Energiekonzern Plan für Uniper-Rettung offenbar fast fertig
Die Verhandlungen über die Rettung des strauchelnden Energiekonzerns Uniper stehen laut übereinstimmenden Medienberichten kurz vor dem Abschluss. Für den Mittag berief Bundeskanzler Scholz eine Pressekonferenz in Sachen Uniper ein.
Die Verhandlungen über ein Rettungspaket des Bundes für den angeschlagenen Energiekonzern Uniper befinden sich offenbar auf der Zielgeraden. Das meldete die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung aus Regierungskreise. Auch das "Handelsblatt" berichtete, die Bundesregierung habe die Eckpunkte für die Rettung des Gasversorgers nahezu finalisiert. Demnach sollen aller Voraussicht nach heute Mittag die Grundlagen des Pakets vorgestellt werden. Für den Mittag berief Bundeskanzler Olaf Scholz inzwischen eine Pressekonferenz in Sachen Uniper ein.
Einstieg mit bis zu 30 Prozent?
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete ebenfalls, dass das Rettungspaket für den angeschlagenen Gas-Importeur Uniper Insidern zufolge einen entscheidenden Schritt näher gerückt sei. Der Uniper-Mehrheitseigner Fortum, der wiederum mehrheitlich dem finnischen Staat gehört, habe dem Paket im Prinzip zugestimmt, das unter anderem einen Einstieg des Staates und einen höheren Kreditrahmen für den Düsseldorfer Konzern vorsieht, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur.
Ein Paket könnte den Einstieg des Bundes bei Uniper mit bis zu 30 Prozent beinhalten, wie aus einem Papier für den Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie hervorging. Außerdem sind weitere Maßnahmen geplant: So sollen die bestehenden Kredite der staatlichen KfW-Bank von zwei auf acht Milliarden Euro aufgestockt werden. Das Ganze wird laut Reuters voraussichtlich noch heute besiegelt, nur letzte Details seien noch offen.
Angesichts der nahenden Rettung haben die Aktien von Uniper nach anfänglichen Verlusten ins Plus gedreht. Sie gewannen am Vormittag zeitweise 2,8 Prozent auf 10,79 Euro. Vor Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine hatten die Uniper-Papiere noch um die 40 Euro gekostet. Die Titel des Mutterkonzerns Fortum stiegen an der Börse in Helsinki um mehr als fünf Prozent.
Staat könnte mehr als fünf Milliarden Euro investieren
Uniper steht durch die verminderten Gas-Lieferungen des russischen Monopolisten Gazprom unter Druck und muss die fehlenden Mengen durch teure Zukäufe am Gas-Markt ersetzen, um den Verpflichtungen gegenüber Kunden nachzukommen. Das führt zu Liquiditätsproblemen. Täglich türmen sich hohe Verluste auf, eine milliardenschwere Kreditlinie der staatlichen Förderbank KfW ist bereits komplett ausgeschöpft. Ratingagenturen wollen zudem die Kreditwürdigkeit von Uniper neu bewerten - die Bonität ist entscheidend für die Zukunft des Unternehmens. Eine Abstufung würde die Aufnahme neuer Gelder am Kapitalmarkt verteuern.
Uniper, das eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung spielt und viele Stadtwerke und Industrieunternehmen mit Gas beliefert, hatte deshalb staatliche Hilfen beantragt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hatten dem Versorger Unterstützung zugesichert. Die Bundesregierung erwägt, mehr als fünf Milliarden Euro zu investieren und könnte im Anschluss an die Verhandlungen eine Sperrminorität von bis zu 30 Prozent an Uniper halten, hatte Bloomberg am Mittwoch berichtet. Dabei seien neben dem Kauf von Stammaktien zum Nennwert auch so genannte hybride Wertpapiere eine Option, die von Experten ähnlich wie Eigenkapital eingestuft werden.
Denkbar ist auch, dass die Bundesregierung im Zuge des Rettungspakets für Uniper eine Umlage für alle Gaskunden beschließt, damit der Versorger Preissteigerungen weitergeben kann und damit finanziell wieder Luft bekommt. Das Unternehmen selbst will derweil weiterhin den Füllstand der eigenen Gasspeicher senken, bis sich seine finanzielle Situation stabilisiert hat. "Uniper entnimmt derzeit bestimmte Mengen Erdgas aus seinen Speichern, um seinen Verpflichtungen gegenüber seinen Kunden nachzukommen", sagte ein Konzernsprecher der "Rheinischen Post".