Welche Marktchancen hat die Telekom-Billigmarke? "Congstar kommt extrem spät"
Mit der Billigmarke Congstar will die Telekom den Konkurrenten Kunden abjagen, besonders bei Mobilfunkanschlüssen und im DSL-Bereich. Branchenkenner Gerpott sieht die Chancen für die neue Marke eher skeptisch. "Congstar kommt extrem spät", sagt er im Interview mit tagesschau.de.
Mit der Billigmarke Congstar will die Telekom den Konkurrenten Kunden abjagen, besonders bei Mobilfunkanschlüssen und im DSL-Bereich. Branchenkenner Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, sieht die Chancen für die neue Marke eher skeptisch. "Congstar kommt extrem spät", sagt er im tagesschau.de-Interview.
tagesschau.de: Die Telekom bietet mit der neuen Billigmarke Congstar DSL- und Mobilfunk-Anschlüsse an. Dabei verfügt das Unternehmen mit T-Home und T-Mobile bereits über spezielle Sparten für diese Angebote. Macht das Unternehmen sich selbst Konkurrenz?
Torsten Gerpott: Die Lesart der Telekom ist, dass man besonders preisbewusste jüngere Zielgruppen ansprechen will, ohne dass man die Kernmarke beschädigt. Die Frage ist, ob die Kunden die Verbindung zwischen Congstar und der Telekom wirklich nicht sehen, und ob die Rechnung der Telekom aufgeht, mit dem neuen Namen Kunden zu gewinnen, ohne sich selbst zu kannibalisieren.
"Kannibalisierungseffekt wahrscheinlich"
tagesschau.de: Gibt es denn Beispiele für Unternehmen, bei denen eine solche Strategie funktioniert hat?
Gerpott: Teilweise - zum Beispiel bei O2 und Tchibo. Die haben gemeinsam eine Zweitmarke gegründet und damit neue Kunden gewonnen - den typischen Tchibo-Kunden, der normalerweise nicht zu O2 gegangen wäre. Ähnlich ist es bei E-Plus mit der Marke Simyo. Aber gerade bei E-Plus und Simyo sieht man diesen Kannibalisierungseffekt: Die Billigmarke schnappt der Muttergesellschaft die Kunden weg. Eine reinrassige Erfolgsgeschichte, von der man sagen kann, dass die Muttergesellschaft sich mit der eigenen Billigmarke nicht auch selbst wehgetan hätte, ist mir nicht bekannt.
tagesschau.de: Ist es denn dann für die Telekom richtig, auf die Billigmarke zu setzen?
Gerpott: Man muss unterscheiden zwischen dem Mobilfunk- und dem Festnetzbereich. Beim Mobilfunk finde ich es extrem schwierig, weil hier der Markt schon gesättigt ist und die Telekom mit Congstar extrem spät kommt. Im Festnetzbereich, besonders bei den DSL-Anschlüssen, kann man in Deutschland durchaus noch wachsen. Wir haben lediglich eine Penetration von 40 DSL-Anschlüssen pro hundert Haushalte. Da kann man mit neuen aggressiven Angeboten sicherlich noch Kunden hinzugewinnen.
"DSL-Angebote nicht aggressiv genug"
tagesschau.de: Sind denn die Angebote, die Congstar macht, dafür geeignet?
Gerpott: Ich denke, die DSL-Angebote sind nicht aggressiv genug, denn man muss auf die DSL-Monatsflatrate von knapp 15 Euro noch den Telefonanschluss der Telekom draufrechnen. Im Mobilfunkbereich richten sich die Angebote an Leute, die ganz bestimmte Gesprächsprofile haben. Wenn man also wirklich nur mit Vodafone- oder O2-Kunden telefoniert, dann sind diese Module ganz attraktiv. Für den normalen Durchschnittskunden macht der Unterschied zu E-Plus beispielsweise nicht besonders viel aus.
Das Interview führte Sabine Klein, tagesschau.de