Job-Wünsche junger Menschen Wie Arbeitgeber die "Generation Z" ködern
Als "Generation Feierabend" bezeichnen manche Arbeitgeber die unter 25-Jährigen. Andere versuchen auf die Vorstellungen des Nachwuchses einzugehen. Dieser legt Wert auf genug Freizeit und flexible Arbeitszeiten.
"Wir sitzen am längeren Hebel", sagt Ture Renner. "Es gibt einen großen Fachkräftemangel in Deutschland, und das nutzen wir natürlich auch aus." Mit "wir" meint der Soziologiestudent die "Generation Z", also alle, die wie er unter 25 sind. 23 Jahre alt ist er, neben ihm sitzt die 21-jährige Cindy Jeske, die Medienwissenschaft studiert. Sie ist bei einem Unternehmen als Werkstudentin tätig.
"Ich darf jetzt zwei Wochen nach Schweden und einfach von dort arbeiten", erzählt sie. Solche Angebote gefallen ihr, sie hält sie aber auch aus Sicht des Unternehmens für richtig. Es gehe darum, "dass wir uns nicht verausgaben" und am Ende darum, dass die Nachwuchskräfte beim Arbeitgeber bleiben.
"Generation Z" bestimmt die Regeln
Bei der Agentur für Arbeit in Stuttgart bestätigt Hadije Zeka, dass Cindy nicht so falsch liegt. "Diese Generation hat viel Macht", sagt sie. "Sie ändert die Spielregeln." Die Gesellschaft müsse damit klarkommen. "Eine andere Generation gibt es jetzt nicht."
Hier bieten sie inzwischen eine Beratung speziell für die Angehörigen der "Generation Z" an. Es brauche mehr Feingefühl und mehr Geduld, wenn man die Jungen für ein Jobangebot begeistern will. Später im Job komme es auf ein Feedback an, bei dem "die Kritik nicht zu sehr weh tue", sonst werde sie nicht angenommen.
Aus dem Homeoffice ins Fitnessstudio
Beim Unternehmen Advantest in Böblingen hat man sich bereits eingestellt auf die Vorstellungen des Nachwuchses. Bei der Zulieferfirma der Halbleiterindustrie arbeiten die meisten Angestellten am Computer. Sie können sich die Arbeitszeit frei einteilen und auf Wunsch aus dem Homeoffice arbeiten oder die Wochenarbeitszeit reduzieren. "Wichtig ist, dass wir die Ziele erreichen, die wir uns vorgenommen haben", erklärt Personalmanager Marcel Gieß.
Davon profitieren Mitarbeiter wie der 23-jährige Elektrotechnik-Ingenieur Kevin Freimayer. Meist legt er morgens im Homeoffice los, um 10 Uhr geht er zwei Stunden ins Fitnessstudio. "Ich kann vormittags ins Gym gehen, wenn weniger los ist", beschreibt er den Vorteil, den das Modell für ihn hat. "So kann ich viel effizienter trainieren, weil ich nicht lange auf meine Geräte warten muss."
Bei Advantest hat man noch einige andere Köder ausgelegt für die Jungen. Wer aus dem Homeoffice ins Büro kommt, findet dort ansprechende Aufenthaltsräume und bekommt kostenlosen Kaffee. Wer es mit dem Rad tut, für den gibt es bis zu zwei steuerbegünstigte Fahrräder aus dem "Job-Rad"-Programm. Und wer ein Elektroauto hat, kann es an Ladesäulen auf dem Firmenparkplatz aufladen.
Arbeitgeber, die wollen, dass Angestellte sich vom Homeoffice auf dem Weg ins Büro machen, sollten solche oder ähnliche Anreize schaffen, findet auch Soziologiestudent Renner. "Arbeitgeber sollten Fahrkarten bezuschussen oder Dienstwagen zur Verfügung stellen", ist er überzeugt. Nach dem Studium will er vier Tage die Woche arbeiten, ein bis zwei davon von zu Hause.
Große Schwierigkeiten in Handwerk und Gastronomie
Doch Homeoffice ist nicht in jedem Job möglich - selbst bei Advantest nicht. Etwa ein Drittel der Belegschaft arbeitet in der Produktion und damit in Präsenz. Und natürlich gibt es Branchen, die die Arbeit von zu Hause überhaupt nicht anbieten können: Handwerksbetriebe wie die Dachdeckerfirma Blummer in Bietigheim. Unternehmensleiter Hendrik Ambrus berichtet davon, dass im Schnitt drei von vier Azubis die Ausbildung abbrechen.
Auch die Arbeitseinstellung sei nicht mehr dieselbe wie noch vor Jahren. "Früher war es normal, dass man gefragt hat: 'Was gibt’s noch zu arbeiten?'", erinnert er sich an seine eigene Ausbildungszeit. "Dann wurde der Hof gekehrt. Heutzutage heißt es, 'das gehört nicht in meinen Aufgabenbereich'. Also müssen andere es erledigen." Auch Krankmeldungen kämen häufiger vor, gerne per WhatsApp-Nachricht.
Die Frage, die über allem steht, ist: Wer macht all die Arbeit, wenn es immer weniger Arbeitskräfte gibt und die immer weniger arbeiten wollen? Eine Sorge, die Bastian Atzger von der Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU umtreibt. Muss es künftig noch mehr Anreize geben, auch finanzielle? "Wir können natürlich sagen, wir zahlen jetzt das doppelte, dreifache, vierfache Gehalt", sagt Atzger. "Nur wer kann das entsprechend erwirtschaften?"
So mancher Unternehmer geht deshalb inzwischen andere Wege. Thomas Barnhardt zum Beispiel - er betreibt auf dem Feldberg im Schwarzwald das Hotel "Feldberger Hof". In der Gastronomie gebe es einfach zu wenige Bewerbungen, klagt er. Der Hotelier sah am Ende keinen anderen Ausweg mehr, als Auszubildende aus Indonesien zu holen. Die seien außerdem besser motiviert. "Die Mitarbeiter aus dem Ausland fragen immer: 'Was kann ich besser machen?'", berichtet Barnhardt. "Die Deutschen sagen: 'Chef, was kannst Du besser machen?'"