Bericht zu Biodiversität Wilde Arten werden immer mehr ausgebeutet
Fische und andere wild lebende Tiere, aber auch Holz oder Kräuter sind für die Ernährungssicherheit von Milliarden Menschen unverzichtbar. Doch die Ausbeutung und der illegale Handel mit wilden Arten hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht.
Milliarden Menschen sind auf die Nutzung wilder Pflanzen, Fische und anderer Tiere angewiesen. Doch durch die Ausbeutung der Meere und Böden und das damit einhergehende Artensterben seien diese lebenswichtigen Angebote der Natur mehr und mehr gefährdet, heißt es in einem Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) über die nachhaltige Nutzung wild lebender Algen-, Tier-, Pilz- und Pflanzenarten.
"Wilde Arten sind äußerst wichtig für die Lebensmittelsicherheit", betonte Jean-Marc Fromentin, einer der Mitautoren des Berichts. Etwa 50.000 wilde Arten würden genutzt, indem etwa Fische gefangen, Früchte geerntet, Holz geschlagen oder andere Tiere gefangen werden. "Stadtbewohner in reichen Ländern sind sich dessen kaum bewusst, aber wilde Pflanzen werden etwa für Medikamente und Kosmetik genutzt", sagte Fromentin. Viele Speisefische seien wilde Fische, und viele Möbel seien aus Holz, das nicht eigens dafür angebaut werde.
Abhängigkeit größer bei ärmeren Menschen
Die Abhängigkeit von wilden Arten sei bei ärmeren Menschen noch höher, wild lebende Arten seien für Millionen Menschen eine wichtige Einkommensquelle. Wilde Baumarten machten zwei Drittel der globalen Industrie mit Rundholz aus. Etwa 2,4 Milliarden Menschen benötigen Holz bei der Essenszubereitung.
Der oft illegale Handel mit wilden Pflanzen, Algen und Pilzen sei eine Milliarden-Dollar-Industrie. Durch illegalen Handel mit wilden Arten würden weltweit die dritthöchsten Einnahmen erzielt, nach dem Menschen- und dem Drogenhandel. Und all das führt zur Ausbeutung: Im Bereich der Fischerei etwa seien nach Schätzungen rund 34 Prozent der wilden Meeresfischbestände überfischt, 66 Prozent würden in biologisch nachhaltigem Ausmaß gefangen.
Aber es gebe signifikante Unterschiede: Länder mit einem stabilen Fischereimanagement hätten inzwischen üppigere Bestände. In Ländern mit wenig Management auf dem Gebiet sei der Status der Bestände oft kaum bekannt. Viele kleine Fischunternehmen seien nicht oder nur wenig nachhaltig, vor allem in Afrika bei Inlands- und Meeresfischerei sowie in Asien, Lateinamerika und Europa bei der Küstenfischerei.
Lernen von den Indigenen
Die Organisation hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Million Arten bedroht sei, die meisten davon durch menschliche Ausbeutung. Um den Artenschutz zu verbessern, müsse in erster Linie der Kampf gegen illegale Fischerei verstärkt werden. Außerdem müsse die Nutzung von Wäldern besser durch Zertifikate geregelt werden. Indigene Völker hätten oft gute Regeln entwickelt, um Arten zu schützen, sagte Fromentin. Dazu zählten der Respekt vor der Natur und die Einrichtung heiliger Zonen, die Schutzgebieten entsprechen.
Der IPBES-Bericht dürfte die Debatten auf der nächsten großen Artenschutz-Konferenz im Dezember in Montréal beeinflussen. Dort soll ein Rahmen für den Artenschutz bis 2050 festgelegt werden.