Verbraucherschützer warnen Lohnt der schnelle Glasfaser-Vertrag?
Immer öfter klingeln Vertreter von Internetanbietern an Haustüren. Sie wollen Glasfaserverträge für schnelles Internet verkaufen. Warum Verbraucherschützer zur Vorsicht mahnen.
Bei Marcus Plantenberg im Landkreis München klingelte es an der Haustür. Ein Herr stellte sich als Telekom-Vertreter vor. "Er hatte eine Mappe vor sich, mit meinen Vertragsdaten: 'Ich sehe, Sie haben einen Vertrag bei der Telekom. Wir bauen hier das Glasfasernetz aus und haben ein ganz tolles Angebot für Sie', hat er gesagt." Plantenberg fragte zunächst nach dem Ausweis. An der Haustür von der Telekom angesprochen zu werden, wirkte merkwürdig auf ihn.
Tatsächlich schicken die meisten Internetanbieter keine eigenen Mitarbeiter los, um an Haus- und Wohnungstüren für Glasfaserverträge zu werben. Auf Anfrage bestätigt die Deutsche Telekom jedoch, dass sie Subunternehmer beauftragt, die in ihrem Namen Glasfaser-Verträge an der Türschwelle abschließen: "Viele Kunden wissen dieses Angebot zu schätzen. Direktvermarktung ist ein sehr erfolgreicher Vertriebskanal, und das, obwohl es ein aufwendiges Verfahren ist, weil hier Menschen mit Menschen sprechen."
Verkäufer üben Druck aus
Bei Plantenberg fand diese Methode wenig Begeisterung: Ihn störte es, dass er vom Telekom-Vertreter unter Druck gesetzt wurde, unbedingt an Ort und Stelle zu unterschreiben. "Er sagte, es wäre jetzt eine gute Chance, weil sich der Glasfaseranschluss später exorbitant verteuern würde. Ungefähr Tausend Euro mehr, wenn ich den später nehmen würde. Das klang alles ein bisschen spanisch für mich."
Frühzeitig den Vertrag abschließen und Geld sparen, indem der Anbieter die Baukosten übernimmt: Damit werben die Vertreter. "Grundsätzlich raten wir gar nicht unbedingt davon ab, den Glasfaservertrag früh in Auftrag zu geben, weil es günstiger sein kann", sagt auch Nikolaus Stumpf von der Verbraucherzentrale Bayern.
Wer zur Miete wohnt, sollte sich vor dem Geschäft mit dem Vermieter oder der Hausverwaltung absprechen. In jedem Fall sei aber die Haustür der falsche Ort für einen Vertragsabschluss: "Bevor Sie nicht etwas Schriftliches haben, was Sie sich in aller Ruhe durchlesen können, unterschreiben Sie nichts", rät Stumpf.
Vertragsunterschrift sichert keinen Anschluss
Unterschreiben wollte auch Marcus Plantenberg nicht. Seine Skepsis war besonders groß, da noch keine Baustelle zu sehen war. Dazu hatte er von Ausbauproblemen in der Nachbarortschaft gehört. Dort gehe das Glasfaserkabel bis zum Verteilerkasten, "aber sie schaffen es nicht aufgrund mangelnder technischer Ausstattung, das Ganze bis in die Haushalte zu bringen. Und deswegen habe ich mir gedacht, wäre es sehr interessant zu wissen, dass das hier bei uns funktioniert. Und 500 Meter weiter geht es einfach nicht."
Warum also schon das vorzeitige Angebot? Wichtig ist: Mit einer Vertragsunterschrift ist der Glasfaseranschluss noch nicht unbedingt gesichert. Anbieter schicken nämlich oft zunächst Vertreter los, um zu prüfen, ob sich der Glasfaser-Aufbau überhaupt lohnt, sagt Verbraucherschützer Stumpf. Dann erst machten sich Anbieter an die Planungsphase: "Erst nach ein bis zwei Monaten entscheidet der Anbieter, ob überhaupt ausgebaut wird oder nicht." Falls nicht ausgebaut wird, können Verbraucher aus dem Vertrag aussteigen. Und davor schon gilt - wie bei allen Haustürgeschäften - das 14-Tage-Widerrufsrecht.