
Nahost Ringen um die zweite Phase der Waffenruhe
Seit 500 Tagen hält die Hamas Geiseln fest - so lange dauert auch der Krieg. In Kürze sollen die Gespräche über eine zweite Phase einer Waffenruhe anlaufen. Doch noch sind entscheidende Fragen offen.
Immer noch sind 73 israelische Geiseln im Gazastreifen - seit 500 Tagen sind sie in der Hand der islamistischen Hamas. Wie viele von ihnen noch am Leben sind, darüber kann nur spekuliert werden. Möglicherweise nur die Hälfte.
Landesweit gingen am Morgen die Menschen auf die Straße, um auf die Regierung Druck auszuüben, nun die zweite Phase der Waffenruhe zu verhandeln - die würde unter Umständen die Freilassung aller in Gaza verbliebenen Geiseln vorsehen.
"Entscheidenden Gespräche beginnen jetzt"
Im Telefoninterview mit dem israelischen TV-Kanal 12 macht der Nahost-Beauftragte der US-Regierung, Steve Witkoff, deutlich: Die entscheidenden Gespräche zu dieser möglichen zweiten Phase beginnen jetzt.
"Ich habe mit den Israelis, den Katarern und den Ägyptern über die Ausarbeitung eines Zeitplans gesprochen, wie wir mit den Gesprächen der zweiten Phase beginnen würden. Und alle sind dafür aufgeschlossen. Und so wird das hoffentlich diese Woche passieren", sagt Witkoff.
Enge Zusammenarbeit von USA und Israel
Israel und die neue US-Regierung unter Donald Trump arbeiten eng zusammen - enger als unter Ex-Präsident Joe Biden. Daraus macht Benjamin Netanjahu keinen Hehl. Israels Premier hat sich zudem Trumps Rhetorik zu eigen gemacht.
Auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem neuen US-Außenminister Marco Rubio sagte Netanjahu: "Präsident Trump und ich kooperieren voll und stimmen uns ab. Wir haben eine gemeinsame Strategie, die wir nicht immer im Detail mit der Öffentlichkeit teilen. Auch nicht, wann die Tore der Hölle geöffnet werden, was sicherlich passieren wird, wenn nicht alle unsere Geiseln freigelassen werden - bis auf den letzten."
Was soll aus der Hamas werden?
Die Frage ist: Wie soll mit den Menschen im Gazastreifen verfahren werden? Was soll aus der Hamas werden, die in Gaza noch immer im täglichen Leben stark präsent ist, und deren militärische Fähigkeiten auch weiterhin nicht zu unterschätzen sind?
Osama Hamdan aus der Hamas-Führungsriege macht im Interview mit dem arabischen Sender al-Arabiya deutlich, dass die Terrororganisation in Zukunft zusammen mit anderen palästinensischen Organisationen weiterhin eine gewichtige Rolle spielen möchte.
"Was wir als Palästinenser jetzt tun müssen, ist, durch internen Dialog eine gemeinsame Basis zu finden, die es uns ermöglicht, zwei Hauptziele zu erreichen: die Verhinderung einer Rückkehr des Krieges in den Gazastreifen und die Einleitung des Wiederaufbaus", erklärt Hamdan. Die Hamas habe in dieser Hinsicht große Flexibilität gezeigt.
"Gazaner haben im Gazastreifen nichts zu suchen"
Es ist eine Perspektive, die von der israelischen Regierung abgelehnt wird, vor allem von den rechtsextremen Parteien im Kabinett. Finanzminister Bezalel Smotrich kündigt im israelischen TV an, dass nun zwei Teams gebildet werden - eines aus Israel und eines aus den USA. Sie sollen ausloten, inwieweit Trumps Plan zur Umsiedelung der Palästinenser aus Gaza verwirklicht werden kann.
Smotrich selbst lässt keinen Zweifel daran, was er davon hält: "Ich denke, der Großteil der Menschen im Gazastreifen wird gehen. Das ist ein Prozess, der hoffentlich in den kommenden Wochen beginnen wird. Die Gazaner haben im Gazastreifen in den nächsten zehn bis 15 Jahren nichts mehr zu suchen."
Am Abend will sich Israels Sicherheitskabinett abstimmen, wie aus seiner Sicht die zweite Phase der Waffenruhe aussehen könnte.