Probleme durch Trockenheit Wie die Wasserversorgung sicher bleibt
Klimawandel, Hitze und Trockenheit haben Folgen für die öffentlichen Wasserversorger. Noch sind Engpässe die Ausnahme. Damit das so bleibt, sind aus Sicht der Branche Investitionen nötig.
2022 war das wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen 1881, sagt der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW). Und es war deutlich zu trocken. 2022 reihe sich damit ein in die Trockenperiode der vergangenen Jahre. Was also tun, damit die Versorgung mit Trinkwasser in Deutschland weiter gesichert bleibt? Damit Engpässe oder Einschränkungen weiter die Ausnahme bleiben? Die kurze Antwort des DVGW: investieren.
Zum Beispiel in den "Umbau" eines Waldes - wie bei Ferch, südwestlich von Brandenburgs Hauptstadt Potsdam. Dort wachsen junge Rotbuchen, Sandbirken und Douglasien, eine Kiefernart. Ein neuer Mischwald aus Nadel- und Laubbäumen entsteht, alte Kiefern wurden dafür gefällt.
Waldumbau kommt dem Grundwasser zugute
Die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) hat diesen ökologischen Waldumbau 2020 gestartet, um mehr Grundwasser zu gewinnen. Nadelhölzer wie Kiefern sind immergrün und brauchen das ganze Jahr über Wasser. Laubbäume dagegen hauptsächlich im Sommerhalbjahr. Studien hätten gezeigt, dass die Sickerwassermenge unter Mischwäldern deutlich höher ausfalle als unter Nadelholzkulturen. Um die zehn Prozent mehr Grundwasser könne das bringen. Knapp eine Million Euro hat die EWP deshalb in den Waldumbau und in neue Brunnen investiert.
Die EWP versorgt rund 195.000 Menschen in Potsdam und in Nachbarorten mit Trinkwasser. Derzeit sei die Versorgung ausreichend. Man rechne aber mit steigendem Trinkwasserbedarf - wegen der hohen Temperaturen, der Trockenheit und wegen einer wachsenden Bevölkerung im Ballungsraum Potsdam.
Noch ist die Trinkwasserversorgung sicher
Steigenden Trinkwasserbedarf sieht auch der DVGW. Noch sei die Versorgungslage sicher. Das habe eine Befragung unter den Mitgliedsunternehmen ergeben. Nur bei einem Prozent kam es zu einem Ausfall der Versorgung. Bei neun Prozent war sie zeitweise eingeschränkt, etwa für die Bewässerung des heimischen Gartens.
90 Prozent der befragten Wasserunternehmen gaben an, sie hätten die Versorgung mit Trinkwasser uneingeschränkt gewährleisten können. Allerdings: Bei fast einem Fünftel der befragten Wasserversorger (19 Prozent) traten Engpässe bei den Wasserressourcen auf. Etwa, weil Brunnen oder Quellen zeitweilig trockengefallen oder Talsperren nicht ausreichend befüllt waren.
Berlin plant neue Brunnen
"Klar ist aber auch, dass es verstärkt Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen bedarf, um die Wasserversorgung fit für die Zukunft zu machen", sagt DVGW-Vorstand Wolf Merkel. Es brauche etwa neue Gewinnungsgebiete, neue Talsperren, unterirdische Wasserspeicher oder den Ausbau von Fernleitungen und Verbundsystemen zwischen verschiedenen Wasserversorgern.
Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) wollen bis Ende 2030 rund sechs Milliarden Euro investieren, unter anderem in fast 130 neue Brunnen, in die Instandhaltung des Rohrleitungssystems und vor allem in noch bessere Klärwerke.
Eine Kreislaufwirtschaft fürs Wasser
Denn die Hauptstadt ist zur Trinkwassergewinnung nicht ausschließlich auf Niederschläge angewiesen. Schon jetzt macht aufbereitetes, also gereinigtes Abwasser bis zu 20 Prozent der Trinkwasserversorgung Berlins aus. Das geklärte Abwasser wird wieder in das Fluss-, Kanal- und Seensystem der Stadt geleitet und sickert von dort durch die verschieden Bodenschichten wieder in die Grundwasserreserven. "Kreislaufwirtschaft", sagt BWB-Vorstand Christoph Donner.
Die BWB versorgen die mehr als 3,8 Millionen Einwohner der Hauptstadt nach eigenen Angaben mit etwa 215 Millionen Kubikmetern Trinkwasser im Jahr. Und grundsätzlich schätzt man die Versorgungslage als robust ein: Berlin profitiert vom Flusssystem Havel-Spree und vom Warschau-Berlin-Moskau-Urstromtal, das grundsätzlich für höhere Grundwasserstände sorgt.
Aufruf zur Sparsamkeit
Doch auch Berlin spürt die anhaltende Trockenheit. 2022 habe man nur 68 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmengen gehabt. Die Folge: Ein bis zu 75 Zentimeter gesunkener Grundwasserstand, sagt Donner. Er ruft, wie auch der Dachverband DVGW, deshalb zum Wassersparen auf.
Und Verbands-Vorstand Merkel fragt außerdem: "Muss es immer Trinkwasser sein für bestimmte Nutzungen, zum Beispiel für den steigenden Bedarf von Industrie oder Landwirtschaft?" Der Verband plädiert dafür, hier andere Wasserqualitäten zu nutzen oder Wasser wiederzuverwenden.