Rabatte am "Black Friday" Mit Shopping-Eifer in den Fehlkauf?
Am "Black Friday" suchen viele Menschen nach Schnäppchen. Doch viele Einkäufe landen im Kleiderschrank - und werden nie getragen. Mancher verzichtet deshalb von vornherein.
Gekauft, aber nie getragen: Zwölf Prozent der Deutschen haben in einer Umfrage des Datenportals Statista angegeben, dass sie oft Kleidung kaufen, die sie überhaupt nicht anziehen. Demnach sind es eher Frauen als Männer, die beim Kleidungskauf regelmäßig daneben greifen.
Doch vor dem Fehlkauf kommt das Shopping-Erlebnis: Tatsächlich setzt Einkaufen - das ist bekannt - Glückshormone wie Dopamin frei, denn wir belohnen uns. Und wollen dieses Gefühl gerne immer wieder spüren. Irgendwann ist es mit dem Glücksgefühl vorbei. Und manchmal kommt nach dem Kauf die Reue.
Handel zwischen eigenen Nöten und Konsumverzicht
In diesem Jahr verzichten allerdings viele Menschen bewusst auf Shopping. Die Mehrheit der Deutschen, 61 Prozent, hat ihren Konsum in den vergangenen zwölf Monaten eingeschränkt. Das ergab das DSGV-Vermögensbarometer 2023. Im Vorjahr hatten 57 Prozent der Befragten von Einschränkungen berichtet.
Vor dem "Black Friday" ist das für den Handel eine schwierige Ausgangslage, denn der Handel muss selbst mit Inflation und Kostendruck klarkommen - und will zugleich die Konsumlaune seiner Kundschaft ankurbeln. Der "Black Friday" und der "Cyber Monday" sind daher große Hoffnungsträger.
Drei Prozent mehr Umsatz erwartet
Für die diesjährigen Rabatt-Aktionstage erwartet der Handelsverband Deutschland (HDE) 5,8 Milliarden Euro Umsatz - ein Plus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2022 waren die Umsätze zu den beiden Tagen im Vorjahresvergleich noch um 20 Prozent gestiegen.
"Die großen Wachstumsschübe der vergangenen Jahre können 'Black Friday' und 'Cyber Monday' in diesem Jahr nicht wiederholen", prognostizierte kürzlich der stellvertrende Hauptgeschäftsführer des HDE, Stephan Tromp. Als Hauptursache dafür sieht er "die schlechte Konsumlaune". Dennoch werden laut HDE die beiden Aktionstage immer beliebter. "Immer mehr Verbraucher suchen zu den beiden Aktionstagen nach guten Angeboten", so Tromp.
Elektronik und Mode besonders gefragt
Besonders gefragt sind an den Rabatt-Tagen elektronische Geräte sowie Kleidung, wie eine Umfrage unter 2.000 volljährigen Verbraucherinnen und Verbrauchern aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Spanien im Auftrag der Beratungsgesellschaft PwC ergab. 70 Prozent der befragten Deutschen gaben an, nach Schnäppchen suchen zu wollen. "Vorsichtig mit den Ausgaben“ sind 46 Prozent der Befragten.
Betrachtet man die Konsumausgaben, dann ist die Vorsicht keine große Überraschung: 36,8 Prozent unserer Einkünfte gehen inzwischen für Wohnen und Energie drauf, 15,3 Prozent für Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren. Mehr als die Hälfte der Einkünfte ist für Grundbedürfnisse verplant, ermittelte das Statistische Bundesamt mit Blick auf das Jahr 2021. Das ist so viel wie im Jahr davor. Neuere Daten liegen noch nicht vor.
Autos, PV-Anlagen und Butter günstiger
Und so muss der Handel die Werbetrommel gehörig rühren. Selbst Großanschaffungen werden inzwischen mit Blick auf den "Black Friday" beworben. So wirbt der Autohersteller Peugeot mit "günstigen Konditionen" für ausgewählte Elektro-Modelle. Der Online-Versandhändler Amazon bietet kleine Photovoltaik-Anlagen, sogenannte Balkonkraftwerke mit Rabatt an. Von Socken bis Butter, von Staubsaugern bis Gesichtspflege fallen die Preise.
Der Handel insgesamt hofft darauf, dass Kundinnen und Kunden außer den günstigeren Waren weitere Dinge kaufen. Zum anderen setzen Verkäufer auf Impulskäufe: Mit so genannten Impulsrabatten sollen die Verbraucher (auch) Dinge kaufen, die sie womöglich gar nicht brauchen.
Eine Strategie, die auf Kritik trifft. "Der 'Black Friday' ist Sinnbild für schnellen Konsum und den Billigwahn unserer Zeit", sagt Claudia Brück von Fairtrade. Sie fordert einen bewussten Konsum statt "Billigwahn". Produzenten, Umwelt und Klima würden dabei draufzahlen. Die Gehälter würden gedrückt, Umweltstandards nicht oder nur unzureichend eingehalten.
Konsumgegner rufen in Nordamerika für Freitag und in Europa für Samstag zum "Buy-nothing-day", "Kauf-nix-Tag", auf. Der kanadische Künstler Ted Dave hat ihn 1992 ins Leben gerufen. Sein Ziel war es, bewusstes, nachhaltiges Einkaufen zu fördern. 24 Stunden lang solle nichts gekauft werden, gar nichts. Dieser konsumkritische Tag wird in mehr als 60 Ländern umgesetzt. Außerhalb der USA erlangte er allerdings wenig Bekanntheit.