UN-Bericht Asien am stärksten von Klimakatastrophen betroffen
In Asien gab es 2023 die meisten Wetter- und Klima-Katastrophen. Dürren nahmen zu, gleichzeitig ertranken Menschen in Sturzfluten.
Im Juni 2023 steigen die Temperaturen im Norden Indiens auf fast 45 Grad Celsius. Die Menschen dort leiden darunter. In Bihar sterben in zwei Tagen 42 Menschen an der Hitze. Im Bezirk Bezirk Ballia in Uttar Pradesh gibt es 54 Todesfälle. Ein Wissenschaftler des Indischen Meteorologischen Dienstes bezeichnet die Temperaturen als höher als gewöhnlich.
Einen Monat später, auch im Norden Indiens, sterben mehr als 20 Menschen nach Monsunregen. Straßen stehen unter Wasser, und es kommt zu Erdrutschen. Nicht nur Indien ist von Extremwetter betroffen, sondern ganz Asien. Erhebungen der Internationalen Datenbank für Katastrophen zeigen: Auf dem Kontinent kamen 2023 mehr als 2.000 Menschen bei Stürmen und Überschwemmungen ums Leben.
WMO: Klimawandel verstärkt Katastrophen in Asien
Generell lösen Extremwetter in Asien so viele Katastrophen aus, wie sonst nirgends auf der Welt, so die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). "Viele Länder der Region erlebten 2023 ihr heißestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, zusammen mit einer Serie extremer Bedingungen, von Dürren und Hitzewellen bis hin zu Überschwemmungen und Stürmen", sagte Celeste Saulo, die Generalsekretärin der WMO. Der Klimawandel habe diese Ereignisse verstärkt.
Extreme Wetterereignisse treten in Asien nicht nur öfter auf, sie treffen die Menschen meist auch härter, sagt die Klimawissenschaftlerin Friederike Otto. Viele Menschen dort seien arm, dadurch "können sie sich weniger Versicherungen leisten, können schlechter Schutz vor dem Wetter suchen, haben eine schlechtere Gesundheitsversorgung und haben Schwierigkeiten Zerstörtes wieder aufzubauen". Otto forscht am Imperial College in London.
Dürren vom Iran bis China
Asien erwärmt sich laut dem Bericht der WMO schneller als der Rest der Welt. Zusammen mit weniger Regen führe das im dritten Jahr in Folge etwa im Iran zu einer Dürre. In Afghanistan gab es laut der UN-Organisation das zweite Jahr in Folge eine schlechte Ernte. Zwischen Mai und Oktober seien 15,3 Millionen Afghaninnen und Afghanen von "schwerer Ernährungsunsicherheit" betroffen gewesen.
Auch im Südwesten Chinas war es ungewöhnlich trocken. Obwohl es dort insgesamt weniger geregnet hat, kam es im Sommer lokal zu Sturzfluten.
Gletscher und Permafrost
Höhere Temperaturen sorgen auch dafür, dass die Gletscher in Asiens Gebirgen schmelzen. Das Tibetische Plateau hat die größte mit Eis bedeckte Fläche außerhalb der Polarregionen. Rekordtemperaturen sowie fehlender Regen und Schnee führen für die WMO dazu, dass die Gletscher Asiens weiter abschmelzen.
Im Westen Sibiriens würden die steigenden Temperaturen den Permafrost-Boden weiter auftauen. Die Schicht der Erde, die in dieser kalten Region im Sommer auftaut, werde dicker, so die WMO.
Langfristige Folgen für die Menschen
Neben den unmittelbaren Schäden können extreme Wetterereignisse auch langfristige Folgen haben. Wenn Bauern Getreide und Tiere verlieren, Straßen zerstört und Schulen geschlossen werden, dann könne sich das über Jahre auswirken, so Klimaforscherin Otto. "Essen kann teurer werden, Menschen können ihren Arbeit verlieren, der Transport von Waren auf den Straßen kann schwierig werden." Ganze Volkswirtschaften könnten so weniger produktiv werden, so Otto.
Für den WMO-Bericht werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch aus, welchen finanziellen Schaden die extremen Wetterereignisse in Asien verursachten. Ergebnis: wirtschaftliche Verluste in Höhe von 1,4 Billionen US-Dollar in 50 Jahren.