Weltwetterorganisation 2023 wohl wärmstes Jahr seit Messbeginn
Zum Auftakt der Weltklimakonferenz haben die Vereinten Nationen einen vorläufigen Bericht vorgelegt. Demnach hat 2023 reihenweise Klimarekorde gebrochen - und dürfte vermutlich das wärmste Jahr seit der Industrialisierung werden.
Das Jahr 2023 wird nach Einschätzung von Klimaexperten der Vereinten Nationen (UN) wohl das wärmste Jahr seit der Industrialisierung werden. Der Abstand zu den vorher heißesten Jahren 2016 und 2020 sei schon bis Ende Oktober so groß gewesen, dass November und Dezember daran praktisch nichts mehr ändern könnten, berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem vorläufigen Bericht zum Auftakt der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai.
Demnach lag die globale Durchschnittstemperatur schon bis Ende Oktober rund 1,4 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Für 2024 rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit noch höheren Temperaturen. Das bislang heißeste Jahr war 2016 mit plus 1,3 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900.
Erwärmung von bis zu 2,9 Grad bis 2100 möglich
Um einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden, hatte die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Laut einer aktuellen Prognose der UN bewegt sich die Erde angesichts weiter steigender Treibhausgas-Emissionen derzeit aber auf eine gefährliche Erwärmung um 2,5 bis 2,9 Grad bis zum Jahr 2100 zu.
Laut der WMO, die ihren endgültigen Klimazustandsbericht für 2023 Anfang 2024 vorlegen wird, waren die vergangenen neun Jahre die neun wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Allein das Jahr 2023 habe bereits eine ganze Reihe von Klimarekorden gebrochen, erklärte die WMO. Zu den aktuellen Rekordtemperaturen trägt den Klimaforschern zufolge aber auch das seit dem Sommer andauernde Wetterphänomen El Niño bei.
WMO-Chef: "Wir drohen den Wettlauf zu verlieren"
Treibhausgaswerte, globale Temperaturen, der Anstieg der Meeresspiegel und Schmelze des Meereises in der Antarktis seien auf Rekordniveau, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Er sprach von einer "ohrenbetäubenden Kakophonie gebrochener Rekorde". Dies seien "mehr als nur Statistiken", sagte Taalas. "Wir drohen den Wettlauf um die Rettung unserer Gletscher und die Begrenzung des Meeresanstiegs zu verlieren", sagte er und verlangte von den Delegierten der 28. UN-Klimakonferenz sofortige Maßnahmen für mehr Klimaschutz.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte eine Verdreifachung des Angebots erneuerbarer Energien und eine Verdoppelung der Energieeffizienz sowie einen umgehenden Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Der Bericht zeige, "dass wir in tiefen Schwierigkeiten stecken", sagte er in einer Videobotschaft an die Klimakonferenz.
Al-Jaber: Jeder muss seinen Beitrag leisten
Auch Sultan Ahmed al-Jaber, der als Vertreter der gastgebenden Vereinigten Arabischen Emirate zum Konferenzpräsidenten gewählt wurde, rief in einer Rede zu einer Kurskorrektur auf. Er bekräftigte das Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Für den Klimaschutz müsse jetzt "jede Nation, jeder Sektor und jeder von uns" seinen Beitrag leisten, sagte al-Jaber, der ebenfalls Chef des staatlichen emiratischen Ölkonzerns ist. Weiter unterstrich er die Bedeutung der Klimafinanzierung und des geplanten Aufbaus eines Fonds zum Ausgleich klimabedingter Schäden.
Der Chef des UN-Klimasekretariats UNFCCC, Simon Stiell, rief zu einer vollständigen Abkehr von fossilen Energieträgern auf. "Wenn wir nicht den endgültigen Ausstieg aus der fossilen Ära einläuten, leiten wir unseren eigenen endgültigen Niedergang ein", sagte Stiell in der Eröffnungssitzung, "Und wir billigen zugleich, dies mit Menschenleben zu bezahlen."
Die deutsche Klima-Sonderbeauftragte Jennifer Morgan forderte ebenfalls ein "Auslaufen der Nutzung fossiler Energieträger und den Umstieg zu einem erneuerbaren Energiesystem". Bislang sei die Menschheit "nicht in der richtigen Spur".