Nach erneuter Mattel-Rückrufaktion EU erwägt Einführung von Spielzeug-Tüv
Die EU erwägt nach der Serie von Rückrufaktionen von möglicherweise gefährlichem Spielzeug Gegenmaßnahmen. Unter anderem werde zurzeit beraten, ob die Hersteller künftig alle Prototypen von Spielsachen etwa vom Tüv prüfen lassen müssten, sagte Industriekommissar Verheugen.
Die EU-Kommission denkt nach der Serie von Rückrufaktionen von giftigem Spielzeug über Gegenmaßnahmen nach. Unter anderem werde zur Zeit in Brüssel beraten, ob die Hersteller künftig alle Prototypen von Spielsachen für den EU-Markt von einer dritten Stelle wie etwa dem TÜV prüfen lassen müssten, sagte Industriekommissar Günter Verheugen der "Süddeutschen Zeitung". Die Verbraucher müssten allerdings wissen, dass der Kontrollaufwand dann beträchtlich sein werde und Spielzeug erheblich teurer würde, warnte Verheugen. Er kündigte eine Neufassung der EU-Spielzeug-Richtlinie bis Weihnachten an.
Zuvor hatte der US-Konzern Mattel in Deutschland rund 40.000 Spielzeuge wegen erhöhter Bleiwerte zurückrufen müssen. Weltweit sind nach Angaben des Unternehmens rund eine Million Spielwaren betroffen. Dabei handelt es sich um Zubehör für Barbie-Puppen - unter anderem um Spielzeughunde und -katzen, die in verschiedenen Sets enthalten sind. Betroffen ist außerdem ein Spielzeugzug. Bei allen diesen Produkten wurden Mattel zufolge erhöhte Bleiwerte in den Farben gefunden. Die Waren seien von Vertragslieferanten gefertigt worden. Diese hatten Farbarbeiten wiederum an chinesische Zulieferer ausgelagert, die inzwischen nicht mehr für Mattel tätig seien.
Der Konzern ruft nach eigenen Angaben vorsorglich alle betroffenen Spielzeuge zurück, die zwischen August 2006 und Juli 2007 gefertigt wurden. Verbraucher könnten betroffene Teile kostenlos an Mattel zurückschicken und erhielten dafür ein neues Teil. Originalverpackung, Kassenbon oder Quittung seien für den Umtausch nicht nötig.
Neuer Rückruf als Ergebnis verschärfter Kontrollen
Mattel hatte in den vergangenen Wochen mehr als 20 Millionen in China produzierte Artikel zurückgerufen. Sie waren ebenfalls unter anderem mit bleihaltiger Farbe belastet. Blei kann zu Hirnschäden führen, wenn es von Kindern aufgenommen wird. Der Mattel-Vorsitzende Robert Eckert hatte im vergangenen Monat bei einer Pressekonferenz bereits gewarnt, dass es weitere Rückrufaktionen geben könnte. Der Konzern hatte nach den ersten beiden Rückrufen vom 1. und 14. August Ermittlungen in chinesischen Zulieferbetrieben aufgenommen und neue Tests veranlasst. Die US-Verbraucherschutzkommission prüft nun, ob Mattel im Zusammenhang mit der Rückrufaktion vom 14. August die Behörden rechtzeitig verständigt habe.
Ende August hatte die amerikanische Spielzeug-Kette Toys R Us rund 27.000 Schreib- und Malkästen aus China zurückgerufen, weil sowohl die Verpackung als auch einzelne Farben Blei enthielten. Das US- Handelsunternehmen Martin Designs rief rund eine Viertelmillion in China hergestellter Kinder-Adress- und Notizbücher wegen möglicher Gefahren zurück. 80 Prozent des weltweit verkauften Spielzeugs wird in China hergestellt. Hersteller und Händler fürchten nun, dass die Rückrufaktionen das bevorstehende Weihnachtsgeschäft belasten können.