Eine Anzeigetafel mit dem Wort "gestrichen".

Warnstreik an elf Flughäfen Halbe Million Passagiere laut Luftfahrtverband betroffen

Stand: 07.03.2025 15:51 Uhr

Flugreisende müssen ab Montag starke Nerven beweisen: Etwa 510.000 Passagiere werden wegen des ver.di-Warnstreiks ihre Reise nicht antreten können, schätzt der Interessenverband ADV. Sie hält die Auswirkungen für "unverhältnismäßig".

Es ist ein Warnstreik mit voraussichtlich massiven Auswirkungen: Die Gewerkschaft ver.di ruft ab Montag zur Arbeitsniederlegung an elf großen deutschen Flughäfen auf. Der Airportverband ADV rechnet mit einem Ausfall von mehr als 3.400 Flügen. "Rund 510.000 Passagiere können ihre geplante Reise nicht antreten. Deutschlands Luftverkehr wird am Montag weitestgehend stillgelegt", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.

Von den Arbeitskämpfen betroffen sind die Flughäfen (sortiert nach Größe) Frankfurt am Main, München, Berlin/Brandenburg, Düsseldorf, Hamburg, Köln/Bonn, Stuttgart, Hannover, Dortmund, Leipzig/Halle und Bremen. Fluggästen wird empfohlen, sich bei ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter über Möglichkeiten zu Umbuchungen und alternative Reisemöglichkeiten zu informieren.

Berlin/Brandenburg stellt Betrieb ein

Der Flughafen Berlin/Brandenburg kündigte an, den regulären Flugbetrieb am Montag vollständig einzustellen. Andere Flughäfen rechnen mit einem sehr stark reduzierten Flugplan und Verspätungen. Allein in Frankfurt waren nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport für Montag ursprünglich etwa 1.170 An- und Abflüge mit mehr als 150.000 Passagieren geplant.

Auch die etwa 23.000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienstleister an nahezu allen deutschen Flughäfen, die unter anderem für den Check-in und die Gepäckabfertigung zuständig sind, sollen die Arbeit niederlegen.

Ganztägiger Warnstreik an elf Flughäfen

Ver.di möchte vor der dritten Tarifrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Der Warnstreik beginnt aufgrund der Schichtsysteme zum Teil bereits am Sonntagabend und kann in einzelnen Schichten erst am Dienstagmorgen enden. An mehreren Flughäfen sind Kundgebungen geplant, in Hamburg will ver.di-Chef Frank Werneke zu den Beschäftigten sprechen.

Streit bei Tarifverhandlungen

Bereits im Februar hatten Warnstreiks an den Flughäfen München, Köln/Bonn und Düsseldorf zu Hunderten Flugausfällen geführt. Ver.di begründete den erneuten Flughafenstreik mit dem bislang ausgebliebenen Angebot der Arbeitgeber bei den laufenden Tarifverhandlungen.

Da die Arbeitgeber bisher keine Bereitschaft gezeigt hätten, die Forderungen der Gewerkschaften zu erfüllen, sei die Gewerkschaft "zu diesem Warnstreik gezwungen", erklärte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. Die Gewerkschaft bedaure "die Unannehmlichkeiten" für die Fluggäste. "Doch ohne den Druck durch Arbeitskampfmaßnahmen wird es keine Bewegung in den Verhandlungen geben", betonte Behle.

Luftverkehrswirtschaft nennt Warnstreik "nicht verhältnismäßig"

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft nannte den angekündigten Warnstreik "nicht verhältnismäßig". "Der Tarifkonflikt wird damit allein auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen, noch bevor die nächste Verhandlungsrunde ansteht", erklärte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.

Elf Standorte gleichzeitig zu bestreiken, habe eine neue Dimension, sagte auch der ADV-Hauptgeschäftsführer Beisel. "Arbeitskampfmaßnahmen bedeuten ein Horrorszenario für die betroffenen Fluggäste und haben weitreichende Folgen für die individuelle Mobilität und die Wirtschaftsabläufe", teilte der Verband mit.

Arbeitgeber weisen Forderungen zurück

Die zwei bisherigen Verhandlungsrunden für den öffentlichen Dienst in Bund und Kommunen waren ergebnislos geblieben. Die dritte Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen soll von Freitag bis Sonntag kommender Woche in Potsdam stattfinden.

Ver.di fordert acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr pro Monat sowie höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Außerdem verlangt die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage.

Die kommunalen Arbeitgeberverbände wiesen die Gewerkschaftsforderungen erneut zurück. Die Forderung nach acht Prozent mehr Lohn sei angesichts der anhaltenden Rezession "realitätsfern", sagte die VKA-Präsidentin und Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge im BR. Sie betonte zugleich den Willen zu einer schnellen Einigung mit den Arbeitnehmern. Sie halte einen Abschluss "in einer Größenordnung von Inflationsausgleich" für realistisch.