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Gebeutelte Kaufhauskette Die wundersame Wiederbelebung von Galeria
Die Warenhauskette Galeria war Jahrzehnte lang ein Sanierungsfall. Nun meldet der Konzern wieder Gewinne. Was sind die Gründe - und kann der Erfolg dauerhaft sein?
Schreibt man die Geschichte des letzten großen deutschen Kaufhauses auf, lassen sich damit Seiten füllen. Das Warenhaus Galeria hat bewegte Zeiten hinter sich. Immer wieder gab es gewaltige Erschütterungen: Diverse Namenswechsel, drei Insolvenzen, 720 Millionen Euro Staatshilfen, mehrfache Versuche von Investoren, dem Warenhaus Leben einzuhauchen. Zuletzt die Nachricht, dass Galeria wieder schwarze Zahlen schreibt.
Für das laufende Geschäftsjahr peilen die neuen Unternehmer einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro an, wie Miteigentümer Bernd Beetz gegenüber dem Handelsblatt erklärt. Das wäre eine Steigerung von rund 500 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Wie ist das möglich? Denn nach den Schreckensmeldungen der vergangenen Jahre - inklusive Pleite und Entlassungswelle - schien das ganze Konzept Kaufhaus den Sprung ins Jahr 2025 verpasst zu haben.
Wiederbelebung eines totgeglaubten Geschäftsmodells
Der jetzige Erfolg ist durch ein radikales Sanierungskonzept möglich geworden. Dazu gehören ein massiver Stellenabbau in der Verwaltung in Essen, Verschlankung der Abläufe, aber vor allem die "exorbitanten Mieten" vom Voreigentümer Signa, die "teilweise irrational waren", konnten massiv reduziert werden. All das trug zur Verbesserung der neuen Kostenstruktur bei.
Der Schnitt bei Galeria erfolgt dabei längst nicht so tief wie erwartet. Experten hatten im Januar vorhergesagt, dass allenfalls 20 bis 30 Standorte erhalten bleiben. Die neuen Eigner sprachen dann von 72 Standorten. Dass jetzt am Ende ganze 83 erhalten geblieben sind, für Marktbeobachter wie Christian Schulze von der Frankfurt School of Finance & Management ein "eindeutiger Erfolg, der sich sehen lassen kann".
Das sind die Käufer
Die Käufer sind zum Einen der Mannheimer Unternehmer Bernd Beetz. Er war schon einmal von 2018 bis 2019 Aufsichtsratschef bei Galeria. Der andere ist der US-Amerikaner Richard Baker, Milliardär und unter anderem Besitzer eines kanadischen Handelsunternehmens. Er besaß bereits Galeria Kaufhof 2015 und verkaufte es nach vier Jahren an René Benko und die Signa Gruppe. Das Duo kennt also die Galeria. Trotzdem ist das längst keine Garantie dafür, dass sie die Kette aus der Bedeutungslosigkeit heraus manövrieren.
Zwar haben sie mit 200 Millionen Besuchern pro Jahr nach Angaben von Beetz kein Problem, die Kundschaft ins Haus zu locken; allerdings räumt er gegenüber dem Handelsblatt ein: "Was wir noch nicht schaffen, ist, jeden Besucher dann auch zu einem zahlenden Kunden zu machen."
Nicht verwunderlich für den Marketing-Professor Schulze: Zum einen verliert das innerstädtische Warenhaus gegen die Onlinekonkurrenz, zum anderen hält er den Einkaufsprozess generell für zu kompliziert. In die Innenstadt fahren, dann im Warenhaus die einzelnen Stockwerke abklappern, eine Verkäuferin suchen und schließlich an der Kasse warten: Umstände, die viele Menschen heutzutage scheuen.
Neue Partnerschaften und lokale Stärke
Die Lösung für Galeria: Ein besonderes Shoppingerlebnis schaffen und mit ergänzenden Angeboten die Kauflaune aktivieren. Das ist auch den beiden Investoren klar. In Berlin sind in zwei Häusern bereits Märkte des Lebensmittelriesen Lidl integriert. Weitere Handelsunternehmen sollen in anderen Filialen folgen.
In Kassel hat die Stadt in der Filiale einen Service Point eingerichtet. Wer zum Amt muss, kann gleich auch noch ein paar Strümpfe kaufen. Das Herz der Innenstädte, so wie es das gute alte Warenhaus mal war, wird Galeria sicher nicht mehr werden. Aber auch das vielgeschundene Personal hofft nun, dass sie von den Kunden und Kundinnen auf dem Weg zum modernen Kaufhaus nicht vergessen werden.