Anhörung im US-Kongress Komplettverbot für TikTok?
Die Kurzvideo-Plattform TikTok steht zunehmend in der Kritik, weil Sicherheitsbehörden befürchten, dass die chinesische Regierung Zugang zu den Daten aus der App hat. Nun stellte sich Firmenchef Chew den Fragen der US-Abgeordneten.
Sichtlich angespannt versuchte der 40-jährige TikTok-Topmanager aus Singapur die Sicherheitsbedenken bezüglich der chinesischen Video-App auszuräumen.
"Wir haben von den Sorgen gehört hinsichtlich eines möglichen unerwünschten ausländischen Zugriffs auf US-Daten und einer möglichen Manipulation des TikTok Systems", sagte Shou Chew und bekräftigte im gleichen Atemzug, dass seine Firma sensible Daten der rund 150 Millionen US-Nutzer durch eine neue Firewall schützen werde.
Er argumentierte außerdem, Bytedance - der chinesische Mutterkonzern von TikTok - sei weder im Besitz, noch werde er kontrolliert von der chinesischen Regierung. 60 Prozent von TikTok gehörten ohnehin globalen Investoren.
US-Abgeordnete mit bohrenden Fragen
Der republikanischen Ausschussvorsitzenden Cathy McMorris Rodgers sah man ihre Skepsis an. Ob Chew hundertprozentig ausschließen könnte, dass die chinesische Regierung Einfluss auf die Inhalte habe, fragt sie Chew - mit feindseligem Unterton.
Die Abgeordneten im Ausschuss für Energie und Handel im US-Repräsentantenhaus stehen TikTok und seinem CEO zweifellos kritisch gegenüber. Aus zwei Gründen: Erstens befürchten sie, die chinesische Regierung könnte durch TikTok Zugang zu sensiblen Nutzerdaten von Amerikanern bekommen. Und zweitens könnte Chinas Führung TikTok für ihre eigenen Interessen - sprich Propaganda - missbrauchen.
Ob jemand aus der chinesischen kommunistischen Partei diese Anhörung mit Chew diskutiert habe, will der Kongressabgeordnete Burgess aus Texas wissen. TikTok-Chef Chew verneinte vehement.
Komplettverbot trotz Kritik unwahrscheinlich
Zahlreichen Abgeordneten ging es auch um den Schutz von Kindern und Teenagern. Sie warfen dem TikTok-Manager vor, sein Unternehmen sei eine Gefahr für die psychische Gesundheit von Jugendlichen, führe nicht selten zu Angstzuständen und Depressionen.
"Sie geben keine direkten Antworten, wir finden sie nicht glaubwürdig", so der Kongressabgeordnete Dunn aus Florida. Die Vorsitzende Cathy McMorris Rodgers richtete sich direkt an die amerikanische Bevölkerung: "TikTok ist eine Waffe der chinesisch-kommunistischen Partei, euch auszuspionieren und zu manipulieren. Ein Verbot der App ist nur eine kurzfristige Lösung."
Dass es in den USA aber tatsächlich zu einem Komplettverbot von TikTok kommt, ist eher unwahrscheinlich. Die US-Regierung und die Demokraten wollen nicht riskieren, ihre jungen Wähler zu verprellen. Auf ihre Stimmen könnten sie bei den nächsten Präsidentschaftswahlen angewiesen sein.