G20-Gipfel in Cannes Europas Schuldenkrise trifft Obama hart
Hohe Arbeitslosigkeit, lahmende Konjunktur, schlechte Umfragewerte - US-Präsident Obama hat zu Hause genug Baustellen. Doch nicht nur das - eine weitere große Baustelle ist die Schuldenkrise in der Eurozone. Denn Obama hat erkannt, wenn Europa schwach ist, trifft das auch Amerika.
Von Sabrina Fritz, ARD-Hörfunkstudio Washington
US-Präsident Barack Obama hat noch kein offizielles Wort zu Griechenland gesagt. Fast scheint es, als habe es Washington die Sprache über die Abstimmungspläne des Griechen Giorgos Papandreou verschlagen. Nur Obamas Sprecher Jay Carney stellte sich vor dem Abflug nach Cannes noch den Fragen der Journalisten. Er antwortete so vorsichtig wie jemand, der barfuß über einen Scherbenhaufen gehen muss.
Griechenland im Fokus
Auf die Frage, ob denn Obama etwas zu Griechenland auf dem G20-Gipfel sagen werde, erklärte sein Sprecher: "Der Präsident wird sich mit Kanzlerin Merkel, Ministerpräsident Cameron und Präsident Sarkozy, treffen und ich kann ihnen mit Sicherheit sagen, dass Griechenland im Fokus des G20-Treffens stehen wird."
Präsident Obama sprach vor seinem Abflug nach Cannes lieber über Baustellen. Er hielt eine Rede vor einer Brücke in Washington, die dringend repariert werden muss. Damit, so Obama, könnten Tausende neuer Jobs geschaffen werden, aber der Kongress bewilligt keine neues Geld: "Wie können wir uns zurücklehnen, und China und Europa bauen die besten Brücken und die schnellsten Straßen und die strahlendsten neuesten Flughäfen, und wir machen nichts?"
Genug Baustellen für Obama
Obama hat derzeit genug Baustellen: Neun Prozent Arbeitslosigkeit, einen bockigen Kongress, schlechte Umfragewerte und im nächsten Jahr ist Wahl. Da hat er gehofft, dass wenigstens die Baustelle Europa langsam fertig wird. Doch die Griechen haben den Rettungsplan erstmal zerknüllt und auf die Straße geworfen. Das dürfte Obama nicht gefallen, denn einerseits war es für ihn ganz entlastend, mit dem Finger auf Europa zu zeigen.
Doch auch Obama hat erkannt, wenn Europa schwach ist, trifft das auch Amerika: seine Firmen, seine Aktienmärkte und seine Banken. Gerade musste MF Global, ein großes Handelshaus, Insolvenzschutz beantragen, weil es sich mit Europa-Anleihen verspekuliert hat. Der Chef hatte für den Obama-Wahlkampf 500.000 Dollar gespendet. Diese werden wohl künftig entfallen. Die Europa-Krise trifft Amerika auf verschiedene Weise.
Notenbank bleibt pessimistisch
Die amerikanische Notenbank hat die Wirtschaftsaussichten gestern für die Vereinigten Staaten für dieses und das nächste Jahr um rund ein Prozent nach unten korrigiert. US Notenbank-Chef Ben Bernanke sprach von einer "frustrierend langsamen Erholung". Als Grund nannte er, dass neben den Wirtschaftsproblemen auch noch das Pech dazu kam: "Die Kombination aus der Naturkatastrophe in Japan, den hohen Ölpreisen und der Schuldenkrise in Europa hat negativen Einfluss auf das US Wachstum", so der Notenbankchef.
Die Arbeitslosigkeit in den USA schätzt Bernanke für das kommende Jahr zwischen 8,5 und 8,9 Prozent ein. Diese Zahlen werden dem Präsidenten nicht gefallen, denn noch nie ist ein US-Präsident für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden, wenn die Arbeitslosigkeit über acht Prozent lag, so die Statistik.