IWF- und Weltbank-Konferenz in Washington Finanzchefs der Welt signalisieren Einigkeit
Die Finanzminister und Notenbankchefs der Welt haben von ihrem Tagungsmarathon am Wochenende in Washington ein Signal der Geschlossenheit und des vorsichtigen Optimismus ausgesandt. Die Weltbank hilft Entwicklungsländern mit 55 Milliarden Dollar.
Die Finanzminister und Notenbankchefs der Welt haben von ihrem Tagungsmarathon am Wochenende in Washington ein Signal der Geschlossenheit und des vorsichtigen Optimismus ausgesandt. Die Meinungsunterschiede über die besten Lösungswege für die weltweite Wirtschaftskrise seien praktisch vollständig überwunden, sagte Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, in Washington.
IWF: An Zeiten nach der Krise denken
Die Organisation forderte ihre Mitgliedsstaaten dazu auf, bereits jetzt Strategien für die Zeit nach der Wirtschaftskrise zu entwickeln. Sobald die Rezession abklinge, brauchten die Länder Ausstiegsszenarien aus ihren Hilfsprogrammen, erklärte der Lenkungsausschuss des IWF in Washington.
Nach der Sitzung des Lenkungsausschusses hob Strauss-Kahn hervor, dass der Streit über den Umfang der staatlichen Konjunkturpakete einzelner Länder ausgeräumt sei: "Jeder ist zufrieden mit den bisherigen Konjunkturmaßnahmen, und alle stimmen in der absoluten Notwendigkeit einer Reinigung des Finanzsektors von wertlosen Papieren überein." Eine Erholung der Weltwirtschaft sei "in höchstem Maße abhängig" von der Gesundung des Banksektors, auf dem Ramsch-Anleihen lasteten.
Am Vorabend hatten die Finanzminister der sieben größten Industriestaaten (G-7) in Washington erklärt, sie gingen vom Beginn einer zögerlichen Erholung noch in diesem Jahr aus. Das Umfeld sei aber weiter "schwach", der erwartete Aufschwung sei noch erheblichen Risiken ausgesetzt. Es werde weiterhin nötig sein, Liquidität bereitzustellen, Kapital in die Finanzinstitutionen zu pumpen, Einlagen zu schützen und das Problem der Ramsch-Anleihen anzugehen.
Bei der IWF-Sitzung wurde eine Verdoppelung der Kreditreserven unter Dach und Fach gebracht, hieß es in einer Mitteilung. Statt bislang 250 Milliarden Dollar stünden nun 500 Milliarden Dollar zur Verfügung; in einem weiteren Schritt sollten die Mittel auf 750 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Diese Aufstockung war auf dem G-20-Gipfel Anfang April in London beschlossen worden.
Neue Rolle des IWF
Das Londoner Spitzentreffen hatte zudem das Ziel formuliert, den IWF zu einer zentralen Instanz bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise und der Kontrolle der Finanzmärkte auszubauen. Dafür solle das Kreditvolumen massiv ausgebaut werden, zugleich sollten die strengen Regeln bei der Kreditvergabe teilweise gelockert werden.
In den vergangenen Wochen hatten Polen, Mexiko und Kolumbien Interesse an den neuen Krediten gezeigt. Der Exekutivdirektor für Deutschland, Klaus Stein, sagte im "Deutschlandradio Kultur", es gebe einen großen Ansturm auf die IWF-Gelder.
Aufstockung der Finanzen läuft schleppend an
Am Rande des Treffens wurde bei einigen Industriestaaten Unzufriedenheit mit dem Tempo der Aufstockung laut. Es seien "erhebliche Fortschritte" nötig, um die Summe von 750 Milliarden US-Dollar zu erreichen, sagte US-Finanzminister Timothy Geithner. Er bat den IWF, bis Juni einen Bericht über die Fortschritte bei der Finanzierung vorzulegen. Am Vortag hatte der deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen kritisiert, dass sich bislang nicht einmal alle G-20-Länder an der zusätzlichen Finanzierung beteiligt hätten.
Die dreitägigen Washingtoner Finanztagungen hatten am Freitag mit Treffen der G-7- und G-20-Finanzminister begonnen, am Wochenende folgten die turnusgemäßen Frühjahrstagungen von IWF und Weltbank.