Streit über Herkunftsangaben Honig ohne Heimat
Die Herkunftsangaben auf Honig-Gläsern sind teilweise so allgemein, dass Verbraucherschützer witzeln, man könne auch gleich "Herkunft: Planet Erde" darauf schreiben. Der Honig-Verband wehrt sich: Wo genau die Biene summt, sei egal.
Viele Menschen achten sehr genau darauf, woher die Lebensmittel stammen, die sie im Supermarkt einkaufen. Angaben wie "Milch aus dem Allgäu" oder "Äpfel aus dem Alten Land" machen es den Kunden einfach. Doch manchmal heißt es auf dem Produkt einfach auch nur "Mischung aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern" - nämlich auf vielen Honig-Gläsern.
Das sage nicht mehr aus als "Herkunft: Planet Erde", moniert jetzt die Verbraucherorganisation Foodwatch. "Für Außerirdische mag eine solche Kennzeichnung vielleicht interessant sein." Auch Imker fordern klarere Herkunftsangaben. Und Bundesernährungsministerin Julia Klöckner unterstützt einen Vorstoß für strengere EU-Regeln.
"Wer denkt sich solche Regelungen eigentlich aus?"
"Die aktuelle Kennzeichnung von Honig ist an Absurdität kaum zu überbieten", sagt ein Foodwatch-Sprecher. "Wer denkt sich solche Regelungen eigentlich aus?" Die Hersteller von Lebensmitteln müssten verpflichtet werden, mindestens die Herkunftsländer der Hauptzutaten ihrer Produkte anzugeben.
Der Deutsche Imkerbund macht ebenfalls Druck: "Dazu gehört, dass neben jedem Herkunftsland der jeweilige prozentuale Anteil am Produkt genannt werden müsste", sagt eine Sprecherin. Aus allgemeinen Bezeichnungen auf dem Etikett gehe für Verbraucher nur hervor, dass es sich um Auslandsware handelt.
EU-Richtlinie lässt viel Spielraum
Dabei muss das Ursprungsland prinzipiell angegeben werden, wie eine EU-Richtlinie festlegt. Stammt der Inhalt des Honig-Glases aber aus mehreren Ländern, können es auch pauschale Angaben für die gesamte Mischung sein: aus den 27 EU-Ländern, aus "Nicht-EU-Ländern" rund um den Globus oder eben eine "Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern". Auf vielen Etiketten findet sich das so - meist im Kleingedruckten, vom "goldcremigen Landhonig" bis zu "streichzartem Imkerhonig". Zumindest etwas konkreter sind Angaben wie Honig "aus Europa und Südamerika" oder Aufdrucke wie "Bulgarien, Österreich".
Hintergrund ist auch, dass die heimische Erzeugung die Nachfrage nicht deckt. Der meiste Honig wird nach Deutschland importiert. Die größten Mengen stammten laut Statistischem Bundesamt 2019 aus Mexiko, der Ukraine und Argentinien - von EU-Partnern aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn.
"Der Ursprung des Honigs ist immer die Biene"
Nach Branchenangaben sichert gerade das Mischen verschiedener Honige aus der ganzen Welt eine "gleichbleibend hohe Qualität", auch beim gewohnten Geschmack. Die Region mache keinen Unterschied. "Denn der Ursprung des Honigs ist immer die Biene", argumentiert der Honig-Verband der Importeure und Abfüller. Eine genaue Angabe der Herkunftsländer wäre "irritierend" für Kunden. Das würde auf Qualitätsunterschiede hinweisen, die nicht vorhanden seien.
In der EU gibt es jedoch Bewegung, die Vorgaben zu schärfen. Ein Vorstoß von 16 Mitgliedstaaten zu Jahresbeginn zielt darauf ab, bei Honigmischungen die Angabe der jeweiligen Herkunftsländer zur Pflicht zu machen. Das sei auch Deutschland ein Anliegen, heißt es aus dem Bundesernährungsministerium. Einzelne Länder zu nennen, trage dem höheren Informationsbedarf der Verbraucher Rechnung. Die Diskussionen sollen in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft vorangebracht werden.