Kommission stellt Konzept vor EU will Fischerei grundlegend reformieren
Wenn es nach EU-Kommissarin Damanaki geht, soll in der Fischerei vieles besser laufen: In einem Reformkonzept plädiert sie für neue Wege, Quoten auszuhandeln. Auch für den "Beifang" soll es ganz neue Regeln geben. Die bisherige EU-Politik sei gescheitert - an der katastrophalen Überfischung habe sie nichts geändert.
Mit einer umfassenden Reform will die Europäische Union das Problem der Überfischung binnen vier Jahren stoppen. "Wir müssen handeln, um alle Fischbestände wieder in einen gesunden Zustand zu versetzen", erklärte Fischereikommissarin Maria Damanaki.
Bis 2015 sollen die Bestände demnach auf ein Niveau gebracht werden, das ihr langfristiges Überleben sichert. Außerdem sollen Verbraucher künftig besser über Qualität und Nachhaltigkeit der Erzeugnisse informiert werden, hieß es in Damanakis Mitteilung.
Die bisherige EU-Fischereipolitik ist nach Ansicht Damanakis gescheitert. Die Regeln hätten das Problem der Überfischung nicht in den Griff bekommen. Letztlich entscheiden derzeit die EU-Regierungen über die zulässigen Höchstmengen des zu fangenden Fisches, die Fangquoten. Diese gehen oft über das hinaus, was Experten noch als vertretbar ansehen. Damanakis schlägt nun vor, das bisherige jährliche Quoten-Aushandeln zwischen den Mitgliedsländern durch langfristige Managementpläne zu ersetzen, die sich streng nach wissenschaftlichen Kriterien richten.
"Beifang" soll angerechnet werden
Damanaki setzt in der Reform unter anderem darauf, dass es verboten wird, so genannten Beifang wieder ins Meer zurückzuwerfen. Bislang werden schlecht verwertbare Fische - laut Schätzungen 25 Prozent der Fänge - oft wieder über Bord gekippt, wobei viele von ihnen sterben. Künftig soll der Beifang auf die Fangquoten angerechnet werden.
Auch die Fischerei außerhalb der EU soll nachhaltiger werden. Bei allen Fischereiabkommen soll sichergestellt werden, dass diese nicht die Lebensgrundlage der dortigen Bevölkerung gefährden. Um zusätzliche Härten für die Fischer zu vermeiden, soll die Reform von umfangreichen Hilfen für die Branche flankiert werden.
Viele Bestände überfischt
Seit Jahren sinken die europäischen Fischbestände. Im Mittelmeer sind schon jetzt vier von fünf Fischarten überfischt. Selbst der Kabeljau in der Nordsee ist Wissenschaftlern zufolge durch jahrzehntelange Überfischung fast ausgerottet. Viele Fischer haben bereits aufgegeben. Mehr als die Hälfte des Fischs, der in Europa gegessen wird, wird mittlerweile von außerhalb der EU importiert.