Klimaerwärmung Meeresspiegel steigt schneller als erwartet
Seit 20 Jahren hat die grönländische Eisdecke rund 4,7 Billionen Tonnen Eis verloren und so rund 1,2 Zentimeter zum weltweiten Meeresspiegelanstieg beigetragen. Das Eis schmelze deutlich schneller als erwartet, so dänische Wissenschaftler.
Seit Beginn der Messungen im April 2002 habe der grönländische Eisschild 4700 Kubikkilometer Schmelzwasser verloren, teilte Polar Portal, die Dachorganisation dänischer Arktisforschungsinstitute, mit. Damit ließe sich die gesamte Fläche der USA einen halben Meter unter Wasser setzen. Besonders stark schmelze der Eisschild an den Küsten des dänischen Selbstverwaltungsgebiets Grönland, heißt es in der Studie, die auf Daten des amerikanisch-deutschen Satellitenprogramms "Grace" basiert. Insbesondere die Westküste Grönlands sei betroffen.
Klimaforscher sind besorgt
Diese neuen Zahlen zeigten, dass das Eis schneller schmelze als bisher angenommen, so der Klimaforscher Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Meeresforschung im Gespräch mit tagesschau24. Der Trend, der sich abzeichne, sei beunruhigend. Denn die 1,2 Zentimeter Meeresspiegelanstieg bezögen sich nur auf das Eis des Grönländischen Eisschildes. Das zeige, dass dort Prozesse ablaufen, die die Wissenschaft vielleicht unterschätzt habe.
Wenn sich das alles addieren würde und der Anstieg des Meeresspiegels über die nächsten 30 oder 40 Jahre nicht bei 80 Zentimetern liegen sollte, sondern vielleicht bei 1,50 Meter - dann sei das auch für Städte wie Hamburg, viele andere Hafenstädte und die Inselstaaten ein großes Problem, so der Wissenschaftler.
Eisschmelze in Grönland drei bis vier Mal schneller
Eine Ende Januar von der US-Raumfahrtbehörde NASA veröffentlichte Studie führt die beschleunigte Eisschmelze in Küstennähe auf die Erwärmung des Arktischen Ozeans zurück. In der Arktis ist die Erderwärmung besonders alarmierend: In den vergangenen Jahrzehnten schritt sie dort laut den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen drei bis vier Mal so schnell voran, wie im weltweiten Durchschnitt.
Klimamodelle werden immer genauer
Klimaforscher Visbeck geht davon aus, dass es in den kommenden Jahren immer genauere Klimamodelle geben wird. Schon jetzt zeige sich, dass Satelliten, die die NASA und auch die ESA in die Atmosphäre geschickt haben, für eine viel bessere Datenlage sorgten. Dadurch zeige sich, dass die Erwärmung schneller voranschreite, als bisher gedacht. Und so sehe man eine Verstärkung der Auswirkungen des Klimawandels in den polaren Regionen und damit auch im Gesamtsystem.