Umkämpfte Metalle Warum sind Seltene Erden so wertvoll?
Benötigt werden sie für Smartphones, Elektroautos oder Drohnen: 17 Elemente werden unter dem Sammelbegriff Seltene Erden zusammengefasst. Was macht sie so wertvoll? Und sind sie wirklich selten? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was sind Seltene Erden?
Insgesamt 17 Elemente zählen zu den Metallen der Seltenen Erden, sie heißen etwa Neodym, Praseodym, Cerium oder Dysprosium. Die Eigenschaften der einzelnen Metalle unterscheiden sich - unter dem Sammelbegriff zusammengefasst werden sie, weil sie häufig zusammen vorkommen.
Was macht sie so wertvoll?
Für die Wirtschaft sind Seltene Erden mittlerweile unabdingbar. Sie werden etwa für die Herstellung von Halbleitern und die Produktion von Smartphones und Elektroautos benötigt. In der Digitalisierungsära sind sie ein strategisch wichtiges Pfund. Jedes einzelne der Metalle hat Eigenschaften, die es für die Industrie wertvoll machen - teils sind sie sogar unersetzlich. Europium etwa wird für Fernsehbildschirme gebraucht, Cerium zum Polieren von Glas, Lanthan für Katalysatoren in Benzinmotoren. Aus Neodym und Dysprosium werden Magneten für Off-Shore-Windräder hergestellt. Seltene Erden finden sich auch in Drohnen, Festplatten, Teleskoplinsen, Raketen oder Jagdflugzeugen.
Sind sie wirklich selten?
Jein. Grundsätzlich kommen die meisten Seltenen Erden in der Erdkruste vergleichsweise häufig vor. In einer Bewertung aus dem Jahr 2024 schätzt das US-Institut United States Geological Survey (USGS) die weltweiten Vorkommen auf mindestens 110 Millionen Tonnen, davon 44 Millionen in China, dem bei weitem größten Produzenten der Welt. Weitere 22 Millionen Tonnen liegen demnach in Brasilien, 21 Millionen in Vietnam, zehn Millionen in Russland und sieben Millionen Tonnen in Indien.
In Deutschland gibt es im Norden Sachsens ein großes Vorkommen, das jedoch nicht abgebaut wird. In Europa gibt es zudem enorme, nicht erschlossene Vorkommen in Skandinavien - so meldete etwa Schweden im Jahr 2023 einen großen Fund. Die entscheidende Frage ist aber, ob sich der Abbau wirtschaftlich lohnt, denn der Aufwand und die Folgekosten für die Umwelt sind hoch.
Was macht die Produktion so schwierig?
Seltene Erden sind in der Regel in Verbindungen in Erzschichten enthalten. Problematisch ist die Gewinnung in möglichst reiner Form aus dem abgebauten Erz. Dafür sind chemische Prozesse häufig unter Anwendung von Säuren nötig. Die Verfahren sind komplex und haben zahlreiche Nebeneffekte: Es entstehen radioaktive Isotope und giftige Abwässer, die Gegenden um die Produktionsgebiete gleichen häufig Mondlandschaften. Die Förderung von Seltenen Erden in Deutschland gilt Experten zufolge aus Umweltgründen als nicht möglich.
Warum spielt China so eine große Rolle?
China ist mit Abstand Weltmarktführer bei Seltenen Erden. Das Land verfügt selbst über große Vorkommen, hat vor allem aber über die Jahre durch massive staatliche Investitionen ein großes Netzwerk zur Veredelung von Rohmaterialien aufgebaut. Zudem hält China viele Patente für die dafür benötigten Technologien. Deshalb exportieren auch viele andere Produzenten von Seltenen Erden diese nach der Gewinnung nach China. Peking hat sich seine Dominanz durch hohe Umweltkosten der eigenen Produktion erkauft.
Das Land setzte die Metalle erstmals 2010 auch offen als Druckmittel ein: Wegen eines Territorialstreits legte die Regierung die Ausfuhren nach Japan auf Eis. 2019 drohte den USA Ähnliches im Kontext der damaligen Handelsstreitigkeiten mit China.
Warum ist das Thema für die USA so wichtig?
Vor dem Hintergrund des nun erneut von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikts mit China hat die Bedeutung der Metalle weiter zugenommen. Für die US-Industrie sind Seltene Erden ein wunder Punkt. Die USA dominierten selbst jahrelang den Weltmarkt, mittlerweile sind sie aber hochgradig von Importen abhängig. Das hat auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beobachtet - auf ihn geht der Vorschlag der Seltenen Erden im Gegenzug für militärische Hilfe ursprünglich zurück. Tatsächlich hatte er schon vor der US-Wahl im Herbst angeboten, mit Rohstoffen für westliche Hilfen zu bezahlen.
Quelle: AFP