Gefährdete Pflanzenart Grasnelke ist Blume des Jahres 2024
Landwirtschaft, zu hohe Stickstoffeinträge und zu intensive Pflege von Wegrändern und Grünflächen machen ihr zu schaffen. Die Loki Schmidt Stiftung wählte die Grasnelke nun zur Blume des Jahres 2024.
Ihr Name ist irreführend. Sie ist weder Gras noch Nelke. Die Grasnelke, lateinisch Armeria maritima, gehört zur Familie der Bleiwurzgewächse, gemeinsam mit Pflanzen wie dem Bleiwurz oder dem Strandflieder. Die Loki Schmidt Stiftung hat die Pflanze mit den zartrosa bis purpurfarbenen Blüten zur Blume des Jahres 2024 ausgerufen.
Die Grasnelke ist mit viel Nektar und Pollen Nahrungslieferant für zahlreiche Insektenarten. Schmetterlinge wie der Grasnelken-Glasflügler sind gerade auf lange blühende Pflanzen angewiesen, um überleben zu können. Die Grasnelke kann das bieten, denn sie ist hart im Nehmen. Sie blüht von Mai bis Oktober. Im Winter verträgt sie Temperaturen von mehr als minus 20 Grad.
Die Grasnelke dient vielen Insekten als Nahrungsquelle.
Verträgt Salz und sogar Schwermetalle
Die Grasnelke hat im unteren Teil schmale, längliche Blätter, aus denen blattlose, unverzweigte Stängel mit mehreren Blüten wachsen. Jede von ihnen hat fünf Blütenblätter. Die Blume mag es sonnig, trocken, sandig und mager. In Deutschland findet man sie vor allem an den Küsten, aber auch im Binnenland, überall dort, wo die Böden nährstoffarm sind. Sie kommt vor allem auf Flächen vor, die durch Beweidung kurz gehalten werden. Die Grasnelke verträgt Salz und sogar Schwermetalle im Boden, und doch ist sie gefährdet. Sie steht zwar (noch) nicht auf der roten Liste, aber sie hat zu kämpfen.
Immer mehr Lebensraum geht verloren
Unter anderem macht der Grasnelke intensive Landwirtschaft zu schaffen. Sie liebt magere Böden, also ist ein hoher Nährstoffeintrag in Form von Gülle oder anderem Dünger für sie nicht gut. Zu viel Stickstoff im Boden lässt Konkurrenz wachsen, beispielsweise die Strandquecke. Ebenso wird der Lebensraum der Grasnelke durch intensives Mähen von Wegrändern verkleinert.
Die Grasnelke gedeiht am besten auf mageren Böden.
Gefahr durch Hitze und Starkregen
In Städten und Ballungsräumen, in denen viele Flächen versiegelt sind, besteht zudem die Gefahr, dass Hitzephasen verstärkt werden. Kombiniert mit zunehmenden Starkregenereignissen geht immer mehr Lebensraum für die Blume des Jahres 2024 verloren.
Ein Ersatzlebensraum könnten Gründächer mit Pflanzenarten der Mager- und Trockenrasen sein. Dort wird Regenwasser wie in einem Schwamm aufgesogen und langsam abgegeben, so dass die Umgebung durch Verdunstung deutlich kühler wird. Gut für die Grasnelke, aber auch für die Menschen, die in den Städten leben.
Grasnelken als Balkonpflanzen
Die Blume des Jahres ist aber auch eine dankbare Pflanze für den Garten oder den Balkonkasten. Gärtnereien bieten Verwandte der Wildform in zahlreichen Varianten an. Auch diese benötigen viel Sonne, außerdem ist ein gut belüfteter Standort von Vorteil, da die Pflanze die Staunässe nicht gut verträgt, die zu Wurzelfäule führen kann.
Solange kein Frost herrscht, können Grasnelken das ganze Jahr über gepflanzt werden. Die beste Pflanzzeit ist aber der Herbst. Die Blume ist unkompliziert und pflegeleicht. Viel mehr als regelmäßiges Gießen benötigt sie nicht.
Stiftung für den Erhalt seltener Pflanzenarten
Die Loki Schmidt Stiftung mit Sitz in Hamburg ruft seit 1980 einmal im Jahr eine Blume aus, die besonders schützenwert ist. Sie engagiert sich deutschlandweit für seltene Pflanzenarten und Tiere. Loki Schmidt, die 2010 verstorbene Frau des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, betätigte sich jahrzehntelang als Botanikerin und Natur- und Pflanzenschützerin. 30 Jahre lang arbeitete sie als Lehrerin.