DAX schließt erneut höher Börsen-Hoffnung auf Zinspause hält weiter an
Dank der Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungs-Serie in der Eurozone hat der DAX auch heute im Plus geschlossen. Einen Teil seiner Gewinne gab er im Zuge der schwachen US-Börsen allerdings wieder ab.
Auch am Tag nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) hat der DAX Kursgewinne verbucht - wenn auch am Ende nur kleinere. "Der Aktienmarkt hasst Unsicherheit, und die ist geldpolitisch zumindest in der Eurozone jetzt raus", erklärte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. Anlegerinnen und Anleger an der Frankfurter Börse spekulieren, dass der Zinserhöhungszyklus nach zehn Schritten in Folge nun abgeschlossen ist.
Wie lange und weit diese Hoffnung den DAX trage, "werden wir spätestens in der kommenden Woche sehen", merkte Jochen Stanzl, Analyst CMC Markets an. Heute trieb die Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen in der Eurozone den deutschen Leitindex zunächst sogar nah an die 16.000 Punkte. Zuletzt hatte er diese psychologisch wichtige Marke Ende August überschritten.
Zeitweise stieg der DAX um 0,8 Prozent. Am Nachmittag bröckelten die Gewinne jedoch etwas ab. Letztlich schloss das Börsenbarometer 0,56 Prozent höher bei 15.894 Zählern - auf Wochensicht ein Plus von immerhin knapp einem Prozent.
Dass die jüngste Euphorie leicht verblasste, lag zum großen Teil an den schwächeren US-Börsen. Der Leitindex Dow Jones fiel beim DAX-Schluss um etwa 0,5 Prozent. Der marktbreite S&P 500 verzeichnete ein Minus von 0,9 Prozent und der technologielastige Nasdaq 100 rutschte zeitweise sogar um fast 1,5 Prozent ab. Auf die Stimmung drückten schlechte Nachrichten im Chipsektor und der Streik in der amerikanischen Autobranche.
So belastete ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, wonach der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC die Abnahme bestellter Chip-Maschinen hinauszögert. Zudem fürchten Anlegerinnen und Anleger eine Konjunkturbremse, da erstmals in der Geschichte der größten US-Autogewerkschaft UAW die drei großen US-Autokonzerne gleichzeitig bestreikt werden.
Dazu kamen überwiegend starke Wirtschaftsdaten, die unter den Marktteilnehmern die Bedenken schürten, dass die US-Notenbank Federal Reserve in der kommenden Woche vielleicht doch noch einmal ihre Zinsen erhöhen könnte. Nicht nur die Industriestimmung im US-Bundesstaat New York hellte sich im September deutlicher als erwartet auf. Im August steigerte außerdem die Industrie in den gesamten USA ihre Aktivität stärker als prognostiziert. Das erhöht den Spielraum der US-Währungshüter und damit das Risiko einer weiteren Zinsanhebung.
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer geht mit Blick auf die zuletzt gesunkene Kerninflation und die zurückgegangenen Importpreise trotzdem davon aus, dass anders als in der Eurozone die Fed das Zinsniveau beibehält - das im Vergleich aber auch bereits höher liegt. "Die Inflation und der Arbeitsmarkt bewegen sich aus der Sicht der Fed in die richtige Richtung, daher dürften weitere Zinsanhebungen nicht notwendig sein", schrieb Krämer.
Für stärkere Kursschwankungen am Aktienmarkt als üblich sorgte heute darüber hinaus der große Verfallstag. Am sogenannten Hexensabbat verfallen an der Terminbörse Eurex Optionen und Futures auf Indizes und Einzelaktien. Daher geht der Hexensabbat regelmäßig mit größeren Kursbewegungen einher - gerade bei Einzelaktien.
Dahinter stecken meist größere institutionelle Anleger, also Fonds oder Vermögensverwalter, deren Frist zur Verwirklichung ihrer Derivategeschäfte abläuft. Sie versuchen daher im Vorfeld, die Kurse auf jene Preise zu treiben, zu denen sie an der Terminbörse engagiert sind. Entsprechend kann es binnen Minuten zu hohen Handelsvolumina und deutlichen Kursschwankungen kommen.
Der Euro hat sich etwas von seinem am Vortag markierten halbjährigen Tiefstand erholt. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0670 Dollar und damit etwas mehr als am Vorabend. Belastet wurde der Euro gestern durch die Aussicht auf zunächst stabile Zinsen. Zwar hob die EZB die Leitzinsen das zehnte Mal in Folge an. Zugleich stellten die Währungshüter aber die Möglichkeit in den Raum, dass der Zinsgipfel erreicht sein könnte.
Unterdessen hält der Preisauftrieb am Ölmarkt an. Am Morgen markierten die Preise den höchsten Stand seit vergangenen November. In der Spitze kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November heute deutlich mehr als 94 Dollar. Ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg bis auf etwas mehr als 91 Dollar. Nach wie vor treibt das knappe Angebot der großen Förderländer wie Saudi-Arabien und Russland die Preise.
Am Tag nach seinem furiosen Börsendebüt sehen Analysten den Chip-Designer Arm als Anwärter auf den Auswahlindex Nasdaq 100. Die Papiere hatten an ihrem ersten Handelstag gestern 24,7 Prozent gewonnen und einen Marktwert von 65 Milliarden Dollar erreicht. Heute gingen sie auf Zick-Zack-Kurs: Zunächst ging es 8,5 Prozent nach oben, anschließend verloren die Titel bis zu 2,5 Prozent und standen mittags dann mit 64,04 Dollar leicht im Plus.
Die Aussicht auf ein Effizienzprogramm des neuen Bayer-Chefs Bill Anderson hat den Aktien des Pharma- und Agrarkonzerns Rückenwind gegeben. Insidern zufolge will Anderson das Unternehmen mit einem Effizienzprogramm für dessen Neuaufstellung fitmachen. Bevor der Konzern eine neue Struktur bekomme, werde der ehemalige Roche-Manager Anderson zunächst ein Programm für Bürokratieabbau und mehr Effizienz auflegen, hatten Insider der Nachrichtenagentur Reuters gesagt.
Die rund 6.500 Beschäftigten des Getränkeherstellers Coca-Cola Deutschland bekommen mehr Geld. Die Gewerkschaft NGG und Coca-Cola Europacific Partners Deutschland einigten sich in der zweiten Verhandlungsrunde auf einen Tarifabschluss mit einer Laufzeit von 20 Monaten, wie das Unternehmen mitteilte. Demnach erhalten die Beschäftigten in zwei Schritten monatlich 350 Euro mehr Geld. Vom 1. März 2024 steige das Bruttomonatsgehalt um 180 Euro, vom 1. Januar 2025 an um weitere 170 Euro.
Mercedes-Benz droht möglicherweise ein Rückruf wegen Abschalteinrichtungen bei Diesel-Fahrzeugen. Ein Mercedes-Sprecher sagte, das Unternehmen gehe davon aus, dass für die Autos bereits Software-Updates entwickelt und im Feld verfügbar seien. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) habe dem Unternehmen eine Anhörung im Juli zugestellt. "Wir kooperieren vollumfänglich mit dem KBA", betonte er.
Der Preiskampf in China macht Volkswagen auf seinem wichtigsten Markt weiter zu schaffen. Im vergangenen Monat verkaufte Europas größter Autobauer in der Volksrepublik 278.000 Fahrzeuge, was 6,5 Prozent weniger sind als vor Jahresfrist. Den Rückgang erklärten die Wolfsburger mit den hohen Preisabschlägen chinesischer Hersteller, die auf ihrem Heimatmarkt um Marktanteile kämpfen.
Derweil bringt VW sein eigenes Autovermietungsgeschäft der Tochter Euromobil bei Europcar unter. Der ebenfalls zum Konzern gehörende Autovermieter, der 2022 zusammen mit einem Bieterkonsortium übernommen wurde, steige mit 51 Prozent bei Euromobil ein, kündigten VW und Europcar heute an. Ziel sei es, das Geschäft beider Firmen zu bündeln.
Die BMW-Tochter und Luxusmarke Rolls Royce soll bis 2030 komplett auf Elektro-Antrieb umgestellt werden. "Ende dieses Jahrzehnts" solle "der letzte Zwölfzylinder" vom Band laufen, sagte Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös gestern Abend in München bei der Vorstellung des ersten E-Autos von Rolls-Royce, dem "Spectre". "Dann werden wir voll elektrisch sein."
Die Lufthansa beteiligt sich an einem Konsortium mit Rheinmetall zur Fertigung und Wartung von Teilen des Lockheed-Kampfjets F-35. Das sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei einem Empfang gestern Abend in Frankfurt. Das sei ein strategischer Schritt der Lufthansa, da der Bedarf nach technischer Unterstützung zu besserer Abwehrbereitschaft bei Armeen weltweit angesichts kriegerischer Auseinandersetzungen verbessert werden müsse.
Der indische SAP-Zweig will seinen Anteil an den Patenten des deutschen Softwareriesen von derzeit 25 auf 50 Prozent verdoppeln und zukünftig 3.000 neue Arbeitsplätze pro Jahr schaffen. "Durch KI kann Indien seine Vormachtstellung im IT-Bereich festigen", so Sindhu Gangadharan, Geschäftsführerin des Software-Entwicklungs-Zentrums in Bangalore, SAP Labs India.
Der Energietechnik-Konzern Siemens Energy hat mit dem französischen Gase-Spezialisten Air Liquide einen Wasserstoff-Deal vereinbart. Siemens Energy liefert zwölf Elektrolyseure mit einer Gesamtkapazität von 200 Megawatt nach Frankreich. Air Liquide wird sie in seinem Projekt Normand’Hy in der Normandie einsetzen, wo ab 2026 jährlich 28.000 Tonnen nachhaltiger Wasserstoff für die Industrie und den Mobilitätssektor hergestellt werden sollen.
Apple wird nach der Rückruf-Drohung für sein iPhone 12 in Frankreich die Software des Geräts in dem Land anpassen. Zugleich betonte der Konzern, dass die von einer Aufsichtsbehörde ermittelte Überschreitung von Grenzwerten für elektromagnetische Strahlung auf deren "spezielles Testprotokoll" zurückgehe. Das Update solle die Testmethode berücksichtigen und sei nicht von Sicherheitsbedenken ausgelöst worden. International sei anerkannt, dass das iPhone 12 alle Grenzwerte erfülle.
Der Rückzug aus Russland und Umsatzeinbußen in der Ukraine haben beim Modehändler H&M das Wachstum gedämpft. Im dritten Geschäftsquartal (bis Ende August) stieg der Umsatz um sechs Prozent auf knapp 61 Milliarden schwedische Kronen. Die Geschäfte in Russland, Belarus und der Ukraine herausgerechnet, hätte der Umsatz hingegen um acht Prozent zugelegt.
China hat die US-Rüstungsfirmen Lockheed Martin und Northrop Grumman wegen des Verkaufs von Waffen an Taiwan auf die Sanktionsliste gesetzt. Trotz Chinas Widerstand sei die Regierung der Vereinigten Staaten weiterhin entschlossen, Waffen an Taiwan zu liefern, sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, heute in Peking. Dies verletzte das Ein-China-Prinzip.
In einem bisher einmaligen Schritt werden Werke der drei großen US-Autobauer General Motors, Ford und Stellantis gleichzeitig von der einflussreichen Gewerkschaft UAW bestreikt. Die Arbeitsniederlegungen begannen in der vergangenen Nacht, nachdem die Frist für Tarifverhandlungen auslief. Ein längerer flächendeckender Streik in der Autobranche könnte die US-Wirtschaft deutlich belasten.
Der Photoshop-Anbieter Adobe prognostiziert einen Gewinn für das laufende Quartal, der über den Schätzungen der Analysten liegt. Grund für den optimistischen Ausblick seien neue KI-Funktionen, teilte das Unternehmen gestern nach Börsenschluss mit. Adobe erwartet für das vierte Quartal einen bereinigten Gewinn zwischen 4,10 und 4,15 Dollar pro Aktie.
Der Unterhaltungsriese Walt Disney hat Berichte über einen möglichen Verkauf der ABC-Gruppe und der dazugehörigen TV-Sender an Nexstar zurückgewiesen. "Jeder diesbezügliche Bericht ist unbegründet", teilte der Konzern mit. Disney zeigte sich aber offen, eine Vielzahl von strategischen Optionen für die linearen Geschäftsbereiche in Betracht zu ziehen.
UBS-Chef Sergio Ermotti will bis mindestens Ende 2026 an der Konzernspitze bleiben, um die ehemalige Rivalin Credit Suisse zu integrieren. "Ich muss den Job zu Ende bringen", sagte Ermotti gestern vor dem Economic Club of New York. "Mein Ziel ist es, die Arbeit zu Ende zu bringen, und das bedeutet natürlich, dass ich bis Ende 2026 bleibe."