Nach den Waldbränden Neues Leben aus verkohlten Bäumen
Die Stämme verkohlt, der Waldboden rußschwarz: Die Brände der vergangenen Wochen haben große Kiefernflächen zerstört. Das kann auch eine Chance für den Waldumbau sein - doch es braucht Zeit.
Noch immer riecht es verbrannt, wenn man den Wald bei Beelitz-Heilstätten in Brandenburg betritt. Vor gut fünf Wochen ist die Feuerwehr hier abgezogen. Zwei Wochen lang hatte es auf einer Fläche von 200 Hektar gebrannt. Auf den ersten Blick sieht es in dem Waldstück nicht allzu dramatisch aus.
Die Bäume stehen noch. Doch die Stämme der Kiefern sind verkohlt und der Waldboden ist rußschwarz. Über kurz oder lang werden die Kiefern absterben. Denn das Feuer hat die Bäume so stark angegriffen, dass sie kein Wasser und keine Nährstoffe mehr aufnehmen können.
Pflanzen nutzen Wasserreserven
Eine verheerende Bilanz für den stellvertretenden Waldbrandschutzbeauftragen und Förster Phillipp Haase. Doch die Natur kämpft sich schon jetzt, wenige Wochen nach dem Brand, zurück. Es sind vor allem die Laubbäume, die schon wieder wachsen. "Die verkohlte Birke versucht von unten neu auszutreiben. Und wie wir sehen, macht sie das auch sehr erfolgreich, obwohl wir hier in den letzten Wochen keinen Niederschlag hatten", sagt Haase. "Die letzten verfügbaren Wasserreserven werden hier für den Neuaustrieb genutzt." Die Kiefern seien jedoch endgültig zerstört.
Auch Farn und Gräser haben sich auf dem verkohlten Boden schon wieder vorgearbeitet - und das, obwohl es hier seit dem Brand kaum nennenswert geregnet hat. Nach einem Waldbrand sei das Ökosystem erstmal zurück auf Anfang gesetzt, sagt Christiane Schröder vom NABU Brandenburg.
Biologin Christiane Schröder im Waldbrandgebiet bei Beelitz-Heilstätten. Vor fünf Wochen hat es hier noch gebrannt.
Wenig Regen erschwert die Regeneration
Viele Lebewesen haben den Brand nicht überlebt. Vor allem Kleintiere wie Spitzmäuse oder Zauneidechsen, von denen es hier in den Kiefernwäldern viele gibt, sind dem Brand zum Opfer gefallen. Aber einzelne Käfer, Spinnen und Waldameisen sind schon wieder da. "Je nachdem wie heiß es geworden ist und wie schnell der Brand drüber weggegangen ist, können die auch überlebt haben in den unteren Schichten", sagt die Biologin vom NABU.
Die Tierwelt kommt nur zaghaft zurück, auch weil es in den vergangenen Wochen kaum nennenswert geregnet hat. "Es ist einfach zusätzlich zu dem Brand auch noch viel zu trocken, sodass hier Wiederbesiedlung unter erschwerten Bedingungen vorangeht."
Hier hat es vor vier Jahren gebrannt. Inzwischen ist ein neues Ökosystem entstanden. Es wachsen vor allem Laubbäume wie Birke und Pappel.
Ein anderes Ökosystem entsteht
Zwei Kilometer entfernt zeigt sich, wie sich die Natur nach dem Neustart verändern kann. Auf dieser Fläche hat es vor vier Jahren gebrannt.
Heute stehen hier mannshohe Birken und junge Pappeln. Nach dem Brand wurden die verbrannten Kiefern entfernt. Auf der offenen Fläche entstand so ein ganz anderes Ökosystem. "Was wir hier auf der Fläche haben sind viele bodenbrütende Vogelarten, die wir so im Wald nicht mehr finden. Heuschrecken kann man sehen, wenn man einmal über die Fläche läuft, die findet man in der Artenvielfalt einfach nicht im Wald." Es entsteht ein neuer Wald. Aber das braucht Zeit, sagt Förster Phillipp Haase. "Waldumbau ist keine Aufgabe von drei oder fünf Jahren, sondern eine Generationsaufgabe."
Der NABU fordert deshalb beim Waldumbau zukunftsfähige Konzepte. Neben verschiedenen Laubbaumarten brauche es auch Feuerlöschteiche im Wald oder Kanten und Hügelstrukturen, die Rückzugsräume für Tiere zulassen. Dann könne ein Waldbrand auch eine Chance sein, so die Expertin. Die Chance müsse aber von den Menschen auch als solche erkannt werden.