Sinkende Insolvenzgefahr Pflegeheimen geht es finanziell besser - vorerst
Die Insolvenzgefahr für Pflegeheime ist in den Coronajahren laut einer Erhebung etwas gesunken. Eine Entwicklung, die allerdings nicht von Dauer sein dürfte, denn damals gab es staatliche Hilfen. Mittlerweile sind Sach- und Personalkosten gestiegen.
Die wirtschaftliche Lage deutscher Pflegeheime hat sich in den Coronajahren seit 2019 verbessert. Neun Prozent lagen 2021 im "roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr, 55 Prozent im "grünen Bereich". 2019 waren noch rund 20 Prozent im "roten Bereich" und 38 Prozent im "grünen Bereich", heißt es im "Pflegeheim Rating Report 2024", der sich auf Daten aus den Jahren 2014 bis 2021 stützt.
Ab 2022 dürfte sich die wirtschaftliche Lage jedoch laut Studie durch steigende Sach- und Personalkosten wieder verschlechtert haben. Die Autoren verwiesen darauf, dass die finanzielle Unterstützung der Politik in den Coronajahren 2020 und 2021 zur stabilen Situation beigetragen habe. Das Marktvolumen der ambulanten und stationären Pflegedienste betrug 2021 rund 72 Milliarden Euro.
Datengrundlage des Reports sind 465 Jahresabschlüsse aus den Jahren 2014 bis 2021. Sie umfassen insgesamt 1.844 Pflegeheime beziehungsweise rund 25 Prozent des stationären Pflegemarktes. Die Studie wurde gemeinsam vom RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen und der hcb GmbH in Kooperation mit der Bank im Bistum Essen und der Curacon GmbH erstellt und berücksichtigt vor allem die Entwicklung im Jahr 2021.
Prof. Boris Augurzky, RWi - Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung, zum Pflegeheim-Rating-Report
Trend zur Privatisierung fortgesetzt
Der Anteil des Pflegemarkts am gesamten Gesundheitsmarkt ist zwischen 1997 und 2021 von 9,8 Prozent auf 15,2 Prozent gestiegen. Damit liegt die Pflege aktuell an zweiter Stelle hinter den Krankenhäusern. Erneut wurden mehr Pflegebedürftige ambulant versorgt. Ihr Anteil lag 2021 bei 24,4 Prozent. Die Anzahl stationär gepflegter Menschen nahm 2021 erstmalig leicht ab; die Autoren gehen aber davon aus, dass es sich um einen Corona-Effekt handelt.
Auch der Trend zur Privatisierung der Pflegeeinrichtungen hat sich fortgesetzt. Wurden 1999 noch 25,4 Prozent der Pflegebedürftigen in einer privaten Einrichtung versorgt, waren es 2021 bereits 39,8 Prozent. In ambulanten Diensten stieg der Anteil der Privaten zwischen 1999 und 2021 von 35,6 auf 54,4 Prozent. Die Zahl der Plätze in privater Trägerschaft stieg seit 1999 um 143 Prozent. Allerdings ist die Auslastung privater Heime 2021 mit 86,2 Prozent unter das Niveau von 1999 mit 87,3 Prozent gesunken.
Deutlicher Personalmangel
Laut Studie waren in der Altenpflege 2021 insgesamt 1,25 Millionen Vollkräfte beschäftigt, davon 341.000 Pflegefachkräfte. Zwar sind zwischen 1999 und 2021 rund 427.000 zusätzliche Vollzeitkräfte hinzugekommen. Es würden jedoch mit Blick auf den demographischen Trend weitere Arbeitskräfte benötigt, heißt es.
Derzeit besteht deutlicher Personalmangel. Hauptgrund für das Wachstum des Pflegemarkts bleibt die Alterung der Gesellschaft. Bei konstanten Pflegequoten wird es voraussichtlich bis zum Jahr 2030 in Deutschland 5,7 Millionen Pflegebedürftige geben, bis 2040 dürften es 6,4 Millionen sein. Das wäre gegenüber 2021 ein Anstieg um 14 beziehungsweise 28 Prozent.