Wirtschaftsminister Sigurdsson zieht Konsequenzen Erste Rücktritte nach Protesten in Island
Fast drei Monate ist es her, dass Island mit dem Zusammenbruch von drei Banken an den Rand des Staatsbankrotts gerutscht ist. Doch erst jetzt zog ein Regierungsmitglied persönliche Konsequenzen: Wirtschaftsminister Sigurdsson trat zurück. Auch an der Spitze der Bankenaufsicht rollen Köpfe.
Islands Wirtschaftsminister Björgvin Sigurdsson ist zurückgetreten. Er reagierte damit auf die tagelangen Demonstrationen gegen die Regierung. "Der Zorn und die Enttäuschung bei den Menschen hier sitzen so tief, dass es für mich nicht möglich sein wird, ihr Vertrauen zurückzugewinnen", sagte Sigurdsson. Auch die Spitze der staatlichen Bankenaufsicht erklärte ihren Rücktritt und kam damit einer der Forderungen der aufgebrachten Demonstranten nach. Die Demonstranten werfen der Regierung vor, das von der Finanzkrise besonders schwer betroffene Land in den finanziellen Ruin geführt zu haben.
Ministerpräsident Geir Haarde hatte am Freitag vorgezogene Neuwahlen am 9. Mai angekündigt. Ungeachtet dieser Ankündigung versammelten sich erneut Tausende Menschen vor dem Parlamentsgebäude in Reykjavik. Sie forderten auch den sofortigen Rücktritt von Haardes Koalition und umgehende Neuwahlen.
Sieben statt ein Prozent Arbeitslose
Seit dem Zusammenbruch der drei größten isländischen Banken im Zuge der Finanzkrise sind inszwischen fast drei Monate vergangen. Bislang hatte aber niemand aus der isländischen Politik oder Wirtschaft Verantwortung übernommen. Für die Bürger des Landes sind die Folgen inzwischen aber deutlich zu spüren: Die Arbeitslosenquote auf der Insel im Nordatlantik ist von einem Prozent Anfang des vergangenen Jahres auf jetzt fast sieben Prozent gestiegen und könnte nach einer Prognose des Finanzministeriums bis 2010 auf über zehn Prozent klettern.