg der Bitcoin-Kurs zeitweise auf über 62.000 US-Dollar, fiel aber zum Schluss wieder auf 60.500 Dollar zurück.
Vor knapp einer Woche am "schwarzen Montag" war der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung zwischenzeitlich unter die Schwelle von 50.000 Dollar abgestürzt und hatte damit den tiefsten Stand seit Februar erreicht. Auch die zweitwichtigste Kryptowährung Ether erholte sich zum Wochenausklang deutlich.
Esprit schließt bis zum Jahresende alle Filialen in Deutschland. Damit verschwindet die insolvente Modekonzern aus den Fußgängerzonen und rund 1.300 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Dem Insolvenzverwalter gelang es nur, die Marke "Esprit" zu verkaufen, der Geschäftsbetrieb in der Zentrale in Ratingen bei Düsseldorf und in den 56 verbliebenen eigenen Läden wird eingestellt, wie das Unternehmen heute mitteilte.
Endgültige Quartalszahlen von Lanxess haben heute die Anleger positiv überrascht. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stimme mit der Vorab-Veröffentlichung überein, beim Blick auf die Sparten zeige sich aber, dass Lanxess überall besser als am Markt erwartet abgeschnitten habe, schrieb Analyst Chris Counihan von Jefferies. Zudem sei der freie Mittelfluss für das Quartal positiv. Die Aktie gehörte zu den größten Gewinnern im MDAX.
Die Aktien von Jenoptik haben nach ermutigenden Quartalszahlen am Freitag ihre jüngste Kurserholung beschleunigt. zulertzt stiegen die Papiere des Technologiekonzerns um rund 10 Prozent und waren damit Spitzenreiter im MDAX. Anfang der Woche hatte Jenoptik im Zuge der Verwerfungen am Gesamtmarkt mit 23,44 Euro noch den tiefsten Stand seit November erreicht. Hiervon hat sich der Kurs nun schon wieder um rund ein Sechstel erholt.
Jenoptik hatte im zweiten Quartal dank einer höheren Nachfrage in Europa mehr verdient und schnitt besser ab als von Experten erwartet. Nach fünf rückläufigen Quartalen habe der Auftragseingang beim Technologiekonzern im Jahresvergleich wieder angezogen, schrieb Analyst Michael Kuhn von der Deutschen Bank. Auch Umsatz und operativer Gewinn hätten die Erwartungen übertroffen. Aus Sicht von Jefferies-Analyst Henrik Paganetty erhole sich der Auftragstrend damit früher als gedacht, Jenoptik habe stark abgeschnitten.
Höhere Umsätze mit TV-Werbung und Streaming haben die RTL Group im ersten Halbjahr angetrieben. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Gesamtumsatz um 1,8 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro, wie der im MDAX notierte Medienkonzern heute mitteilte. Damit kamen dem Konkurrenten von ProSiebenSat.1 im Streaming-Segment wieder ein deutliches Plus bei Abonnenten sowie ein sprunghafter Erlösanstieg zugute. Der Umsatz mit dem Produktionsgeschäft Fremantle sank dagegen. Die RTL Group begründete dies mit Timing-Effekten.
Es wird ernst mit der neuen Fabrik des taiwanischen Chipherstellers TSMC im "Silicon Saxony" in Dresden. "Am 20. August erfolgt der Spatenstich für dieses Joint Venture", sagte Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender des deutschen Halbleiterherstellers Infineon, der mit zehn Prozent an dem Werk beteiligt ist, der "Süddeutschen Zeitung". Auch der Bau der neuen Infineon-Fabrik im Norden von Sachsens Landeshauptstadt komme gut voran. Ab September 2025 sollten die Maschinen kommen und im Jahr darauf die Produktion beginnen. "Da sind wir also voll im Plan." Infineon will fünf Milliarden Euro in diese Erweiterung seiner Produktion in Dresden stecken - und damit über 1.000 neue Jobs schaffen.
Drei Jahre nach Gründung des Lufthansa-Ferienfliegers Discover gibt es erste Tarifverträge für das fliegende Personal des Unternehmens. Die Airline selbst sowie die Gewerkschaft ver.di teilen mit, dass sie für Piloten wie auch für das Kabinenpersonal Vereinbarungen zu Gehalt und Arbeitsbedingungen getroffen haben. Entsprechende Verträge seien in der Nacht unterschrieben worden. Unklar bleibt, wie viele der rund 500 Beschäftigten im Cockpit und der 1.400 in der Kabine bei ver.di organisiert sind. Die Pilotengewerkschaft VC kritisiert das Vorgehen und erwägt weitere Streiks.
Die Thyssenkrupp-Marinetochter TKMS plant ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Naval Vessels Lürssen (NVL) zum Bau von Fregatten. Die beiden Unternehmen hätten Pläne zur Gründung eines solchen Gemeinschaftsunternehmens beim Kartellamt zur Prüfung angemeldet, teilten die Bonner Kartellwächter auf ihrer Internet-Seite mit. Gegenstand des Gemeinschaftsunternehmens seien "Konstruktion und Bau von Fregatten". Von TKMS war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Lürssen hatte im Oktober 2021 sein Marinegeschäft vom Yachtgeschäft getrennt und in das Unternehmen Naval Vessels Lürssen (NVL) abgespalten.
Beim MDAX-Mutterkonzern Thyssenkrupp gibt es derweil weiterhin keine Klarheit über die Zukunft des Stahlgeschäfts. Insbesondere über Fragen der Finanzierung zwischen der Stahltochter und dem Mutterkonzern sei keine Einigung erzielt worden, sagte der Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel Europe, Sigmar Gabriel, am Abend nach einer Sitzung des Kontrollgremiuns.
Ein Gutachten solle für Klarheit sorgen. Dies könne bis Ende des Jahres vorliegen. Über einen Stellenabbau sei nicht gesprochen worden. Thyssenkrupp wolle aber seine Beteiligung von 50 Prozent an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) verkaufen. Am 29. August will der Aufsichtsrat erneut zusammenkommen. Thyssenkrupp-Aktien gaben heute im Xetra-Handel 1,17 Prozent auf 3,37 Euro nach.
Fußball-Nationalspieler Maximilian Beier hat sich laut "Bild" für einen Wechsel zu SDAX-Mitglied Borussia Dortmund entschieden. Der Bundesligist und der 21-Jährige von der TSG 1899 Hoffenheim sollen sich demnach einig sein, hieß es. Beier soll bei den Borussen in der Offensive den zu West Ham United gewechselten Nationalstürmer Niclas Füllkrug ersetzen. Sein Vertrag bei den Kraichgauern läuft bis 30. Juni 2027. Er soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von 30 Millionen Euro beinhalten.
Paramount hat als zweiter US-Medienkonzern in zwei Tagen Milliarden auf seine TV-Sender abgeschrieben. Das Unternehmen, zu dem unter anderem MTV und Nickelodeon gehören, verwies unter anderem auf sinkende Gewinnerwartungen und Abonnentenzahlen im US-Kabelfernsehen. Die Wertberichtigung beläuft sich auf knapp sechs Milliarden Dollar. Erst am Vortag hatte Warner Bros. Discovery 9,1 Milliarden Dollar auf seine TV-Kanäle wie CNN und Discovery abgeschrieben. US-Kabelfernsehen war einst ein verlässlicher Geldbringer für Hollywood, doch inzwischen gehen Zuschauer und Werbedollar verstärkt ins Streaming.
Walt Disney will insgesamt fünf Milliarden Dollar in die Produktion von neuen Filmen und Fernsehsendungen stecken. Über die nächsten fünf Jahre soll in den EMEA-Raum (Europa, Naher Osten und Afrika) jährlich mindestens eine Milliarde Dollar in Spielfilme, Disney+, National Geographic und andere Fernsehproduktionen fließen, teilte der US-Unterhaltungskonzern heute mit. Damit könnte Disney an den jüngsten Erfolg von Filmen wie "Alles steht Kopf 2" anknüpfen, mit dem der Konzern aus dem weltweiten Ticketverkauf bislang rund 1,6 Milliarden Dollar eingenommen hat.