Fünfhunderter treiben Falschgeldzahlen Große Blüten, großer Schaden
Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben Geldfälscher so viel Falschgeld in Umlauf gebracht wie seit drei Jahren nicht. Dabei seien vielfach Schmuck, Gold, Luxusuhren und teure Autos mit unechten großen Scheinen bezahlt worden.
Eigentlich sind 200-Euro-Scheine nicht besonders beliebt. Viele Tankstellen und Einzelhändler nehmen sie gar nicht an. Noch seltener kommen Verbraucher in der Regel mit dem Fünfhunderter in Berührung. Da sollte man meinen, dass die Menschen besonders genau hinschauen, wenn Unbekannte gleich mit einem ganzen Bündel solcher Scheine bezahlen.
Tatsächlich waren es aber gefälschte 200- und 500-Euro-Scheine, die das Falschgeldaufkommen in Deutschland im ersten Halbjahr des laufenden Jahres in die Höhe trieben. Mit 2,9 Millionen Euro übertraf der Schaden vor allem wegen dieser wertvollen Scheine bereits nach sechs Monaten den Wert des gesamten Vorjahres (2,7 Millionen Euro), wie die Bundesbank mitteilte.
Rekordzahl gefälschter Euro-Banknoten
26.690 gefälschte Euro-Banknoten zogen Polizei, Handel und Banken nach Angaben der Bundesbank von Januar bis einschließlich Juni hierzulande aus dem Verkehr. Eine höhere Stückzahl gab es zuletzt im ersten Halbjahr 2020 mit damals 34.118 Fälschungen.
Die Fälschungen der beiden wertvollsten Banknoten sind im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 deutlich angestiegen: Beim Zweihunderter waren es gut 15 Prozent aller Fälschungen - nach neun Prozent in den sechs Monaten zuvor. Die Zahl der Fünfhunderter-Fälschungen vervierfachte sich fast von 554 auf 2.178 Stück. Damit steht der lilafarbene Schein, der von den Notenbanken des Eurosystems seit Anfang 2019 nicht mehr produziert wird, für gut acht Prozent aller Fälschungen im ersten Halbjahr 2023.
"Ich würde zu diesem Zeitpunkt noch nicht von einem Trend sprechen", ordnete Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz gegenüber der Nachrichtenagentur dpa ein. "Aber das beobachten wir sehr genau."
Meistgefälschter Schein war nach Angaben der Bundesbank nach wie vor der Fünfziger, der unverändert fast 40 Prozent aller Fälschungen in Deutschland ausmacht. Rund 20 Prozent der Fälschungen im ersten Halbjahr waren Zwanziger.
Unechte Geldscheine für teure Käufe
Die Qualität der aufgetauchten 200er- und 500er-Fälschungen sei nicht einmal besonders gut, schilderten die Experten der Bundesbank. Sie erinnerten an einfach gemachte Blüten mit der Aufschrift "Movie Money" oder "Prop copy", die im Internet als Spielgeld oder Filmrequisite angeboten werden, sagte Balz. Nach Angaben der Polizei sind in mehreren Fällen Schmuck, Gold, Luxusuhren und teure Autos mit solchen unechten großen Scheinen bezahlt worden - jeweils betrügerische Geschäfte mit fünf- bis sechsstelligen Beträgen.
Bundesbank-Vorstand Balz sieht angesichts der insgesamt vergleichsweise niedrigen Zahlen jedoch keinen Grund zur Beunruhigung: "Trotz der Erhöhung der Stückzahlen um etwa zehn Prozent hat sich die Falschgeldlage im Großen und Ganzen nicht verändert."
Das Risiko, einen falschen Geldschein untergejubelt zu bekommen, ist nach seiner Darstellung in Deutschland weiterhin gering: Rechnerisch entfielen im ersten Halbjahr sechs falsche Banknoten auf 10.000 Einwohner.
"Fühlen, sehen, kippen"
Falschgeld wird nicht ersetzt. Die Bundesbank empfiehlt, Banknoten nach dem Prinzip "Fühlen, sehen, kippen" zu prüfen. Auf der Vorderseite der Geldscheine sind zum Beispiel Teile des Druckbildes zu fühlen. Die Hologramm-Elemente verändern sich beim Kippen der Scheine, das Wasserzeichen ist nur in der Durchsicht zu erkennen. Dabei empfehle es sich, eine verdächtige Banknote mit einer zweifelsfrei echten zu vergleichen und stets mehrere Sicherheitsmerkmale zu betrachten.
Moderne Sicherheitsmerkmale für Euro-Banknoten
Die Euro-Währungshüter tüfteln bereits an neuen Sicherheitsmerkmalen, um es Kriminellen noch schwerer zu machen, die Banknoten nachzuahmen. EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta hatte Ende Mai in einem Interview gesagt: "Wir arbeiten an der Ausgabe einer neuen Serie von Hightech-Banknoten, um Fälschungen zu verhindern und die Umweltauswirkungen zu verringern."
Bei der Neugestaltung der Scheine lässt die Europäische Zentralbank (EZB) die Menschen in Europa mitreden: Bis Ende August dieses Jahres können Europäerinnen und Europäer darüber abstimmen, welche Themen die dritte Serie der Euro-Banknoten zieren sollen. Zur Auswahl stehen zum Beispiel: Europäische Kultur, Vögel, Flüsse oder Hände. Bis die Menschen die neuen Scheine in Händen halten, werden allerdings noch einige Jahre vergehen.