Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

DAX kräftig erholt Neue Rekorde an der Nasdaq

Stand: 03.07.2024 21:15 Uhr

Mit den jüngsten Daten wird die Zinssenkung der Fed im September immer wahrscheinlicher. Der DAX machte daraufhin seine Vortagesverluste wett. Die Technologiewerte in den USA erreichten neue Rekorde.

Die jüngsten Nachrichten haben allesamt die Zinshoffnungen der Aktienmärkte gestärkt. Schon am Dienstag hatten die Aussagen des Federal-Reserve-Chefs Jerome Powell beim Notenbanker-Treffen im portugiesischen Sintra die Wall Street gestützt. "Vor allem angesichts der Äußerungen zum sich abkühlenden Arbeitsmarkt und zu den Risiken einer zu späten ersten Zinssenkung sehen die Börsianer ihre Erwartung eines ersten Zinsschrittes im September bestätigt", erklärte Analyst Thomas Altmann von QC Partners.

Nach dem gestrigen Aufschlag drifteten die Standardwerte des Dow Jones allerdings leicht ins Minus. Zu Handelsschluss notierte der Dow Jones 0,1 Prozent tiefer bei 39.308 Punkten. Einen Bericht der "New York Times", der nahelegt, dass US-Präsident Joe Biden über einen Rückzug aus dem Rennen um die Präsidentschaft nachdenkt, wies das Weiße Haus umgehend zurück.

Deutlich stärker reagierten die zinssensitiveren Technologieaktien auf die neuen Hoffnungen. Der Auswahlindex Nasdaq 100 markierte eine weitere Bestmarke bei 20.186 Punkten und ging 0,87 Prozent höher aus dem Handel.

Heute fand an den New Yorker Börsen nur ein verkürzter Handel statt - Aktien wurden bis 19 Uhr MEZ, Anleihen bis 20 Uhr MEZ gehandelt. Morgen bleiben die US-Börsen wegen des "Independence Day" dann komplett geschlossen. Erst am Freitag wird wieder regulär gehandelt.

Vier aktuelle Konjunkturdaten bestätigten das Bild einer wirtschaftlichen Abkühlung. So sind in der Privatwirtschaft im Juni per saldo 150.000 neue Stellen entstanden, wie die monatliche Umfrage des Personaldienstleisters ADP ergab. Ökonomen hatten aber mit einem Stellenzuwachs von 160.000 gerechnet. Zudem stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche mit 238.000 stärker als erwartet. Am Freitag veröffentlicht die Regierung in Washington den US-Arbeitsmarktbericht, der auch den öffentlichen Dienst umfasst.

Auch die Industrieaufträge für den Mai fielen mit einem Rückgang von 0,5 Prozent deutlich schwächer als erwartet aus. Zudem trübte sich die Stimmung im US-Dienstleistungssektor im Juni unerwartet deutlich ein. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) fiel um 5,0 Punkte auf 48,8 Punkte. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 52,7 Punkte erwartet. Der Indikator signalisiert so einen schrumpfenden Sektor, da die Zahl unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gesunken ist.

Das nach US-Börsenschluss veröffentlichte Protokoll der letzten Notenbanksitzung im Juni zeigte, dass die Geldpolitiker im Mittel eine Zinssenkung in diesem Jahr erwarten. Für das kommende Jahr liegt der Mittelwert bei vier Senkungen, das ist mehr als zuvor geschätzt.

Der DAX setzte seine Schaukelbewegung auch zur Wochenmitte fort und konnte seinen Einbruch vom Dienstag wieder voll aufholen. Zu Handelsschluss stand beim deutschen Leitindex ein Plus von 1,16 Prozent auf 18.374 Punkte zu Buche.

Auch hier wogen die Powell-Äußerungen in Sintra am stärksten.

Update Wirtschaft vom 03.07.2024

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 03.07.2024 09:00 Uhr

Entspannungssignale kamen auch vom französischen Rentenmarkt: Der Risikoaufschlag, den Investoren für französische Anleihen verlangen, hat sich zur Wochenmitte verringert. Die Renditespanne zwischen den als Gradmesser für die Eurozone geltenden deutschen Bundesanleihen und den französischen Papieren mit zehnjähriger Laufzeit sank auf 67,8 Basispunkte. Das ist der niedrigste Wert seit dem 13. Juni. Hintergrund sind schwindende Aussichten auf einen Durchmarsch der rechten Parteien bei der zweiten Runde der Parlamentswahl am kommenden Sonntag.

Die Ölpreise zogen am Abend wieder an, wobei die jüngsten Lagerdaten aus den USA die Notierungen stützten. Im späten Handel kostete ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent mit 87,15 Dollar 0,75 Prozent mehr als gestern. Die US-Ölreserven fielen in der vergangenen Woche unerwartet deutlich. Sie sanken im Vergleich zur Vorwoche um 12,2 Millionen auf 448,5 Millionen Barrel. Die tägliche Ölproduktion verharrte bei 13,2 Millionen Barrel.

Auch der Goldpreis zog weiter an. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete am Abend 2.355 Dollar und damit 1,1 Prozent mehr. Steigende US-Renditen hatten die Nachfrage nach Gold zuletzt gedämpft.

Der Euro profitierte spürbar von den schwachen US-Konjunkturdaten. Am Abend notierte die Gemeinschaftswährung 0,3 Prozent höher bei 1,0781 Dollar.

Die türkische Lira zeigte sich derweil kaum bewegt. Dabei ist in dem Land erstmals sei Monaten die Inflationsrate wieder gesunken. Der Anstieg der Verbraucherpreise betrug im Juni offiziellen Angaben zufolge 71,6 Prozent im Jahresvergleich. "Der Prozess der Disinflation hat begonnen", schrieb Finanzminister Mehmet Simsek im Onlinedienst X. Im Mai hatte die Inflationsrate noch über 75 Prozent gelegen.

Das Bundeskabinett hat den geplanten Verkauf des Gasturbinen-Geschäfts von Volkswagen nach China untersagt. Hintergrund ist ein möglicher Einsatz der Technologie in Kriegsschiffen.

Rheinmetall gefragt

Größter Gewinner im DAX war das Papier von Rheinmetall. Die jüngste Kursschwäche eröffne eine gute Kaufgelegenheit, glaubt Morgan-Stanley-Analystin Marie-Ange Riggio, die ein Kurspotenzial von rund 32 Prozent sieht. Am Nachmittag teilte zudem der italienische Rüstungskonzern Leonardo mit, dass er mit Rheinmetall ein strategisches Bündnis zum Bau von Land-Verteidigungssystemen geschlossen habe. Erstes Ziel der Allianz sei der Bau von Panzern für die italienische Armee. Die Technologien sollten aber auch für europäische Projekte genutzt werden und für den internationalen Export geeignet sein.

Angaben des "Handelsblatts", dass es sich möglicherweise um den größten Auftrag der Firmengeschichte handle, wollte Rheinmetall nicht kommentieren. Laut der Zeitung will der italienische Staat mindestens 350 Schützenpanzer Lynx und mehr als 200 Panther-Kampfpanzer anschaffen. Über eine Laufzeit von 15 Jahren soll der Auftrag insgesamt ein Volumen von rund 20 Milliarden Euro haben. Bereits Ende Juni hatte Rheinmetall einen milliardenschweren Auftrag an Land gezogen: Die Bundeswehr bestellte Artilleriemunition für bis zu 8,5 Milliarden Euro.

Die Wolfsburger Kernmarke VW Pkw hat die Zahl der verkauften Fahrzeuge in den USA im zweiten Quartal im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf 100.612 Stück gesteigert. Vor allem SUV-Modelle wie Atlas, Taos und der Tiguan mit weitem Radstand schoben die VW-Verkäufe an. Die Verkäufe des E-Auto-Modells ID.4 sanken allerdings um 15 Prozent.

Auch BMW hat in den Vereinigten Staaten erneut mehr Autos verkauft. Im zweiten Quartal stiegen die Verkäufe von Autos der Marke BMW um 3,7 Prozent auf 91.327 Stück. Wachstumstreiber waren erneut die vollelektrischen Autos (BEV - "battery electric vehicles"), von denen BMW fast ein Viertel mehr als vor einem Jahr absetzte.

Papiere von CureVac schnellten nach einer angekündigten Umstrukturierung des Impfstoffherstellers um über 20 Prozent in die Höhe. Der Umbau, der einen Personalabbau um 30 Prozent beinhaltet, folgt auf eine neue Lizenzvereinbarung mit dem Pharmakonzern GSK im Wert von bis zu 1,45 Milliarden Euro zuzüglich Lizenzzahlungen. CureVac verkauft alle Rechte an ihren mRNA-Impfstoffkandidaten gegen Covid-19 und Grippe an den britischen Pharmakonzern.

Die Lufthansa kann bei der staatlichen italienischen Fluggesellschaft ITA Airways einsteigen. Nach langer Prüfung hat die EU-Kommission grünes Licht dafür gegeben. Dazu muss das Traditionsunternehmen aber eine Reihe von Bedingungen erfüllen. Die Wettbewerbshüter aus Brüssel machen unter anderem zur Voraussetzung, dass die Partner Start- und Landerechte in Mailand-Linate abgeben sowie neuen Wettbewerbern auf der Mittel- und Langstrecke Starthilfe geben.

Die Aktie von Novo-Nordisk geriet im Verlauf unter Druck. Eine aktuelle Studie eines internationalen Forscherteams ergab, dass der Wirkstoff Semaglutid der begehrten Abnehmspritze Wegovy und des Diabetesmittels Ozempic des dänischen Pharmakonzerns womöglich das Risiko für die Augenerkrankung NAION erhöhen könnte. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einem plötzlichen einseitigen Verlust der Sehkraft. Die Wissenschaftler betonten, dass nicht erwiesen sei, dass Semaglutid der Grund für die Risikoerhöhung ist. Der Zusammenhang müsse aber weiter untersucht werden. "Wir nehmen alle Berichte über unerwünschte Ereignisse bei der Anwendung unserer Arzneimittel sehr ernst", erklärte Novo Nordisk dazu. Insgesamt reichten die veröffentlichten Daten aber nicht aus, um einen kausalen Zusammenhang zwischen der Anwendung der Wirkstoffe und NAION herzustellen.

Der Leasingspezialist Grenke hat im zweiten Quartal spürbar mehr Neugeschäft erwirtschaftet als ein Jahr zuvor und dabei von Zuwächsen insbesondere in Südeuropa profitiert. Konzernweit belief sich das Neugeschäft im Leasing auf 790 Millionen Euro. Das waren nach Angaben des SDAX-Unternehmens 21,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und ein Rekord.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. Juli 2024 um 09:00 Uhr.