
60. Todestag Erinnern an Malcolm X - und eine Klage gegen das FBI
Er war eine Ikone der US-Bürgerrechtsbewegung. Vor 60 Jahren wurde Malcolm X erschossen. Seine Tochter ist überzeugt, dass FBI und CIA involviert waren. Sie und ihre Schwestern haben Klage eingereicht.
Der Tatort nördlich von Harlem, an dem Malcolm X vor 60 Jahren erschossen wurde, ist heute eine Gedenkstätte. Damals war es ein Ballsaal, der auch als Auditorium genutzt wurde. Malcolm X hatte gerade seine Rede begonnen, als plötzlich mehrere Männer auf das Podium stürmten und ihn mit 21 Schüssen töteten.
Die Täter kamen aus dem Umfeld der "Nation of Islam", jener radikalen Bewegung also, von der sich Malcolm X ein Jahr zuvor losgesagt hatte. Er wurde als Verräter hingerichtet. Auch weil er entschlossen war, enger mit Martin Luther King zusammenzuarbeiten, sagt seine Tochter Ilyasah Shabazz im Interview mit dem ARD-Studio New York: "Sie verfolgten das gleiche Ziel: die Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Und sie respektierten sich als Brüder."
Malcolm X distanzierte sich von der "Nation of Islam"
Zwar traf Malcolm X nur einmal mit Martin Luther King zusammen, knapp ein Jahr vor seiner Ermordung. Doch in dieser Zeit bemühte er sich um eine engere Zusammenarbeit aller schwarzen Bürgerrechtsgruppen. Ihr Vater habe zwar bezweifelt, dass Martin Luther Kings völliger Verzicht auf Gewalt ausreichen würde, sagt Shabazz. Aber ihr Vater habe nicht explizit zur Gewalt aufgerufen, beteuert seine heute 62-jährige Tochter.
Dies wird auch im letzten Interview deutlich, das Malcolm X einen Monat vor seiner Ermordung dem kanadischen Fernsehen gab. Keinesfalls rufe er Schwarze zu Gewaltaten gegen Weiße auf, betonte er darin. Und er lehne Rassentrennung und Rassismus ab. Damit distanzierte sich Malcolm X von seinen früheren Gefolgsleuten der "Nation of Islam", die gegen ein Zusammenleben von Schwarz und Weiß waren.
Ermordung vor den Augen seiner Familie
Die tödlichen Schüsse auf ihren Vater vor genau 60 Jahren erlebte Ilyasah Shabazz als knapp Dreijährige auf dem Schoß ihrer Mutter. Erinnerungen daran hat sie jedoch kaum. Ihre Mutter wusste spätestens eine Woche zuvor um die Gefahr. Da ging das Haus der Familie in Flammen auf. "Ich muss immer an meine junge Mutter denken. Sie war nicht mal 30 Jahre alt, hatte vier kleine Töchter", sagt Shabazz. "Und sie war schwanger mit Zwillingen, als es einen Brandanschlag auf ihr Haus gab."
Für sie sei ihre Mutter Betty Shabazz genauso stark wie ihr Vater, sagt die Tochter im ARD-Interview: "Als sie an diesem Morgen ihr schönes Kostüm anzog und ihre Töchter mitnahm, konnte sie nicht ahnen, dass sie die Ermordung ihres Mannes miterleben musste." Trotz der traumatischen Erfahrung habe ihre Mutter in den Jahren danach dafür gesorgt, dass ihre Töchter eine stabile Kindheit hatten.
Klage gegen US-Sicherheitsbehörden
Dass Ilyasah Shabazz ihren charismatischen Vater nur aus Büchern und Erzählungen kennenlernen konnte, schmerzt sie. Zumal mittlerweile aus freigegebenen Akten und Archivdokumenten deutlich wurde, dass die US-Sicherheitsbehörden vom Mordplan wussten und möglicherweise sogar daran beteiligt waren.
Deshalb haben Ilyasah Shabazz und ihre Schwestern Mitte November eine millionenschwere Klage eingereicht: gegen das FBI, die CIA und die New Yorker Polizei. Der Vorwurf: Zwischen den Mördern und den Sicherheitsbehörden habe es Kontakte und Absprachen gegeben. Noch steht nicht fest, wann der Prozess beginnen wird.