Ein Mann bekommt eine Tätowierung

Studienergebnisse Wie Tattoo-Farbe im Körper wirkt

Stand: 09.03.2025 09:29 Uhr

Deutsche Forscher haben herausgefunden, dass der menschliche Körper weniger Bestandteile der Tätowierfarbe aufnimmt als bisher angenommen. Trotzdem bleiben Tattoos ein Gesundheitsrisiko.

Von Andreas Kegel, BR

Jeder vierte Mensch in Deutschland ist tätowiert. Bei den jungen Erwachsenen (20-29) sind es sogar fast 50 Prozent. Doch bislang gibt es nur viele Vermutungen und wenige gesicherte Erkenntnisse über die Gesundheitsrisiken von Tattoos.

Ein Fünftel der flüssigen Farbe bleibt im Körper

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) konnte jetzt die Frage beantworten, wie viele flüssige Farb-Bestandteile beim Tätowieren im Körper verbleiben. Für die Studie hat das Bundesinstitut 24 Freiwilligen ein Tattoo spendiert. Die verwendete Menge an Tätowiermitteln wurde exakt dokumentiert. Vor, während und nach dem Tätowieren wurden Urin- und Blutproben genommen. Mithilfe sogenannter Markersubstanzen konnten die Forschenden überprüfen, welche Menge an flüssigen Farb-Bestandteilen tatsächlich im Körper verbleibt. Ergebnis: Es war im Durchschnitt ein Fünftel - viel weniger als bislang angenommen. Der Chemiker Michael Giulbudagian hat die Studie mit betreut. Er meint, "in Zukunft können wir so die Gesundheitsrisiken besser und genauer abschätzen."

Gefahr durch feste Farbpigmente

Ein Großteil der flüssigen Tinte wird bei der Wundheilung wieder ausgeschieden. Das ist die gute Nachricht für alle Tätowierten. Aber - und das ist ein großes aber - Tattoofarben haben auch feste Bestandteile - vor allem die Farbpigmente. Sie enthalten potenziell schädliche Substanzen wie polyzyklische Kohlenwasserstoffe, aromatische Amine und Metalle.

Und die bleiben ein Gesundheitsrisiko, sagt die Epidemiologin Milena Förster von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) in Lyon. "Für mich als Krebsforscherin ist viel wichtiger, was eigentlich mit den Pigmenten passiert. Die sind weniger löslich. Die werden nicht ausgespült vom Körper. Sondern das meiste von ihnen geht in die Lymphknoten.“

Krebsrisiko steigt an

Die Tätowierfarbe färbt nicht nur die Haut, sondern nachweislich auch die Lymphknoten. Und diese Belastung mit Fremdstoffen kann ein Krebsrisiko sein, so die Aussage einer aktuellen schwedischen Studie mit 12.000 Teilnehmenden. Laut Studienleiterin Christel Nielsen von der Universität Lund ist das Risiko, an Lymphomen zu erkranken, bei Tätowierten um ein Fünftel erhöht.

Noch fehlt es an weiteren epidemiologischen Studien, um das Ergebnis zu bestätigen. Doch auch Krebsforscherin Milena Förster sieht Risiken durch die Farbstoffe und Metalle, die in der Tinte enthalten sind. "Pigmente werden im Gegensatz zu Bakterien und Viren von Immunzellen nicht als Gefahr erkannt. Eventuell stimulieren sie das Immunsystem ohne Unterlass, und das führt zu einer chronischen Entzündung und die sind für einen Großteil von Krebserkrankungen verantwortlich."

Häufige Folge: Allergien und Infektionen

Beim Stechen von Tattoos wird die Hautbarriere gestört, Erreger können leichter in die Haut eindringen. Hygiene ist deshalb das A und O beim Tätowieren. Etwa bei fünf Prozent der Tätowierten kommt es zu Komplikationen, so die Lyoner Forscherin. Die häufigste Nebenwirkung ist eine Unverträglichkeit gegenüber den Tattoo-Pigmenten. Meist bleibt es bei Juckreiz, doch kommt es zu einer starken allergischen Reaktion wie einem Granulom (Knotenbildung), muss oft operiert werden, da das Tattoo bis in die tiefere Lederhaut geht.

Tattoo-Entfernung mit Laser

Auch eine Tattoo-Entfernung sei mit Risiken verbunden, meint Michael Giulbudagian vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Denn beim Lasereinsatz werden die Farbpartikel zerkleinert. In Laborexperimenten wurden dabei krebserregende Abbauprodukte gefunden.

Was man selbst tun kann

Um Risiken zu minimieren, haben die beiden Tattoo-Experten ein paar einfache Tipps: Ein seriöses Studio auswählen, das ein Vorgespräch führt. Und nur Farben verwenden, die laut Etikett mit der EU Verordnung REACH konform sind. Mehr als 4.000 Substanzen sind inzwischen in der EU verboten. Wie gefährlich Tattoos wirklich sind, soll eine deutsch-französische Langzeitstudie zeigen, die 2027 abgeschlossen ist.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 06. März 2025 um 06:13 Uhr.