Studie der WHO Alkohol verursacht weltweit Millionen Tote
Ob Feierabendbier oder Wein zum Essen: Oft gehört Alkoholkonsum einfach dazu. In einer Studie warnt die WHO vor schweren Gesundheitsschäden und fordert schärfere Maßnahmen - denn zu häufig ende das Trinkverhalten tödlich.
Etwa 2,6 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit an den Folgen von Alkohol - davon rund 2 Millionen Männer. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation zu Suchtverhalten hervor. Weitere 209 Millionen Menschen und damit rund 3,7 Prozent der Weltbevölkerung sind abhängig von Alkohol. Hinzu kommen 200 Millionen, die einen zumindest problematischen Alkoholkonsum haben.
Seit 2010 sei zwar weltweit ein gewisser Rückgang des Alkoholkonsums und der damit verbundenen Schäden zu verzeichnen. "Die gesundheitliche und soziale Belastung durch Alkoholkonsum ist jedoch nach wie vor inakzeptabel hoch“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Das von der WHO gesteckte Ziel, den Alkoholkonsum bis zum Jahr 2030 um 20 Prozent gegenüber dem Jahr 2010 zu senken, könne so nicht erreicht werden.
WHO will härtere Maßnahmen
"Substanzkonsum schadet der Gesundheit erheblich, er erhöht das Risiko chronischer Krankheiten und psychischer Störungen und er führt tragischerweise jedes Jahr zu Millionen vermeidbarer Todesfälle", so Ghebreyesus weiter.
Die WHO fordert, die Länder müssten mehr tun, damit weniger getrunken werde. Das gehe zum Beispiel mit Werbeverboten und Verkaufseinschränkungen sowie über hohe Preise. Die Gesellschaften müssten sich dringend zu mutigen Maßnahmen gegen den Alkoholkonsum verpflichten, so Ghebreyesus.
Die WHO macht keine Aussage dazu, wie viel Alkohol unproblematisch wäre. "Es gibt keinen risikofreien Alkoholkonsum", sagte Vladimir Poznyak, Leiter der zuständigen WHO-Abteilung. Es komme aber auch auf die Umstände an. Ein Glas Wein in der Freizeit könne ein geringes Risiko bedeuten, aber bei jemandem, der eine komplizierte Maschine bedienen muss, ein hohes. Sein Ratschlag: "Weniger ist mehr." Jeden Tag zwei Gläser Wein oder zwei Flaschen Bier, das sei zu viel.
Deutschland an der Spitze
Die höchsten Todesraten im Zusammenhang mit Alkohol seien in Europa und Afrika zu finden. In Ländern mit niedrigem Einkommen sind die Todesraten aufgrund von Alkoholkonsum pro konsumiertem Liter Alkohol am höchsten, in Ländern mit hohem Einkommen wiederum am niedrigsten.
Deutschland liegt beim Alkoholkonsum weltweit mit an der Spitze, wie aus den WHO-Zahlen hervorgeht. Demnach trank im Jahr 2019 jeder über 15 Jahren im Schnitt 12,2 Liter Reinalkohol - der internationale Durchschnitt liegt bei 5,5 Litern. Damit gehört Deutschland zu den zehn Ländern mit dem höchsten Konsum.
Die WHO macht selbst keine genauen Ranglisten der Länder, weil es bei allen Zahlen Fehlerbereiche gibt, wie sie sagt.
Unterschiede bei der Art des Alkohols
Der Studie zufolge werden in osteuropäischen Ländern besonders häufig Spirituosen getrunken. Länder in Süd- und Westeuropa sind mehr von Weinkonsum geprägt. Deutschland gehört der Studie zufolge zu den zentral- und westeuropäischen Ländern, die durch viel Biertrinken und vergleichsweise wenig konsumierte Spirituosen definiert sind.
Die Gesamtmenge des konsumierten reinen Alkohols unterscheidet sich jedoch nicht so stark. Sie lag zwischen 9,2 Litern in den vor allem Wein trinkenden südeuropäischen Ländern wie Frankreich, Italien und Griechenland und 12,0 Litern in den osteuropäischen Ländern wie Estland, Lettland und Litauen.