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Symptome, Ansprechpartner, Therapie Was über Depressionen bekannt ist

Stand: 01.10.2023 14:22 Uhr

Der Europäische Depressionstag will Betroffene stärken und Vorurteile abbauen. Denn allein in Deutschland leiden Millionen unter der Krankheit. Der Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Florian Pütz für tagesschau.de

Das Thema Depression galt lange als Tabu. Mittlerweile aber sprechen viele Menschen viel offener über ihre psychischen Probleme. Depressionen werden oft unterschätzt. Sie zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen - die schlimmstenfalls durch Suizid tödlich enden.

Der heutige Europäische Depressionstag will auf das Thema aufmerksam machen. "Neue Einblicke in Behandlung von Depressionen in unsicheren Zeiten" lautet das diesjährige Motto. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Krankheit im Überblick:

Was können Anzeichen einer Depression sein?

Symptome einer Depression sind etwa länger andauernde Niedergeschlagenheit, Verlust von Interesse und Freude sowie Antriebslosigkeit. Hinzu kommen etwa Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Appetitverlust, negatives Denken, beeinträchtigtes Selbstvertrauen, Ängste und Suizidgedanken.

Wie viele Menschen sind betroffen?

In Europa seien etwa 50 Millionen Menschen mindestens einmal in ihrem Leben von einer depressiven Phase oder Depression betroffen, schreiben die Organisatorinnen und Organisatoren des Europäischen Depressionstags auf ihrer Homepage. In Deutschland seien aktuell etwa vier Millionen Menschen an einer Depression erkrankt. Auf der Internetseite der Deutschen Depressionshilfe heißt es, verschiedenen Studien zufolge erkranke jeder fünfte bis sechste Erwachsene in seinem Leben mindestens einmal an einer Depression.

"Eine Depression kann jeden Menschen treffen, egal ob jung oder alt, vorerkrankt oder nicht, abhängig von saisonalen Umstellungen, einer genetischen Veranlagung, einschneidenden Lebensereignissen oder auch durch Weltgeschehen", sagte der Chefarzt der Oberberg Fachklinik Düsseldorf Kaarst, Christian Lange-Asschenfeldt, der Nachrichtenagentur KNA.

Was hilft gegen Depressionen?

Wichtig für die Behandlung ist nach Einschätzung von Psychotherapeuten die Früherkennung. "In den meisten Fällen ist eine depressive Erkrankung gut behandelbar - vorausgesetzt, sie wird frühzeitig erkannt und therapiert", sagte der Vertreter der European Depression Association in Deutschland, Depressionsforscher Detlef E. Dietrich, der KNA.

Wichtigste Behandlungsansätze sind nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe Antidepressiva und Psychotherapie. "Oft werden beide Therapieformen kombiniert. Hinzu kommen andere therapeutische Angebote, die zur Verbesserung der Symptomatik, der Alltagsbewältigung und der Lebensqualität beitragen können", heißt es auf ihrer Website.

Wo finden Betroffene Hilfe?

Laut Deutscher Depressionshilfe ist grundsätzlich der Hausarzt erster Ansprechpartner für die Diagnose und Behandlung einer Depression. Er kann Betroffene an einen Facharzt oder psychologischen Psychotherapeuten überweisen. Betroffene können sich aber auch direkt an Fachärzte wenden.

Das bundesweite Info-Telefon Depression soll Betroffenen und Angehörigen helfen, Anlaufstellen zu finden. Erreichbar ist es unter 0800-3344533.

Die Deutsche Depressionshilfe hat auf ihrer Homepage zudem weitere Informationen zu ersten Beratungsstellen, Krisendiensten, Onlineforen und Selbsthilfegruppen veröffentlicht.

Was muss sich ändern?

Der Kabarettist Matthias Brodowy, der nach eigenen Angaben selbst vier Jahre wegen Depressionen behandelt wurde, fordert, weiter über das Thema zu sprechen. "Ich wünschte mir, dass unsere Gesellschaft die Krankheit Depression besser verstehen lernt. Sie ist sicherlich schwerer nachzuvollziehen als andere Krankheiten", sagte er der KNA. Umso wichtiger sei es, darüber immer und immer wieder zu reden und sachlich und fundiert zu informieren. Außerdem forderte er mit Verweis auf lange Wartezeiten mehr Therapieplätze - "hier muss die Politik tätig werden".

Chefarzt Lange-Asschenfeldt mahnte: Auch wenn sich die Sichtweise in der Gesellschaft auf psychische Erkrankungen allmählich positiv verändere, hätten Betroffene noch immer mit Stigmatisierung zu tun, was sie neben ihrer Erkrankung häufig zusätzlich belaste.

Um Vorurteile abzubauen, empfahl Lange-Asschenfeldt, auch einen achtsameren Umgang der Gesellschaft mit medizinischem Fachvokabular. Dies sollte vermieden werden, "um Zustände zu beschreiben, die eigentlich der Norm entsprechen. So ist nicht jeder Durchhänger eine Depression oder jede unangenehme Situation ein Trigger."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. September 2023 um 14:54 Uhr.