Folgen des Abgasskandals VW macht größten Verlust der Firmengeschichte
Der Abgasskandal kommt Volkswagen teuer zu stehen. 2015 mussten die Wolfsburger unterm Strich einen Verlust von 1,6 Milliarden Euro hinnehmen. Das teilte der Konzern nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Als Konsequenz werden unter anderem die Vorstandsboni auf Eis gelegt.
Volkswagen hat im vergangenen Jahr wegen des Abgasskandals den größten Verlust der Firmengeschichte eingefahren. 2015 lag das Ergebnis unterm Strich mit minus 1,6 Milliarden Euro massiv in den roten Zahlen. Das teilte der Autokonzern nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit.
2014 stand noch ein Gewinn von knapp elf Milliarden Euro in den Büchern. Für die Folgen des Dieselskandals muss der Konzern in seiner Bilanz für 2015 rund 16,2 Milliarden Euro zurückstellen. Der Umsatz von Europas größtem Autobauer stieg um 5,4 Prozent auf gut 213 Milliarden Euro.
Dass VW unterm Strich einen Verlust einfährt - damit sei zu rechnen gewesen, sagte ARD-Korrespondent Thorsten Hapke. Grund seien die hohen Rückstellungen, die der Konzern wegen des Skandal habe vornehmen müssen. Insgesamt sei das Minus allerdings für das Unternehmen verkraftbar, "denn es hat ja in den vergangenen Jahren viel Geld verdient".
Der Abgasskandal lässt auch die Dividende erheblich einbrechen. Der Konzern will für jede seiner stimmrechtslosen Vorzugsaktion nur noch 0,17 Euro ausschütten. Vor einem Jahr war für 2014 noch der Rekordwert von 4,86 Euro geflossen. Für die stimmberechtigten VW-Stammaktien sollen entsprechend 0,11 Euro fließen (zuvor: 4,80 Euro).
Schrumpfender Umsatz 2016 erwartet
Für das laufende Jahr rechnet der Autobauer mit einem schrumpfenden Umsatz, traut sich aber nach dem Rekordverlust aus dem Jahr 2015 wieder schwarze Zahlen zu. "In Abhängigkeit von den konjunkturellen Rahmenbedingungen, insbesondere in Südamerika und Russland, der Wechselkursentwicklung und angesichts der Abgasthematik" erwarte VW ein Umsatzminus von bis zu fünf Prozent. Vom Umsatz sollen fünf bis sechs Prozent als operativer Gewinn (vor Zinsen und Steuern) übrig bleiben. Das heißt: VW erwartet wieder schwarze Zahlen.
Vorstandsboni werden auf Eis gelegt
Als Konsequenz aus dem Skandal stellt der VW-Vorstand seinen Anspruch nur in Teilen zurück und muss keinen endgültigen Verzicht in Kauf nehmen. Nach Angaben von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil behält der Konzern etwa 30 Prozent der variablen Vergütung der Vorstände ein. Das Geld werde aber in Aktien umgewandelt und geparkt.
Nach Ablauf von drei Jahre werde geprüft, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat. Liege der um ein Viertel über dem jüngsten Niveau, werde das Geld ausbezahlt; liege er darüber, gebe es sogar entsprechend mehr Geld zurück. Nur wenn der Kurs darunter liege, bekämen die betroffenen Vorstände das Geld nicht.
Entgegen eigener Ansagen will Volkswagen die bisherigen Ermittlungsergebnisse zur Schuldfrage in dem Skandal auf unbestimmte Zeit nicht veröffentlichen. Mit einer Veröffentlichung von Zwischenergebnissen "zum gegenwärtigen Zeitpunkt" wären unvertretbare Risiken für Volkswagen verbunden. Als Gründe für die Entscheidung nannte Volkswagen sowohl mögliche finanzielle Risiken bei den drohenden Strafzahlungen in den USA als auch negative Effekte bei der Ermittlungsarbeit der amerikanischen Behörden.
Nach langwierigen Verhandlungen hatte sich Europas größter Autobauer am Donnerstag mit den US-Behörden auf Grundzüge eines außergerichtlichen Kompromisses geeinigt. Dieser sieht den Rückkauf von bis zu einer halben Million Dieselfahrzeugen mit 2,0-Liter-Motoren und eine Entschädigung der Autobesitzer vor. Alternativ soll Kunden eine Reparatur ihrer Wagen angeboten werden, sofern die US-Aufseher dafür grünes Licht geben.